Bonner fordern Frieden "Stoppt das Blutvergießen"

BONN · Fast 850 Tote, Tausende Verletzte, traumatisierte Kinder und zerstörte Wohnviertel: Seit Wochen herrscht im Nahen Osten ein erbitterter Krieg zwischen Israel und der Hamas. Fassungslos schaut die Welt auf die Ereignisse und internationale Vermittlungsbemühungen brachten bisher keine Waffenruhe.

"Die Angriffe auf Gaza sind ein abscheuliches Verbrechen", schimpft Salah Baiazid, Vorsitzender des Arabisch-Deutschen Familienvereins Bonn. Am letzten Freitag im Ramadan trafen sich gestern die Mitglieder des Vereins sowie Sympathisanten, um gegen das Blutvergießen zu demonstrieren.

Unter dem Motto "Frieden und Freiheit für Gaza" formierten sie sich unterhalb der Beethovenhalle. Die Organisatoren hatten mit rund 500 Teilnehmern gerechnet. Als sich der Zug vom Rheinufer aus in Richtung City aufmachte, marschierten jedoch viel weniger mit. Nach Schätzungen der Polizei waren etwa 200 Demonstranten dabei. Diese wurden allerdings von mindestens ebenso vielen Polizisten begleitet.

"Gaza brennt", "Schluss mit dem Massaker", "Stoppt das Blutvergießen" "Hände weg von Palästina" und "Keine Waffen für Israel und andere Staaten im Nahen Osten" riefen die Demonstranten, die zum Teil auch aus der Umgebung angereist waren. Viele begleiteten den Protestzug mit großen palästinensischen Fahnen. "Ich will, dass die Blockade Gazas durch Israel sofort aufgehoben wird", verlangt Amir Samet, der zusammen mit zwei Freunden aus Brühl nach Bonn gekommen war.

"Rund 80 Prozent der Getöteten sind Zivilisten. Nach UN-Angaben kommen immer häufiger Kinder bei den Gefechten um, werden verletzt oder verstümmelt. Wir wollen, dass die Menschen in Gaza endlich in Frieden und Freiheit leben können", beklagt Mohamed Abul Ola die Situation. "Deshalb fordern wir das sofortige Ende der militärischen Aggressionen durch die israelische Armee und die Freilassung der politischen Gefangenen", ergänzt er. Vorrangig sei aber, die Situation der Menschen zu verbessern: "Wir fordern eine sofortige humanitäre und medizinische Hilfe für die Menschen in Gaza", so Abul Ola.

Unterstützung bekommt der Verein dabei auch von Bonner Bürgern. "Es muss endlich Schluss sein mit der israelischen Besatzung", stimmt Heinz Assenmacher von der örtlichen BDS-Kampagne den Forderungen zu. Auch Inga Gelsdorf kann die Wut der Demonstranten sehr gut nachvollziehen. "Warum schweigen EU und UN?" steht auf ihrem Transparent. "Wir sehen tagtäglich die schrecklichen Bilder aus der Kriegsregion. So kann es nicht länger weiter gehen", empört sie sich. "Wir müssen endlich einen gerechten Frieden für diese Region bekommen", verlangt die Friedensaktivistin.

"Dialog statt Bomben", diesen Wunsch hat auch die Schweizerin Simone Wrön, die seit einigen Jahren in Bonn wohnt. "Ich habe mich immer gegen Ungerechtigkeiten aufgelehnt", erzählt sie. "Wieso schafft man es nicht, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und das Problem zu lösen?" Vom Rhein aus marschierten die Demonstranten zur Abschlusskundgebung auf den Münsterplatz.

Haus Israel

Kaum hatte Udo Winkler, Vorsitzender des Vereins "Haus Israel", gestern seinen Stand am Bottlerplatz aufgebaut, bekam er Besuch von der Polizei. Er wusste bis dahin noch nichts von der Demonstration gegen Israel.

"Aber ich habe keine Angst. Schließlich wurden wir den ganzen Tag von den Beamten beobachtet, damit nichts passiert", so Winkler. Nur einmal sei ein Passant vorbeigekommen und habe ein israelisches Fähnchen zerrissen. "Ansonsten war alles ruhig."

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