Rettung der Bücherei in Sicht Bibliothek in Graurheindorf könnte zum Roten Kreuz nach Auerberg ziehen

AUERBERG/GRAURHEINDORF · Mit Beginn der Sommerferien wird die Stadtteilbibliothek Graurheindorf an der Herseler Straße 3 endgültig geschlossen. Doch es soll - laut Ratsbeschluss - mit Hilfe des Vereins Haus Müllestumpe weitergehen. Die Idee: Behinderte könnten dort mithelfen und so gleichzeitig einen Arbeitsplatz erhalten. Doch es geht auch noch darum, wo die Bücherei einziehen soll. Für eine Option wird allerdings jetzt die Zeit knapp.

 Noch bis zu den Sommerferien kann jeder in der Graurheindorfer Bücherei ausleihen.

Noch bis zu den Sommerferien kann jeder in der Graurheindorfer Bücherei ausleihen.

Foto: Horst Müller

Ursprünglich sollte die Bibliothek in die Auerberger Mitte umziehen (der GA berichtete). Mittlerweile sind die Räume in dem Neubau an der Pariser Straße aber für eine Außenstelle des Jugendamtes vorgesehen. Im Prinzip seien 200 Quadratmeter ausreichend und angemessen, sagt der CDU-Stadtverordnete Jürgen Wehlus. Genau so viel Platz wäre im Erdgeschoss des neuen DRK-Zentrums, das derzeit im Karree Warschauer, Pariser und Stockholmer Straße gebaut wird.

"Ein Projekt mit Behinderten passt perfekt in die Anlage rein", sagt Georg Fenninger, Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Bonn. In dem Gebäude sind für kommendes Jahr eine Sozialstation, Pflegeeinrichtungen und Wohngruppen für Behinderte geplant. Nach Fenningers Angaben hat Stadtbibliotheksleiterin Gabriele Belloff schon "vor geraumer Zeit" von dem möglichen Standort DRK erfahren. "Wir sind jetzt mit dem Rohbau fertig und wollen wissen, ob die Stadt Interesse hat." Wehlus hat mittlerweile von Belloff schriftlich erfahren, dass mit dem Verein Haus Müllestumpe über einen Vertrag verhandelt werde. "Der Verein ist sehr interessiert, mit der Stadt zusammen die Bibliothekszweigstelle in Auerberg zu betreiben", steht in dem Brief. Man wolle aber erst einen Vertrag ausarbeiten. Parallel würde die Standortfrage geprüft.

Auf GA-Anfrage gibt die Stadt derzeit keine Stellungnahme zu Details ab. Über den Stand der Dinge werde der Kulturausschuss in seiner Sitzung am 17. Juni informiert, heißt es. Wolfgang Maiwaldt (CDU) will nun zum Thema einen Dringlichkeitsantrag für die Bezirksvertretung Bonn stellen, die heute tagt (17 Uhr, Stadthaus).

Das auch für Bonn interessante Bielefelder Modell sieht vor, dass pro Bücherei eine hauptamtliche Kraft für rund zehn Stunden pro Woche zur Verfügung steht. Die restliche Arbeit müsste dann ehrenamtlich erledigt werden. "Wir wollen kein Modell übernehmen", sagt Christian Storm, Bevollmächtigter des Vereins Haus am Müllestumpe. Man wolle selbst eins mit der Stadt ausarbeiten. Vor gut zwei Wochen habe die grünes Licht gegeben. "Die will das", sagt Storm. Auch der Förderverein der Bücherei soll mit ins Boot geholt werden. Jetzt gehe es an die Feinplanung. "Wir wollen Behinderten Arbeitsplätze beschaffen. Das ist die Grundidee", sagt Storm, der auch Geschäftsführer der Müllestumpe-Tochter "mlg wohnen" ist, die ambulanten Betreuung von Menschen mit Behinderung bietet. 25 von ihnen wohnen an verschiedenen Stellen in der Stadt, zwölf davon in den Appartmenthäusern "An der Rheindorfer Burg" in Graurheindorf. Dort befindet sich auch das Hotel und Restaurant, in dem schon seit einigen Jahren Behinderte beschäftigt sind.

Storm möchte die Behinderten aus den Werkstätten holen und sie in öffentlicheren Arbeitsverhältnissen unterbringen. Sie sollen dabei in Kontakt mit anderen Menschen kommen, um mehr Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein zu erlangen. Die Bibliothek biete sich dazu regelrecht an. Und die sei auch wichtig für die Orte, da immer mehr Menschen in die Neubauten zuziehen. "Das ist eine kulturelle Einrichtung", sagt Storm. Seine Frau Karin wolle sich mit um Lesungen oder Theaterstücke kümmern, bei denen auch die Behinderten mitmachen sollen. Die würden für ihre Dienste in der Bücherei auch etwas verdienen - der Landschaftsverband etwa zahle da Zuschüsse. Vordergründig gehe es laut Storm aber nicht ums Geld.

Fördervereinsvorsitzende Ulrike Blumenreich teilt mit: "Die Idee einer inklusiven Stadtteilbücherei in Auerberg ist vielversprechend." Nun werde es auf die konkrete Ausgestaltung ankommen, die zwischen der Stadt und dem Verein Haus Müllestumpe verhandelt wird. "Für uns als Förderverein bleibt zentral, dass die Menschen mit Behinderung durch bibliothekarisch ausgebildetes hauptamtliches Personal unterstützt und begleitet werden und die organisatorische und technische Anbindung an die Stadtbibliothek gewährleistet bleibt."

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