Europatag am Heinrich-Hertz-Kolleg Zeichen setzen gegen Intoleranz

BONN · Zuckerfest und Karneval, Weißwurst und Paella, Kaya Yanar und Helene Fischer: Es gibt viele Möglichkeiten, sich dem Thema Vielfältigkeit, Flucht, Migration und Integration zu nähern. Die Schüler des Heinrich-Hertz-Europakollegs haben sich ganz unterschiedliche Gedanken dazu gemacht.

 Für das Planspiel "Flucht und Asyl" mussten die Teilnehmer zum Beispiel arabische Worte lernen um weiterzukommen. Wer scheiterte, wurde von anderen überrundet.

Für das Planspiel "Flucht und Asyl" mussten die Teilnehmer zum Beispiel arabische Worte lernen um weiterzukommen. Wer scheiterte, wurde von anderen überrundet.

Foto: barbara frommann

Was bewegt Menschen dazu, ihre Heimat und ihre Familien zu verlassen? Welche Wünsche und Ängste haben sie? Welche Schwierigkeiten müssen überwunden werden? Seit Januar hatten sich die 16- bis 20-Jährigen aller Klassen mit dem Thema "Flucht und Migration" auseinandergesetzt. Jetzt präsentierten sie ihre Arbeiten anlässlich des Europatages in der Schule. Dafür hatten sie Collagen erstellt, ein Planspiel entwickelt, ein Kochbuch mit internationalen Gerichten gebunden, Bücher mit Volksliedern anderer Länder erstellt, Plakate gestaltet und einen Comic gezeichnet.

Um selbst zu erfahren wie es ist, in einem Land zu leben, dessen Sprache man weder spricht noch versteht, mussten die Teilnehmer des Planspiels "Flucht und Asyl" beispielsweise arabische Worte lernen, um weiterzukommen. Wer an dieser Aufgabe scheiterte, der wurde von den anderen überrundet und geriet schnell ins Abseits.

Ganz eindrucksvoll hatte ein anderes Team ein Plakat gestaltet, dessen Seiten durch ein Stück Stacheldraht in der Mitte voneinander getrennt waren. Rechts waren Bilder von überfüllten Flüchtlingsbooten im Mittelmeer, aber auch Fotografien von Notunterkünften nach dem Zweiten Weltkrieg zu sehen. Sorgsam durch den Zaun getrennt, war nebenan ein ganz anderes Europa zu sehen: ein hell erleuchteter Eiffelturm, eine schöne Urlaubsregion an der Adria, glückliche Menschen, Wohlstand.

In Anlehnung an den Spielfilm "Wir sind jung. Wir sind stark" von 2015, der die fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen aus dem Jahre 1992 aufgreift, stand die Diskussion in der Aula des Europakollegs. "Rostock-Lichtenhagen 1992 - aktueller denn je?" lautete die provokante Fragen an diesem Vormittag. Der ehemalige Ausländerbeauftragte von Rostock, Wolfgang Richter, stand den Schülern dabei als Zeitzeuge zur Verfügung. Gemeinsam mit Gereon Flümann von der Bundeszentrale für politische Bildung diskutierten die Schüler über die Ursachen von Fremdenhass und Intoleranz.

In den Pausen gab es auf dem Schulhof Kaffee und frisch gebackene Waffeln. Der Erlös aus dem Verkauf ging an den Verein "Ausbildung statt Abschiebung". Extra für den Europatag flatterten 33 verschiedene Länderfahnen vor der Schule. Denn aus 33 Nationen kommen aktuell die Schüler des Kollegs.

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