OB-Kandidatur zurückgezogen Wuppertaler Polizeipräsidentin gibt der CDU einen Korb

BONN · Eigentlich wollte sie gerne Oberbürgermeisterin in Bonn werden, jetzt bleibt sie doch in Wuppertal: Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher hat überraschend ihre Kandidatur für das Amt in Bonn zurückgezogen.

So schnell wie die Nachricht auf den Tisch kam, so schnell ist sie wieder Schnee von gestern: Birgitta Radermacher, Polizeipräsidentin in Wuppertal, wird sich nun doch nicht bei der Bonner CDU als Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt bewerben. Das bestätigte die 57-Jährige dem GA gestern auf Anfrage.

Als Grund nannte sie unter anderem ihren Job als Polizeipräsidentin. Sie habe am Wochenende noch einmal intensiv über eine Bewerbung nachgedacht. Dann die Erkenntnis: "Das macht angesichts der Probleme in Wuppertal keinen guten Eindruck bei den Beamten und auch bei den Bürgern, wenn auch noch Spekulationen um meine Person als mögliche OB-Kandidatin in Bonn dazukommen", sagte sie.

Radermacher verwies auf den Auftritt einer selbst ernannten Scharia-Polizei in Wuppertal, der am Wochenende bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte. Keinen Einfluss auf ihre Absage habe die Kontroverse innerhalb der CDU-Ratsfraktion über ihre mögliche Kandidatur in Bonn gehabt, betonte sie. Sie verzichte ebenso auf eine Kandidatur für das Kölner OB-Amt, für die sie vor einigen Wochen ins Gespräch gebracht worden war.

Wie berichtet, hatten sich vor allem CDU-Ratsfraktionschef Klaus Peter Gilles und Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger gegenüber der Personalie Radermacher, die auf einen Vorschlag der Landespartei zurückgehen soll, äußerst reserviert gezeigt und sie indirekt als Bevormundung kritisiert. Auch fehle der Polizeipräsidentin der Bonn-Bezug, hatte Fenninger erklärt und damit den Unmut einiger Parteifreunde auf sich gezogen. In der Fraktionssitzung der CDU gestern Abend soll es nach GA-Informationen jedenfalls kräftig gerappelt haben. Offiziell zeigte sich Gilles gestern überrascht und sagte, "ich finde es schade, dass unsere Handlungsoption dadurch eingeschränkt wird".

Parteichef Christos Katzidis bemühte sich am Abend um Schadensbegrenzung: "So eine Debatte ist natürlich für alle nicht förderlich", sagte er, ohne ins Detail gehen zu wollen. Er bedauere die Absage Radermachers sehr. "Nach der Papierform wäre sie eine gute Kandidatin gewesen", sagte der Hardtberger Christdemokrat.

Die CDU und ihre Suche nach einem OB-Kandidaten, der nächstes Jahr nach mehr als 20 Jahren der SPD den Chefsessel im Rathaus wieder abjagen soll, entwickelt sich immer mehr zu einer schwierigen Geburt. Katzidis ist indes fest entschlossen, am bisherigen Zeitplan für die Nominierung des OB-Kandidaten seiner Partei Ende November festzuhalten. Schließlich gebe es noch weitere gut geeignete Kandidaten, mit denen er und Gilles im Gespräch seien, sagte er. Namen wollte Katzidis allerdings noch nicht nennen. Er selbst und auch Gilles stehen für eine Kandidatur nicht zur Verfügung.

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