SKM Aufbruch aus Bonn Wer nicht zahlen kann, der arbeitet

BONN · "Schwarzfahrer fahren in der Regel schwarz, weil sie kein Geld haben", sagt Karl-Heinz Krems, Staatssekretär des NRW-Justizministeriums. Aus dem gleichen Grund könnten sie, wenn sie erwischt werden, auch die Geldstrafen nicht bezahlen. Die Alternative sei eine Haftstrafe. Von den jährlich rund 40.000 Gefängnisinsassen im Land betreffe das mehr als 5000 Schwarzfahrer und Kleinkriminelle, die hinter Gittern landen, obwohl genau das vermieden werden sollte.

 SKM-Geschäftsführer Reinhard Tetenborg (r.) führt Karl-Heinz Krems vom NRW-Justizministerium durch die "Schatzinsel".

SKM-Geschäftsführer Reinhard Tetenborg (r.) führt Karl-Heinz Krems vom NRW-Justizministerium durch die "Schatzinsel".

Foto: Knopp

Das Justizministerium hat deshalb das Förderprogramm "Schwitzen statt Sitzen" gestartet, an dem jetzt auch die SKM Aufbruch gGmbH teilnimmt. Bereits seit einigen Jahren werden fünf gemeinnützige Träger mit jährlich jeweils 40.000 Euro gefördert, und in diesem Jahr hat die Landesregierung diese Mittel verdoppelt. Man kann also fünf weitere Trägervereine in NRW fördern. Einer davon ist SKM Aufbruch. Krems besuchte gestern die Geschäftsstelle und besichtigte das Second-Hand-Kaufhaus "Schatzinsel".

Die Verurteilten, die sich die Geldstrafe nicht leisten können, können statt der Haftstrafe gemeinnützige Arbeit leisten. Von dem Geld, das SKM Aufbruch erhält, wird laut Geschäftsführer Reinhard Tetenborg ein Sozialarbeiter eingestellt. Er soll Arbeitsstellen finden, Bedenken der Arbeitgeber zur Beschäftigung "Krimineller" lösen und beide Parteien zusammenführen. Der Verein wurde wegen seiner umfangreichen Kontakte zu anderen Trägervereinen ausgewählt.

Das Ganze soll nicht nur die überfüllten Gefängnisse entlasten und verhindern, dass die Täter durch die Haft aus dem Alltag geworfen werden, sondern entlastet auch die Landeskasse: Eine Haftstrafe bedeutet, dass das Land kein Strafgeld kassiert, sondern im Gegenteil Geld ausgeben muss. Laut Justizministerium kostet diese Ersatzfreiheitsstrafe pro Tag und Person etwa 114 Euro. Würde jeden Monat nur ein Täter diese Haft antreten, wäre das Land schon bei Kosten von mehr als 40.000 Euro - aber es sind ja weitaus mehr.

SKM Aufbruch

Der katholische Verein für soziale Dienste SKM Bonn hilft Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Die Abkürzung steht für "Sozialverein katholischer Männer". Das Tochterunternehmen SKM-Aufbruch gGmbH kümmert sich um die berufliche Stabilisierung von schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen. Sie arbeiten in dem Second-Hand-Kaufhaus "Schatzinsel" und anderen Projekten. Dier SKM liegt an der Kölnstraße 367. Infos auf www.skm-aufbruch.de.

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