Freiburger Puppenbühne zu Gast im Augustinum Goethes Faust als Figurentheater

BONN · "Habe nun, ach!, Philosophie, Juristerei und Medizin und leider auch Theologie durchaus studiert, mit heißem Bemühn", stöhnt die glatzköpfige Puppe mit der Nickelbrille, die irgendwie an die einstige Theater-Koryphäe Gustav Gründgens erinnert.

 Faust trifft Kasper: Johannes Minuth führt den Klassiker als Ein-Mann-Theater auf und mischt ihn mit Jahrmarkt-Elementen. Am Sonntag ist er zu Gast im Saal des Augustinums.

Faust trifft Kasper: Johannes Minuth führt den Klassiker als Ein-Mann-Theater auf und mischt ihn mit Jahrmarkt-Elementen. Am Sonntag ist er zu Gast im Saal des Augustinums.

Foto: Freiburger Puppenbühne

Sie sitzt auf der Ein-Mann-Bühne des Freiburger Puppentheaters. "Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor", deklamiert die Puppe weiter den weltberühmten Monolog des Faust aus Johann Wolfgang von Goethes gleichnamigem Stück Weltliteratur, das am Sonntag im Saal des Augustinums zu sehen ist.

Hinter der Bühne lässt Puppentheaterchef Johannes Minuth mit sehr gut artikulierter Originalsprache die Leiden des verzweifelten Forschers Heinrich Faust wieder aufleben. Der Mann fühlt sich in seinem Leben gefangen. Ihn, den Gescheiterten, soll nun Mephistopheles, dieses diabolisch-schwarze Etwas, aus der Frustration und Begierde nach wirklichen Erkenntnissen befreien. Die Tragödie nimmt ihren Lauf.

Minuth bringt den "Faust" als Puppentheater für Erwachsene auf die Bühne. Der Puppenspieler spricht mit wechselnder Stimme alle: den tölpelhaften Faust, den schmierigen Mephisto, das unschuldige Gretchen. Und man spürt, dass der promovierte Germanist hier seine Leidenschaft für die Weltliteratur ausspielt.

Doch dann lässt Minuth das Gretchen dem nach Leben gierenden Bücherwurm Faust im Spiegel zuerst wie eine Claudia Schiffer ähnelnde Barbie-Puppe erscheinen: Er gibt dem alten Stück also durchaus frischen Wind. Nach der tragischen Affäre wird natürlich auch dieses Barbie-Gretchen als gebrochene Frau im Gefängnis enden. Wo dem Schuldigen, dem dank Mephisto lächerlich verjüngten Faust, bei seinem Besuch nicht viel mehr als Stammelei einfällt.

Die Puppenbühne wird der Tragik des Geschehens und selbst der klassischen Literatursprache also durchaus gerecht. Aber sie mischt das hehre Stück eben auch hier und da herzerfrischend mit zeitgenössischen Comic- und Puppenspiel-Elementen. Da lässt Minuth allein sogar die Goethe'sche Walpurgisnacht flackern: mit in gleißendem Licht tanzenden Scherenschnitt-Teufelchen. Dazu wabert tüchtig Theaterdampf über die Bühne.

Goethe soll sich ja einst selbst in Jahrmarktsspielen seiner Zeit Anregungen zu seinem "Faust" geholt haben. Bei der Freiburger Puppenbühne kehrt das große Stück letztlich wieder zu diesen Ursprüngen zurück. Sicher musste Minuth den enormen Stoff stark kürzen.

Als Figur, die den roten Faden spannt, hat er dann eben einfach denjenigen eingebaut, der in keinem Puppenspiel fehlen darf: das Kasperle. Dieser lustige Kerl sorgt dafür, dass im Drama um Gott und Teufel auch tüchtig gelacht werden kann. Und dass auch die Musik nicht zu kurz kommen muss: Das Publikum kann sich auch auf einen echten Puppenbühnen-Blues freuen.

Karten für "Goethes Faust - Die Puppenshow" am Sonntag, 12. April, ab 18 Uhr im Saal des Augustinums, Römerstraße 118, gibt es für zwölf Euro an der Abendkasse.

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