Paul-Martini-Schule Es geht auch ohne Kampf

Nick sitzt im Bus und zockt an seinem Handy. Auf einmal steigen zwei Typen ein, die ihn provozieren. Der eine pfriemelt ihm an den Schnürsenkeln herum, der andere ärgert ihn, er sei ein Mädchen. "Kannst Du das bitte lassen?", sagt Nick selbstbewusst, später noch mal. Dann steigt er aus, die Situation ist nicht eskaliert.

 Nur nicht provozieren lassen: Nick zeigt sich im Rollenspiel mit den Trainern Ben Schaaf (r.) und Martin Albers selbstbewusst.

Nur nicht provozieren lassen: Nick zeigt sich im Rollenspiel mit den Trainern Ben Schaaf (r.) und Martin Albers selbstbewusst.

Foto: Bongartz

Der zehnjährige Nick hat im Rollenspiel seine Aufgabe richtig gut gemacht, dafür erhält er Lob von den Trainern Martin Albers und Ben Schaaf, die ihm bei der fiktiven Busfahrt noch das Leben schwer gemacht haben.

Für 14 Schüler (drei Mädchen, elf Jungen) zwischen zehn und 17 Jahren ist es der letzte Tag ihrer Projektwoche. Sie nehmen an einem Workshop zur Gewalt- und Mobbingprävention teil, das die beiden Trainer von "Skills4Life" aus Köln in der Paul-Martini-Schule anbieten. Das ist ein besonderes Umfeld, denn die Kinder dort sind krank, "haben soziale und emotionale Probleme, die zu großen Schwierigkeiten im Unterricht führen", sagt Lehrerin Maike Schwanenberg.

Den Workshop hat es schon einmal vor zwei Jahren gegeben. Neu ist diesmal, dass der Verein Sterntaler Bonn das Projekt zahlt und damit 3000 Euro stiftet - wie er es auch schon seit einigen Jahren an der Karl-Simrock-Schule macht. Unter dem Motto "Friedliches Miteinander in Bonner Schulen" werden noch an zehn weiteren Orten solche Kurse angeboten. Die Kosten betragen dabei 30 000 Euro, 60 Prozent trägt Sterntaler unter Vorsitz von Doris Meyer, den Rest das Bonner Jugendamt. Die Kinder haben in der einen Woche gelernt, sich mit ihren eigenen Grenzen auseinanderzusetzen.

Albers ist ganz besonders begeistert von einem Mädchen, dass in der Gruppe nie im Mittelpunkt stehen wollte und auf einmal ein bestimmtes "Nein!" sagte. Die Trainer loben viel, sprechen die Sprache der Jugendlichen und versuchen mit ihnen auszuloten, wie weit man gehen darf. Dabei geht es immer darum, in aggressiven Situationen unangenehme Gefühle am Anfang zu überwinden und einen Kampf zu vermeiden. Wie geht das? Man kann zum Beispiel weggehen, ignorieren oder Hilfe holen. Oder, wie Nick, einfach aus dem Bus aussteigen.

"Mir hat das gut gefallen", sagt Lasse (16), der solch ein Training schon an seiner Heimatschule mitgemacht hat. Die Gruppe habe sich nach ein paar Tagen gefunden und sei dann zusammengewachsen. Lasse denkt, dass er nun einige Lösungen für den Alltag zur Hand hat: "Man muss auch mit dem Körper arbeiten." Selbstbewusstes Auftreten sei wichtig. Nicht nur Maike Schwanenberg, auch Doris Meyer hofft, dass es das Projekt nun regelmäßig an der Paul-Martini-Schule geben wird, am besten jedes halbe Jahr.

Mehr zum Verein gibt es unter www.sterntaler-bonn.de

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