Tod der Bonner Konzertpianistin War es heimtückischer Mord oder Totschlag?

BONN · Ehemann und Cellist Sergey K. äußert sich erstmals vor Gericht zum Tod seiner Frau, der Konzertpianistin Kate de Marcken.

Im Prozess um den Tod der Bonner Konzertpianistin Kate de Marcken hat sich der angeklagte Ehemann Sergey K. gestern erstmals vor Gericht zum genauen Ablauf der Tat geäußert. Dem 55-jährigen Cellisten des Bonner Beethovenorchesters wirft die Staatsanwaltschaft wie berichtet vor, seine Frau im Oktober vergangenen Jahres heimtückisch ermordet zu haben.

Die von Verteidigerin Barbara Möller für ihren Mandanten verlesene Erklärung schildert den Ablauf einer Tat, die als Totschlag zu werten wäre: Demnach soll Kate de Marcken am Vormittag des 23. Oktober am Laptop gesessen haben, als ihr Mann von einem Spaziergang mit dem Hund zurückkehrte. Für den Angeklagten sei das, was seine Frau ihm dann offenbarte, "schockierend" gewesen. Laut der Einlassung teilte die Pianistin ihm mit, dass sie sich von ihm trennen will. Sie würde gerade eine neue Wohnung für sich und den gemeinsamen Sohn suchen. Im Verlauf des anschließenden Streits habe die 50-Jährige ihn unter anderem als "Schlappschwanz" bezeichnet, der als Mann nichts tauge.

Dass der 55-Jährige seine Frau in der Vergangenheit mehrfach geschlagen habe, räumte der Angeklagte ein. Am Tattag habe er sich jedoch erst einmal in das Bett des Sohnes zurückgezogen, nachdem seine Frau ihm gedroht habe, dass er den Sohn nicht mehr sehen werde. "Mir wurde schwarz vor Augen", so der Cellist. Er habe nur noch gedacht: "Oh Gott, lass das nicht wahr sein."

Seine Frau sei zu ihm gekommen und habe ihn aufgefordert, die Wohnung zu verlassen - ansonsten werde sie gehen. Als sie die Jacke anzog, habe er aus der Küche einen Metallstab genommen. Dies habe die 50-Jährige gesehen und ihn gewarnt: "Wag es nicht, mich damit zu schlagen."

Doch genau dies tat der Angeklagte nach eigenen Angaben. In der Erklärung heißt es: "Ich weiß nicht, was ich konkret in diesem Moment gedacht habe. Ich denke, ich wollte sie töten. Das habe ich dann ja auch getan." Mit dem Metallstab habe er seine Frau mehrfach geschlagen, sie mit Klebeband gefesselt und ihr einen Knebel in den Mund gesteckt. Schließlich erstickte er das Opfer mit einer über den Kopf gezogenen Plastiktüte. "Ich wollte einfach, dass sie still ist. Ich konnte ihre laute Stimme nicht mehr hören."

Kommt der Musiker jetzt um eine bei Mord zu verhängende lebenslange Freiheitsstrafe herum? Die Staatsanwaltschaft ist in der Anklage davon ausgegangen, dass der Cellist die Arg- und Wehrlosigkeit seiner Frau ausnutzte und Kate de Marcken angriff, als sie gerade die Wohnung verlassen wollte. Dass der Angeklagte das Erdloch an der Ahr, in dem er die Leiche der Frau wohl einen Tag nach der Tat vergraben hat, bereits im Sommer ausgehoben hatte, bestätigte der Musiker. Er habe "psychische und physische Entspannung" gesucht.

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