Rat verhindert Plan der Stadt Streit um Flüchtlinge im Hotel

BONN · Nach wie vor sucht die Sozialverwaltung nach Unterkünften für Flüchtlinge. Ihr Versuch, erneut ein Bonner Hotel zur Unterbringung von 17 bis 20 Personen für rund 260.000 Euro im Jahr anzumieten, scheiterte jedoch am Veto des Stadtrates.

Der pocht auf eine deutlich preiswerte Lösung, wie sie unter anderem die städtische Wohnungsbaugesellschaft Vebowag mit leerstehenden Wohnungen in Rüngsdorf angeboten hat. Zur Verfügung stehen laut Vebowag-Geschäftsführer Michael Kleine-Hartlage 16 Wohnungen für rund 50 Personen. Die Miete samt Nebenkosten beträgt rund 66.000 Euro im Jahr.

"Wir hatten schon vorher eine entsprechende Dringlichkeitsentscheidung zum Hotel zurückgewiesen", sagte CDU-Ratsherr Georg Fenninger sichtlich empört. Zwar verstehe er den Druck, unter dem die Stadtverwaltung aufgrund der Zahl an Flüchtlingen stehe, die nach Bonn kommen. "Aber die Hotelunterkunft soll rund 45 Euro pro Person und Nacht kosten.

Das ist doch kein Schnäppchenpreis", monierte er. So habe die Verwaltung nämlich das Angebot des Hotelbetreibers angepriesen, der selbst aus dem arabischen Raum stamme und vor allem syrischen Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf bieten wolle, berichtete Fenninger weiter.

Ein anderes Ratsmitglied, das nicht genannt werden wollte, wirft dem Hotelbetreiber sogar vor, die Zwangslage der Stadt ausnutzen zu wollen. So weit will Ernesto Harder nicht gehen. "Wir wollen dem Mann nichts unterstellen. Aber auch in unserer Fraktion gab es Unmut über diesen Vorschlag. Deshalb haben sich die meisten Mitglieder unserer Fraktion enthalten", sagte der SPD-Fraktionschef.

Zurzeit hat die Stadt Bonn 600 Flüchtlinge aus 32 Nationen in Übergangsunterkünften untergebracht, darunter lebten zeitweise viele in Hotels. Mit der Umwandlung des Paulusheimes in Endenich in eine Flüchtlingsunterkunft konnte die Verwaltung die in der Regel recht teuren Hotelzimmer wieder abgeben. Im Paulusheim leben inzwischen 120 Flüchtlinge.

Weitere 80 sollen in die neu errichteten Container in Dransdorf eine Bleibe finden. Marc Hoffmann vom städtischen Presseamt zufolge erwartet die Stadt Bonn bis Ende des Jahres weitere 200 Flüchtlinge, die alle ein Dach über dem Kopf benötigen.

Und warum greift die Stadt beim Angebot der Vebowag nicht zu? Eine Antwort dazu war nicht zu erhalten. Nur so viel: Es würden alle Vorschläge geprüft. Und: "Wir äußern uns nicht zu einzelnen Standorten. Wenn weitere Unterbringungsmöglichkeiten feststehen, werden wir dies mitteilen", hießt es aus dem Stadthaus.

Angeblich soll Sozialdezernentin Angelika Maria Wahrheit in der Ratssitzung erklärt haben, dass Wohnungen mit Sozialbindung nicht als Übergangsunterkünfte für Flüchtlinge genutzt werden dürften. "Das wundert mich sehr, denn das war eigentlich so mit der Stadt im Vorfeld besprochen", sagte Vebowag-Geschäftsführer Kleine-Hartlage.

Schließlich handele es sich um leere Wohnungen, aus denen die Mieter jetzt in die von der Vebowag errichteten Neubauten in unmittelbarer Nähe umgezogen seien. "Die alten Gebäude sind nicht mehr zu sanieren und sollen später abgerissen werden. Solange könnten wir sie für die Flüchtlinge nutzen", meinte er. Das wäre aus seiner Sicht ein Gewinn für die Vebowag und die Stadt Bonn. Mittelfristig erwäge er, auf dem Areal neben weiteren Sozialwohnungen auch ein Flüchtlingsheim zu bauen.

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