Gruppenschulung zu Demenz Gefühle zeigen und sich Zeit nehmen

Bonn · Angehörige und Ehrenamtliche lernen in der "Herzwärts"-Gruppe viel über den Umgang mit Demenzkranken.

 Die "Herzwärts"-Gruppe hat sich sechsmal getroffen, um über das Tabuthema Demenz ausführlich zu sprechen.

Die "Herzwärts"-Gruppe hat sich sechsmal getroffen, um über das Tabuthema Demenz ausführlich zu sprechen.

Foto: Roland Kohls

Die hirnorganischen Hintergründe von Demenzerkrankungen, die Wichtigkeit einer empathischen Kommunikation mit den Betroffenen und die Notwendigkeit des Pflegenden, auf sich selbst achtzugeben, waren die zentralen Bausteine der Gruppenschulung "Herzwärts", die an sechs Terminen im Gemeindezentrum der Evangelischen Lukaskirchengemeinde stattfand. Montagabend trafen sich die Teilnehmer zu einer abschließenden Sitzung.

"Sie sind wertvolle Sprachrohre in die Gesellschaft hinein, in der es nach wie vor große Unkenntnis über das Krankheitsbild gibt. Sie tragen dazu bei, dass Tabuisierung abgebaut wird und fördern einen natürlichen Umgang mit Dementen. Ganz herzlichen Glückwunsch dazu!", sagte Pfarrerin Michaela Schuster, die das letzte Treffen der Schulung besuchte und sich bei den Teilnehmern für ihr Engagement bedankte.

Kursleiter Norbert Höfer, Diplom-Theologe und Altenpfleger, fasste das Gelernte gemeinsam mit den 13 pflegenden Angehörigen, ehrenamtlich in der Seniorenarbeit Tätigen und professionellen Pflegern zusammen. Auch wenn Demenz etwas höchst Individuelles sei und man sich bei ihrem Verlauf auf keinerlei Schemata stützen könne, so gebe es doch biologische Gesetzmäßigkeiten: "Sie erinnern sich, die Großhirnrinde bildet sich zurück, das Limbische System bleibt intakt", so Höfer. "Betroffene sind bis zum letzten Moment in der Lage, Freude zu empfinden, aber auch Angst zu haben oder sich zu schämen. Ihre Aufgabe ist es, diese Scham abzubauen sowie Stress und Verunsicherung zu reduzieren." Dabei sei es als pflegende Person essenziell wichtig, sich selbst zu entlasten und entlasten zu lassen, betonte Höfer. "Ein verständnisvoller und einfühlsamer Umgang mit dem Betroffenen funktioniert nur, wenn man auch stets sein eigenes Gefühlsleben beobachtet. "Man kann kein Vertrauen stärken, wenn man es selbst nicht hat und frustriert ist."

Helfen könne da schon ein kompetenter Gesprächspartner, mit dem man regelmäßig Sorgen und Probleme diskutiere. "'Demenz? Das haben andere Leute', habe ich immer gedacht", sagt Teilnehmerin Sigrid. "Dann ist mein Mann erkrankt und ich hatte plötzlich jede Menge Fragen." Es gebe viel zu wenige Kurse wie diese, findet sie. Die Schulung habe Gelegenheit gegeben, sehr konkrete und persönliche Fragen zu stellen und sich mit anderen Angehörigen auszutauschen. "Ein dramatischer Satz hat tiefen Eindruck auf mich hinterlassen. Nämlich, dass es Teil der Naturwissenschaft ist, dass diese Krankheit fortschreitet und es keine Medikamente gibt." Edeltraud, in deren Familie es ebenfalls Fälle von demenziell Erkrankten gibt, hat gelernt, dass Emotionalität oftmals förderlicher sei als Rationalität. "Es ist nicht hilfreich, an die Vernunft des Betroffenen zu appellieren und ihn unbedingt davon überzeugen zu wollen, dass er beispielsweise nachts nicht mehr aufstehen soll." Man müsse sich Zeit nehmen und dürfe nicht zu sehr bevormunden. "Die Kommunikation sollte auf Augenhöhe stattfinden, nicht von oben herab."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort