Kurfürstenbad in Bad Godesberg 1742 Unterschriften für den Erhalt

BAD GODESBERG · Der Widerstand gegen die drohende Schließung des Kurfürstenbads wächst weiter. Allein 742 Unterschriften hat Franziska Zeitler von der Bürgerinitiative zum Erhalt des Hallenbades am Donnerstag Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch übergeben.

Ergänzt wird ihre Sammlung zu einem späteren Zeitpunkt durch Listen, auf denen die Bürger beim Stadtfest am vergangenen Wochenende unterschreiben konnten, die sie aber am Donnerstag noch nicht vorliegen hatte.

Doch das war nicht alles. Hinzu kam die Liste mit den Unterzeichnern einer Internet-Petition zur Rettung des Kurfürstenbades, die Gabriele Nettekoven ins Leben gerufen hatte – online waren in nur sechs Tagen 1000 Unterschriften zusammengekommen. Das Ende der Fahnenstange ist aber nicht erreicht: Die Petition läuft noch einige Wochen, und stetig kommen neue digitale Unterschriften hinzu.

Am Donnerstagabend zum Beispiel hatten bereits 1 058 Bürger unterzeichnet. „Wir sprechen uns für das Kurfürstenbad und nicht gegen andere Bäder aus“, betonte Zeitler, die die Unterschriften gemeinsam mit Nettekoven und Rüdiger Schneider von der Physiotherapie-Praxis im Kurfürstenbad übergab. Man wünsche sich ein gesamtstädtisches, kreatives Konzept. Ferner kritisierte sie die von CDU und Grünen in Auftrag gegebene Bürgerbefragung (der GA berichtete).

„Ich unterstütze das Anliegen der Initiative“, sagte Nimptsch. und verwies darauf, dass die Verwaltung nicht für die Schließung des Kurfürstenbades votiert habe – nach Meinung der Stadt sei die beste Lösung „ein tolles Bad im Norden und eins im Süden“. Auch teile er die Kritik an der Bürgerbefragung, „aber auch das war nicht der Vorschlag der Verwaltung“.

Aufmerken lässt weiterhin die Diskrepanz, die die Telefonumfrage zum Ergebnis einer erst wenige Wochen zuvor veröffentlichten Umfrage der Institute Infas und nhi² AG aufweist. Bei dieser hatten die Meinungsforscher keine konkreten Sparmodelle zur Wahl gestellt. Außerdem ging es in der auf Eigeninitiative der Marktforscher entwickelten Befragung nicht nur um die Hallen-, sondern auch um die Freibäder. Eine Frage lautete: „Sind Sie für den Erhalt aller städtischen Badeanstalten, auch wenn dafür an anderer Stelle gespart werden müsste?“ 64 Prozent sagten dazu ja. Bei der Frage, auf welches Bad man verzichten könne, antworteten 29 Prozent mit „weiß nicht“; den „ höchsten“ Wert erreichte mit 15 Prozent das Hardtbergbad, nur neun Prozent nannten das Kurfürstenbad.

Infas und nhi² AG hatten 802 Telefoninterviews geführt. Die Mitarbeiter des Umfragezentrums Bonn telefonierten mit 2510 Bonnern. Diese hatten dabei die Wahl zwischen dem Bestandsmodell (alle Bäder bleiben bestehen, dafür werden die Eintrittspreise um 2,10 Euro erhöht) und dem Veränderungsmodell (Schließung eines der vier Hallenbäder, um Mittel für die Sanierung der anderen drei freizuschaufeln). Anders als bei der Infas-Umfrage wurden den Befragten dabei am Telefon konkrete Hallenbäder zur Auswahl vorgelesen.

51,7 Prozent sprachen sich für das Veränderungsmodell aus; das Kurfürstenbad wurde mit 27,5 Prozent am häufigsten zur Schließung vorgeschlagen. Danach folgten die Beueler Bütt (22,3 Prozent), das Frankenbad (18,7 Prozent) und das Hardtbergbad (16,1 Prozent).

In Bad Godesberg votierten 52,4 Prozent der Befragten für das Bestandsmodell. Vanessa Blum, Projektleiterin bei Infas, führt die Dialektik der abweichenden Umfrageergebnisse auch auf die „völlig verschiedene Art der Befragung“ zurück. Und auf noch einen wesentlichen Unterschied weist sie hin: „Unsere Umfrage zielte nicht darauf ab, eine Entscheidungsgrundlage für die Politik zu sein. Vielmehr haben wir die Bürger aus eigenem Antrieb zu Themen befragt, die die Bonner zurzeit bewegen.“

Bürgerbegehren braucht 9738 Unterschriften

Der Stadtsportbund wartet nach Auskunft des Vorsitzenden Michael Scharf die Ratssitzung am 18. Juli ab, bevor er in Sachen Bürgerbegehren tätig wird. Entscheiden sich die Politiker dafür, dass das Kurfürstenbad geöffnet bleibt, wird nichts unternommen. Votieren sie allerdings für die Schließung, werde man ein mögliches Bürgerbegehren intern besprechen. "Wir müssen auch unsere eigene Logik begutachten", so Scharf. Soll heißen, dass man seine früheren Positionen überprüfen müsse, um dann zu entscheiden, wie es weitergehen wird. Nach Angaben des städtischen Presseamts werden 9738 Unterschriften benötigt, um in Bonn ein Bürgerbegehren zu starten.

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