Aphasie-Regionalzentrum geht neue Wege in der Therapie Ausstellung der besonderen Art

BONN · Es war eine Vernissage der ungewöhnlichen Art: Die Selbsthilfegruppe des Aphasie-Regionalzentrums Köln-Bonn stellte im Haus St. Agnes ihre Bilder vor, die sie sich an drei Wochenenden in einem Workshop im Arp-Museum Rolandseck mit Unterstützung der AOK und des Pflegewerks Bonn unter Leitung der Kunsttherapeutin und Künstlerin Ulla Hieronymi-Pinnock erarbeitet hatte. Das Motto lautete "Mit Kunst und Musik". Beides kam an diesem Tag nicht zu kurz.

 Die Mitglieder der Aphasie-Malgruppe wurden mit einer gelben Rose geehrt. Susanne Okreu (links) vom Aphasie-Regionalzentrum, die Maltherapeutin Ulla Hieronymi-Pinnock (2.v.l.) und die stellvertretende Bonner Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller (2.v.r.) freuen sich mit.

Die Mitglieder der Aphasie-Malgruppe wurden mit einer gelben Rose geehrt. Susanne Okreu (links) vom Aphasie-Regionalzentrum, die Maltherapeutin Ulla Hieronymi-Pinnock (2.v.l.) und die stellvertretende Bonner Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller (2.v.r.) freuen sich mit.

Foto: Schmidt

Eine Aphasie (Sprachlosigkeit) ist eine erworbene Störung der Sprache aufgrund einer Schädigung in der dominanten, meist der linken Gehirnhälfte. Aphasien treten beispielsweise nach Erkrankungen wie Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma auf. Sie verursachen Beeinträchtigungen in den einzelnen sprachlichen Modalitäten wie Sprechen, Verstehen, Schreiben und/oder Lesen. Als Therapieform sind die Sprach- und die Musiktherapie anerkannte Behandlungsmethoden. Etwas ungewöhnlich hingegen ist die Maltherapie.

Bereits seit acht Jahren leitet Künstlerin Ulla Hieronymi-Pinnock im Haus St. Agnes die Selbsthilfegruppe. Unterschiedliche Themen und verschiedene Techniken helfen den Betroffenen dabei, verlorengegangene Fertigkeiten zurückzugewinnen. So sind einige Bilder dieser Ausstellung aus Holzschnitten entstanden, die im Arp-Museum zu einer rhythmischen Bildkomposition verarbeitet wurden.

Aber auch individuelle Bilder, meist Acryl auf Leinwand, können im Foyer des Pflegewerks betrachtet werden. "Viele Aphasiekranke finden gerade durch die Malerei ein neues Hobby, das ihnen hilft, neue Würde zu bekommen", sagt Hieronymi. Irina Brochin leitet auf Initiative des Aphasie-Regionalzentrums seit fünf Jahren einen Aphasiker-Chor. Kaum ein Chormitglied konnte zu Beginn sprechen, geschweige denn singen. An diesem Nachmittag sangen sie neue Lieder, keine einfachen Kinderlieder.

Ein großartiger Erfolg! "Die Kunst", so Angela Hofmann, Leiterin des Hauses St. Agnes, "hat mit dieser zweiten Ausstellung eine neue Heimat gefunden." shr

Die Ausstellung "Mit Kunst und Musik" kann im Haus St. Agnes in der Graurheindorfer Straße 151 noch bis November täglich von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden.

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