WCCB: Kongresszentrum für große Veranstaltungen Von den Fledermäusen zur Klimakonferenz

BONN · Mit den Fledermäusen fing alles an, genauer gesagt mit dem Internationalen Fledermaussekretariat. 1996 war es, als eben jene Institution nach Bonn kam und den UN-Standort am Rhein begründete.

 Die Vereinten Nationen in Bonn: Die meisten Mitarbeiter sind im Langen Eugen tätig. Bis zum WCCB ist es nur ein kurzer Weg.

Die Vereinten Nationen in Bonn: Die meisten Mitarbeiter sind im Langen Eugen tätig. Bis zum WCCB ist es nur ein kurzer Weg.

Foto: Nicolas Ottersbach

Bonn als UN-Standort - das geht darauf zurück, dass die Bundesregierung den Bonnern nach der Bundestags-Entscheidung, Parlament und Teile der Regierung nach Berlin zu verlagern, versprochen hatte, sich um die Ansiedlung internationaler Organisationen zu bemühen - und damit auch Erfolg hatte. Der Bund habe "Wort gehalten", schrieb der General-Anzeiger schon 1996. Zumal in den Jahren danach zahlreiche weitere UN-Institutionen an den Rhein geholt wurden.

Bonn wurde die deutsche UN-Stadt, der Lange Eugen zum "UN-Tower", wie der GA schrieb, und zu dem viel belächelten Fledermaussekretariat kamen 17 weitere Institutionen hinzu. Rund 1000 Angehörige hat die UN-Familie derzeit in Bonn - die Hälfte davon arbeitet im und für das Klimaschutzsekretariat.

Und mit dem WCCB gibt es nun auch ein Kongresszentrum, das "das Potenzial hat, ein perfekter Ort für UN-Veranstaltungen im großen Rahmen zu werden", wie die Bonner UN-Sprecherin Alice Fi?er sagt. Die Räumlichkeiten seien "nicht nur äußerst repräsentativ, sondern auch auf dem allerhöchsten Stand der Technik".

Fi?er erinnert daran, dass allein das Klimaschutzsekretariat im vorigen Jahr mehr als 80 Veranstaltungen mit insgesamt 7000 Teilnehmern in Bonn abgehalten habe. Nun könnten noch mehr Tagungen als bisher schon hier stattfinden. Aus anderen UN-Standorten und von anderen UN-Organisationen habe es schon erste Anfragen für Veranstaltungen in Bonn gegeben.

Wichtig sei den Vereinten Nationen, dass am Rhein die Wege sehr kurz seien. So könne das WCCB mit dem UN-Campus rund um den Langen Eugen zusammengeführt werden.

Hotels seien zudem zu Fuß oder nur über wenige Bus- oder Bahnhaltestellen erreichbar. Ein Konferenzentrum vor Ort sei auch deshalb wichtig, "weil wir als UN-Organisationen in unserem eigenen Verhalten nachhaltig sein wollen", sagt Fi?er. Veranstaltungen an entlegenen Orten seien mit großem Reiseaufwand verbunden.

Insofern seien die UN "sehr daran interessiert, einen großen Teil der Veranstaltungen" in Bonn zu organisieren. Außerdem, so vermutet sie, werde die internationale Kooperation in Zukunft noch wichtiger. "Mehr Zusammenarbeit heißt ganz konkret mehr Tagungen und Konferenzen, und diese könnten gut und gerne in Bonn stattfinden."

Doch dazu müssten "die Konditionen" stimmen. Zwar könne Bonn im Vergleich mit Genf, New York oder Tokio bei den Kosten für Unterbringung und Verpflegung "durchaus mithalten", so Fi?er. Doch gelte es nun, "die Kosten für Konferenzräumlichkeiten in dieser Gleichung mit zu berücksichtigen". Darüber sei man im Gespräch. Mehr aber wollen die Vereinten Nationen dazu nicht sagen.

Wahre Lobeshymnen singen sie hingegen, wenn es um die Verkehrsanbindung Bonns geht. Die Region sei "ausgesprochen gut angebunden". Fi?er nennt die Nähe der drei großen Flughäfen Köln/Bonn, Düsseldorf und Frankfurt und die "hervorragende ICE-Anbindung" über den Siegburger Bahnhof. Die sei "ein großer Pluspunkt" für die zahlreichen internationalen Gäste sowie die Bonner UN-Mitarbeiter, die auf Reisen gehen.

Thematisch beschäftigen sich diese mit einem breiten Spektrum. Ein Schwerpunkt in Bonn bilde die Frage, "wie am besten auf ganzheitliche Weise an die Katastrophenvorsorge, den Klimawandel und die nachhaltige Entwicklung herangegangen werden kann".

Einerseits steige etwa die Nachfrage nach Lebensmitteln bis zum Jahr 2030 um 50, die nach Energie um 45 und die nach Wasser um 30 Prozent, doch andererseits gingen Jahr für Jahr zwölf Millionen Hektar an ackerbarem Land verloren. Der Klimawandel werde die Ressourcenknappheit noch weiter verschärfen. Bonn habe sich als zentraler Standort für Nachhaltigkeit im UN-System entwickelt.

2014 fand die alljährliche große Klimakonferenz in Lima statt, in diesem Jahr kommen die Experten in Paris zusammen. Vielleicht demnächst auch mal in Bonn? Fi?er kann sich das vorstellen: "Das Konferenzzentrum wird es uns ermöglichen, potenziell jede Art von Konferenzen in Bonn durchzuführen", sagt sie.

Zeitplan der ersten beiden Wochen im eröffneten WCCB

Gestern Abend haben die Vereinten Nationen die Regie im World Conference Center Bonn (kurz WCCB) übernommen. Es gilt nun als exterritoriales Gebiet der Vereinten Nationen. An diesem Samstag findet dort die erste Zusammenkunft statt, eine Vorkonferenz im Blick auf die Klimakonferenz der in der Bundesstadt ansässigen UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC).

Diese startet am Montag, 1. Juni, um 10 Uhr mit einer halbstündigen Begrüßungszeremonie. Bis zum 11. Juni - möglicherweise noch zwei Tage länger - tagen die Ausschüsse der UNFCCC. Die Konferenzen bereiten den Klimagipfel in Paris vor, bei dem im Dezember ein neues Klimaabkommen verabschiedet werden soll.

Auch am Montag (um 18.30 Uhr) geben die Stadt Bonn und das Bundesumweltministerium einen Empfang - aber nicht im WCCB, sondern im Foyer der Bundeskunsthalle. Unter anderem werden Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und die Generalsekretärin des Sekretariats der Klimarahmenkonvention, Christiana Figueres, sprechen.

Offiziell eröffnet wird das WCCB erst am Sonntag, 7. Juni, um 14.30 Uhr mit dem Durchschneiden des Bandes durch UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann und OB Nimptsch. Die vier werden anschließend auch Reden halten.

Die 18 UN-Institutionen in Bonn##ULIST##

Sekretariat der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC)

  • UN-Freiwilligenprogramm (UNV)
  • Sekretariat des Vertrags zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD)
  • Sekretariat des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (UNEP/CMS)
  • Sekretariat des Vertrags zum Erhalt der afrikanisch-eurasischen wandernden Wasservögel (UNEP/AEWA)
  • Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der Kleinwale in Nord- und Ostsee (UNEP/ASCOBANS)
  • Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (UNEP/EUROBATS)
  • Zentrum für Berufsbildung der UNESCO (UNESCO-UNEVOC)
  • UN-Universität, Vizerektorat in Europa (UNU-ViE)
  • UN-Universität, Institut für Umwelt und Menschliche Sicherheit (UNU-EHS)
  • UN-Universität, Institut für Studien zur Nachhaltigkeit (UNU-IAS)
  • Plattform für Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen (IPBES)
  • Sekretariat für Strategien zur Katastrophenvorsorge, Plattform zur Förderung von Frühwarnung (UN/ISDRPPEW)
  • Plattform für raumfahrtgestützte Infos für Katastrophen- und Notfallmaßnahmen (UNOOSA/UN-SPIDER)
  • Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit (WHO/ECEH)
  • Programm für Kapazitätsentwicklung in der Wasserdekade (UNW-DPC)
  • Beratungsstelle der Welttourismusorganisation (UNWTO) für nachhaltige Tourismusentwicklung
  • Regionales UN-Info-Zentrum/Verbindungsbüro Deutschland (UNRIC)
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