Ausstellung in der Fabrik 45 100 Bonner zeigen ihre Lieblingsorte

Bonn · Beatrice Treydel präsentiert ihre Porträtserie in der Fabrik 45. Aus 400 Kandidaten suchten die Initiatoren eine repräsentative Auswahl zusammen.

 Freuen sich auf 100 Bonner Köpfe und deren Geschichten: Christian Mack (von links), Jonas Kötter und Gabi Al-Barghouti. Beispielhaft zeigen sie die Porträts der erkrankten Ausstellungsmacherin Beatrice Treydel.

Freuen sich auf 100 Bonner Köpfe und deren Geschichten: Christian Mack (von links), Jonas Kötter und Gabi Al-Barghouti. Beispielhaft zeigen sie die Porträts der erkrankten Ausstellungsmacherin Beatrice Treydel.

Foto: Wein

Jürgen Nimptsch gönnte sich wie so oft am Beginn seiner Arbeitstage als Oberbürgermeister auf dem Weg ins Alte Rathaus einen Fünf-Minuten-Urlaub auf der Rheinnixe, auf dass der Strom alle Sorgen fortspüle. Prinz Jürgen I. und Bonna Nora I. wählten natürlich ihren Prunkwagen beim Rosenmontagszug 2015. Und 98 weitere Bonnerinnen und Bonner zeigten der Hobby-Fotografin Beatrice Treydel ihre Lieblingsorte in der Stadt. Treydel zeigt sie nun ab Donnerstag, 26. November, in der Fabrik 45 an der Viktoriabrücke in 200 ansprechenden Porträts in ihrer ersten Ausstellung unter dem Titel "Gesichter Bonns".

"Die Idee dazu entstand schon vor drei Jahren", berichtet Treydels Partner Christian Mack stellvertretend für die erkrankte Künstlerin. 1984 in Arnstadt in Thüringen geboren, sei die IT-Beraterin viel herumgezogen, ohne aber irgendwo wirklich heimisch zu werden. Bis sie nach Bonn kam - und sich gleich zweimal verliebte. Einmal in die Stadt und auf dem Münsterplatz vor dem Pranger in ihren heutigen Freund. An dieser Stelle ließ Treydel sich selbst porträtieren. "Alles andere war blöd. Nur Bonn ist schön", sagt sie später in einem Telefonat mit dem GA.

Zunächst hätten sie vor allem im Freundeskreis nach Freiwilligen gesucht, die bereit waren, im Studio für ein strenges Schwarz-Weiß-Porträt und einmal an einem Lieblingsort zu posieren. "Bald kamen aber regelrechte Bewerbungen, in denen die Leute erzählten, warum sie Bonn lieben", erzählt Mack. Aus 400 Kandidaten suchten die Initiatoren eine repräsentative Auswahl zusammen. Darunter sind auch prominente Bonner wie der Schauspieler Hans Friedrich, die Grünen-Bundestagsabgeordnete Katja Dörner oder RTL-Nachrichtenchef Peter Kloeppel.

Gesichter Bonns
20 Bilder

Gesichter Bonns

20 Bilder

Am eindrücklichsten ist den Beiden das Treffen mit der erblindeten Autorin Britta Merkle-Lücke in Erinnerung. Die wollte unbedingt einmal an ihren einstigen Wirkungsort im Langen Eugen zurück. Mit einer Sondererlaubnis war das für das Porträt möglich. "Sie konnte zwar den Flur im 21. Stock nicht mehr sehen, aber sie erkannte ihn am Geruch. Und wir sahen im Nebel nichts von der partiellen Sonnenfinsternis zu diesem Zeitpunkt. In dieser Hinsicht waren wir da alle gleich", erzählt Mack.

Auch die Caritas erfuhr übers Internet von der Idee. Mitarbeiter Jonas Kötter hatte parallel eine ganz ähnliche Idee nach einem Vorbild aus New York entwickelt. "Sie passt hervorragend in unser dreijähriges Projekt 'Vielfalt vielwert'". Mit dem künstlerischen Ansatz wolle man Anlässe zu Begegnungen der Bonner schaffen. "Wir möchten, dass die Menschen hier gut leben können, weil sie einander einmal begegnet sind", ergänzt Caritas-Direktor Jean-Pierre Schneider. Deshalb soll die Ausstellung nach der kurzen Gesamtschau in Teilen an sechs belebten Orten in der Stadt wie dem Foyer des Stadthauses oder im Haus der Springmaus gezeigt werden.

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