Baustelle am Stadthaus 20 Tonnen Stahl hängen am Haken

BONN · Am Mittwoch wurde die Dachkonstruktion an der Stadthaus-Haltestelle eingehoben. Bis Oktober soll die Haltestelle dann endgültig fertiggestellt sein.

Blaulicht und orangenfarbenes Warnlicht erhellen den Berliner Platz in der Nacht. Es ist Mittwochmorgen, ein Uhr, als einer der Bauarbeiter der Baustelle der neuen Stadthaus-Haltestelle zu seinen Kollegen ruft: "Es geht los! Sie kommen!"

Der Berliner Platz ist in Fahrtrichtung Alter Friedhof seit 22 Uhr gesperrt. Aus Richtung Bornheimer Straße rollt, von der Polizei eskortiert, ein 26 Meter langer Schwertransporter zu der Baustelle. Geladen hat er einen 19,8 Tonnen schweren Stahlkorpus, der als Dach der neuen Haltestelle fungieren soll. Es ist 21 Meter lang und rund 5,60 Meter breit.

"Das wird verdammt knapp - ich bin gespannt, wie der Fahrer hier um die Ecke kommen möchte", sagt einer der beiden Kranführer, die später das Dach einheben werden. Zwei 70-Tonnen-Mobilkrane stehen bereit, um das schwere Bauteil anzuheben.

Die Konstruktion zum Ziel zu bringen ist knifflig

Thorsten Köstermann, der den Tieflader mit der Dachkonstruktion fährt, stoppt die Zugmaschine, steigt aus, dreht sich eine Zigarette und begutachtet zusammen mit Polizisten die Strecke: Irgendwie muss er seinen Transporter zum Bestimmungsort unterhalb des Stadthauses bringen. Während die Kollegen skeptisch sind, lässt Köstermann seinen Lastwagen in Richtung Landgericht rollen und fährt langsam um die Kurve, die Polizei sperrt indes alle umliegenden Straßen.

Letztendlich kann der 47-Jährige seine Fracht um 1.21 Uhr direkt an der Baustelle in Position bringen. "Es war ein bisschen knifflig mit der Kurve da hinten, aber da hatte mein Begleiter, der die hintere Achse per Fernbedienung steuerte, ein wenig mehr Arbeit, als ich", sagt Köstermann.

Das Stahlbauteil kommt aus Düren, um 22 Uhr sei er dort losgefahren - auf dem Weg nach Bonn mussten noch einige Straßenschilder entfernt werden. Während Arbeiter das Dach begutachten und an die Seile der Kräne hängen - kocht sich Köstermann einen Kaffee in seinem Führerhaus. "Das kann jetzt noch dauern", weiß der 47-Jährige. Seit 14 Jahren fährt er europaweit Schwertransporte.

Kurz vor drei schwebt die Konstruktion durch die Luft

Kurz vor drei Uhr, als der Fahrleitungsdraht der Stadtbahn abgeschaltet ist, gibt es das Signal, auf das alle gewartet haben: "Es kann losgehen!" Vorsichtig heben die beiden Kranführer den Stahlkorpus in einem Stück an und manövrieren ihn in die Montageposition auf dem Hochbahnsteig.

Das Dach wird behutsam auf vier Hilfsstützen auf dem Bahnsteig abgelegt. Immer wieder erhalten die Kranführer Anweisungen per Funk. Arbeiter halten mit Hilfe von Seilen das Dach in Position, sonst würde es zu sehr schwingen.

Als das Dach in seine Position gehoben ist, verschrauben die Arbeiter es anschließend mit den Dachmasten. Die Baustelle am Stadthaus wird voraussichtlich im Oktober fertiggestellt und kostet insgesamt rund 5,4 Millionen Euro, die größtenteils aus der ÖPNV-Pauschale des Landes NRW finanziert werden.

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