Bonner Uniklinik Wenn Hoffen und Warten nicht genügt

BONN · Die gute Nachricht: Für 90 Prozent der Paare, die ein Kind wollen, erfüllt sich dieser Wunsch innerhalb eines Jahres; bei 80 Prozent sogar schon nach sechs Monaten. Doch was tun, wenn Hoffen und Warten nicht ausreichen?

Darum ging es jetzt beim Patientenkolloquium "Das Schicksal selbst bestimmen - moderne Wege zum Kind" der Bonner Uniklinik mit den Professoren Hans und Katrin van der Ven vom Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde des Uniklinikums Bonn, mit der Psychiaterin und Psychotherapeutin Anke Rohde, Professorin für Gynäkologische Psychosomatik, sowie mit Professor Gerhard Haidl von der Klinik für Dermatologie (Andrologie) und dem Urologen und Andrologen Dr. Stefan Hauser, Leitender Oberarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie.

Von ungewollter Kinderlosigkeit sprechen die Experten, wenn es auch nach einem Jahr ungeschützten Geschlechtsverkehrs nicht zur erhofften Schwangerschaft gekommen ist. Ein Problem, das rund zehn Prozent der Paare bundesweit betrifft. "Aber kein schicksalhaftes Übel mehr wie noch bis vor einigen Jahrzehnten", wie Katrin van der Ven betont.

13 bis 17 Prozent der Paare suchen ärztliche Hilfe; so zum Beispiel auch im Zentrum für Reproduktionsmedizin an der Bonner Uniklinik, in dem internistische Endokrinologie, Andrologie, Urologie, Humangenetik und Psychosomatik sowie traditionelle chinesische Medizin zusammenarbeiten.

Die Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit reichen von Zyklus- und Hormonstörungen über Entzündungen bis hin zu seelischen Problemen. "In 30 Prozent liegt es an ihr, in 30 Prozent an ihm, in weiteren 30 Prozent an beiden Partnern und in zehn Prozent der Fälle ist keine organische Ursache zu finden", fasst Hans van der Ven zusammen.

Eine umfassende körperliche Untersuchung - auch des Mannes - ist laut Professor Haidl unverzichtbar. Während der Schwerpunkt des Andrologen in der Analyse und Therapie der männlichen Fertilität liegt, erläutert sein Kollege Stefan Hauser die operativen Möglichkeiten: das kann die Verödung von Krampfadern, die Entfernung einer Zyste oder auch die Entnahme von befruchtungsfähigen Spermien aus den Nebenhoden sein.

Manchmal aber ist eine Hormonbehandlung der Frau mit entsprechenden Nebenwirkungen oder eine künstliche Befruchtung die ultima Ratio. Und manchmal bleiben all diese Versuche erfolglos: "Viele können und wollen die Last, finanziell und vor allem seelisch nicht tragen und müssen sich irgendwann endgültig von ihrem Kinderwunsch verabschieden", weiß Anke Rohde aus beruflicher Erfahrung.

Manchmal aber könne genau das der richtige Schritt sein, um Blockaden zu lösen, und Alternativen zu finden; vielleicht eine Adoption oder auch ein Leben ohne Kind", wie Rohde es abschließend auf den Punkt bringt.

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