Gründe für 32.000 gestrichene Minusstunden Stadt Bonn: Feuerwehr war überbesetzt

BONN · Die Berufsfeuerwehr war in den vergangenen Jahren mit zehn Beamten überbesetzt. Das habe zu den rund 32.000 Minusstunden zwischen 2013 und Ende 2014 geführt, die den Feuerwehrleuten von der Stadt erlassen worden sind, erklärte Achim Weber, Chef des Organisationsamtes, am Donnerstagabend im Ratsunterausschuss Personal.

Die Koalition aus CDU, Grünen und FDP hatte das Thema per Dringlichkeitsbeschluss auf die Tagesordnung genommen, nachdem der GA am Montag berichtet hatte. Feuerwehrchef Jochen Stein nahm nicht an der Sitzung teil.

Laut Weber war nach einem Schichtsystemwechsel zusätzliches Personal eingestellt worden. Stein wollte mit diesen Stellen offenbar die gestiegene Krankenquote auffangen. Als die Feuerwehr wieder zum alten Schichtsystem zurückkehrte, sank die Krankenquote jedoch - und damit gab es nicht mehr genug Aufgaben für die insgesamt 345 Mitarbeiter, so Insider zum GA. Amtsleiter Weber begründete die Neueinstellungen gestern auch mit einer Personalreserve für die geplante Weiterbildung der Rettungs- zu Notfallsanitäter. Die fand aber bis heute nicht statt, weil der nötige NRW-Erlass fehlt.

Im Oktober 2014 erfuhr die Stadt laut Weber erstmals von der "exorbitant hohen Zahl" der Minusstunden. Im November seien mit der Feuerwehrleitung Gegenmaßnahmen vereinbart worden. So sollten in einzelnen Wachen weitere 24-Stunden-Funktionen eingerichtet werden, um "sinnvolle Aufgaben" zu erledigen. Die rund 32 000 Minusstunden zum Jahresende 2014 habe man beamtenrechtlich nur streichen können, betonte Personalamtsleiter Horst Gehrmann: Die Leute hätten ihre Arbeitsleistung ja angeboten, sie sei aber nicht abgerufen worden. Gehrmann gibt die Kosten für die gestrichenen Stunden mit rund 500 000 Euro an - wobei die Arbeitgeber-Nebenkosten nicht enthalten sind.

Politiker wollen jetzt regelmäßige Berichte

Auch 2015 sind bereits 6000 Minusstunden aufgelaufen. Die sollen sich reduzieren, wenn ab Juli drei Beamte in einer neuen Feuerwache in der Uni-Klinik eingesetzt werden, erläuterte Weber. Weitere sechs sollen ab Oktober auf dem Venusberg Dienst tun. Diese Personalkosten trage dann das Land. Seit Januar seien zudem zwei neue Rettungswagen mit insgesamt zehn Mann in Godesberg im Dienst. Die haben aber ohnehin kaum zu den Minusstunden beigetragen, weil sie bis Oktober 2014 in der Ausbildung waren.

Auf die Frage, warum die unterbeschäftigten Feuerwehrleute nicht anderswo in der Stadtverwaltung eingesetzt worden seien, antwortete Personalchef Gehrmann: Das könne man zwar anordnen, bei längeren Zeiträumen müsse die Arbeit aber "amtsangemessen" sein. Ausschussvorsitzender Georg Fenninger hielt dagegen: "Die Verwaltung hat genug Stellen im mittleren Dienst, wo das ginge."

Die Politiker wollen ab jetzt monatliche Monitoringberichte der Feuerwehr sehen.

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