Marie-Kahle-Gesamtschule Achtklässler schreiben Flüchtlingskindern

BONN · "Dear You" - so begannen viele der Briefe, die die Achtklässler der Marie-Kahle-Gesamtschule im Lauf des Jahres geschrieben haben. Ein Schüler schrieb auf Englisch: "Ich kenne deinen Namen nicht, aber ich würde ihn gerne erfahren."

 Thomas Knoll, Schulreferent Care, übergibt die Briefe an Lehrerin Yasmin Awan und die Care-Aktionsgruppe.

Thomas Knoll, Schulreferent Care, übergibt die Briefe an Lehrerin Yasmin Awan und die Care-Aktionsgruppe.

Foto: Horst Müller

Tatsächlich haben die Jugendlichen an ihnen unbekannte Kinder geschrieben, die in Flüchtlingslagern in Azraq, Jordanien, und in Amman, Hauptstadt des Libanon, leben. Sie konnten nicht davon ausgehen, Antworten zu erhalten, aber es ist doch geschehen: Vor einigen Wochen brachten Mitarbeiter der Hilfsorganisation Care Schreiben von Flüchtlingskindern mit nach Deutschland.

Sie sind überwiegend in arabischer Schrift verfasst und mit bunten Bildern verziert - die wenigsten kamen in englischer Sprache. Zum Beispiel der von Sedra, einem syrischen Mädchen, das in Amman lebt, an eine Bonner Schülerin. Sie schreibt über ihre Hobbys - Schule, Malen, Musik machen -, nennt die Namen ihrer Freunde sowie ihres Bruders und erzählt über einen Sänger namens Hosni, den sie gerne mag.

Die anderen Briefe wolle man jetzt in Ruhe übersetzen und dann an die Schüler zurückgeben, an die sie adressiert sind, sagte Lehrerin Yasmin Awan, die an der Gesamtschule eine Care-Aktionsgruppe aufgebaut hat. Die besteht bislang aus 15 Jugendlichen, die zusammen mit Klassenkameraden etwa 40 Briefe geschrieben hatten.

Ausgangspunkt für die Briefaktion waren Aktionen, die der Bonner Künstler Hermann Joseph Hack mit den Schülern im Sommer durchgeführt hatte. Gemeinsam hatten sie Zelte gestaltet, mit denen sie unter anderem in Köln auf der Hohe Straße campierten. Auf diese Weise wollte Hack auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam machen.

Daraus wurde die Idee geboren, sich mit den Kindern zu befassen, die als Flüchtlinge in solchen Zelten leben, und ihnen Briefe zu schreiben. "Wir wollten die Kinder aber nicht ausfragen", sagte Awan. "Wir wollten ein Stück Alltag in ihr Leben bringen, ein Stück Normalität." Es war nicht leicht, jemandem zu schreiben, den man nicht kennt. Die Jugendlichen stellten sich selber in den Briefen vor und fragten die Flüchtlingskinder unter anderem, ob es ihnen gut gehe.

Die Antwortbriefe aus den Camps brachte Thomas Knoll, Schulreferent von Care, gestern in die Schule. Vor der Übergabe zeigte er den Jugendlichen Fotos aus Flüchtlingscamps, die die Situation der Menschen veranschaulichten. Damit die sich in den Notunterkünften wenigstens ein wenig heimisch fühlten, durften sie mit einem Künstler ihre Container bunt anmalen.

Die Schüler wollen den Kindern in den Flüchtlingscamps wieder zurückschreiben. Allerdings könnten sie nicht sicher sein, dass die Briefe auch wieder bei denselben ankommen, sagte Knoll - wer weiß, wo die inzwischen sind? Aber vielleicht klappt das auch wieder so wie beim letzten Mal.

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