Ausgrabungen in Bonn Auf den Spuren der Römer in Bonn

Bonn · Jennifer Morscheiser vom rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege gibt bei ihrem Vortrag "Römer in Bonn" einen Überblick über Grabungen in Bonn.

 Jennifer Morscheiser vom Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland bei ihrem Vortrag "Römer in Bonn".

Jennifer Morscheiser vom Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland bei ihrem Vortrag "Römer in Bonn".

Foto: Maximilian Mühlens

Dass Bonn einen römischen Ursprung hat, dürfte sich längst herumgesprochen haben. Die vielen Funde, auf die man während einiger Grabungen im Gebiet des ehemaligen römischen Lagers, im heutigen Stadtteil Castell, gestoßen ist, sind hingegen eher unbekannt. Im Stadtbild ist der römische Ursprung nämlich eher nicht präsent. Im Haus der Geschichte gibt es zwar den römischen Keller, im Augustinum findet sich ein weiterer und natürlich zieht der Römer-Kran in Castell die Blicke der Passanten auf sich. Die wirklich interessanten Spuren der Römer in Bonn bleiben für die meisten Bonner aber unsichtbar.

Um das zu ändern, referierte Jennifer Morscheiser vom Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland auf Einladung der Stadtratsfraktion des Bürger Bunds Bonn (BBB) in der Wagendurchfahrt im Alten Rathaus. "Ich möchte einen Überblick über die Grabungen der vergangenen fünf Jahre geben - in der Zeit ist unheimlich viel passiert", sagte Morscheiser, die bei zahlreichen Grabungen dabei war und diese auch geleitet hat.

Das damalige römische Lager teilte sich in zwei große Teile: in das eigentliche Lager und in die Lagervorstadt. Die Lage war für die Römer perfekt, da ihre Siedlung vom Rhein und der Gumme, einem Altarm des Rheins, zu beiden Seiten von Wasser umgeben und so auch geschützt war. Mit dem römischen Lager, dem heutigen Bonn, sollte die Hauptverkehrsstraße aus dem Bergischen Land überwacht werden. Das Lager konzentrierte sich damals im heutigen Gebiet von Bonn-Castell. Die Römerstraße war schon damals die Hauptverkehrsachse der Römer.

Besterhaltenes römisches Lager nördlich der Alpen

"Nördlich der Alpen haben wir in Bonn das besterhaltene römische Lager. Nur 17,1 Prozent der Fläche, also 4,73 Hektar, wurden zerstört. Wenn man heute gräbt, stößt man noch auf sehr viele Funde aus der damaligen Zeit", so Morscheiser.

Dort wo heute das Studentenwohnheim in der Römerstraße zu finden ist, war zu Zeiten der Römer die Principia, das Stabsgebäude untergebracht. Direkt gegenüber hatte der Legionskommandant sein Haus. Bei Grabungen an dieser Stelle stieß Morscheiser mit ihrem Team auf Teile einer übergroßen Statue, die dort wohl gestanden haben muss. "Sie muss so groß gewesen sein wie die Reiterstatue Mark Aurels in Rom", so die Archäologin. Aber auch auf zahlreiche Haarnadeln stieß man. "Diese lassen darauf schließen, dass auch Frauen im Lager lebten", erklärte Morscheiser.

In der Römerstraße 55-57 stieß die Archäologen auf eine Kanalheizung und Wandmalerei. "Wir haben mehr als 500 Jahre Umbaugeschichte im Bonner Lager, die für uns sehr schwer zu deuten sind", sagte die Archäologin. So hätten die Funde ergeben, dass das Haus des Legionskommandanten mehrfach umgebaut worden sei.

Bei weiteren Grabungen wurde auch ein u-förmiger Hallenbau entdeckt. Während die einen mutmaßen, dass es sich um ein Bad handeln könnte, könnte sich Morscheiser auch gut vorstellen, dass es sich um eine frühchristliche Hallenkirche handelt. "Das muss aber noch genauer untersucht werden", so die Referentin. Bonn sei aber nach wie vor eine Schatzkiste für Archäologen. Es gäbe "kistenweise Funde" und jeder Tag sei für Morscheiser "wie Weihnachten". "Man weiß nie, was einen in den Kisten erwartet", freute sie sich.

In der sogenannten Lagervorstadt, dort wo heute die Adenauerallee verläuft, konnte Morscheiser gegenüber des Bonn-Centers die Überreste von "Bonns wohl ältester Brauerei" entdecken. Wichtig sei, dass Bonn 2020 im Rahmen des Niedergermanischen Limes auch zum Welterbe ernannt wird. "So könnten wir die Römer in Bonn viel besser sichtbar machen und vermarkten", war sich Morscheiser sicher.

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