Schwimmbäder in Bonn Sparkurs provoziert viele Fragen

BONN · Geht für Sportler und speziell für die Gäste der Schwimmbäder die Welt unter, wenn sie der Sparhammer der Stadtverwaltung trifft und wie geplant vier Bäder schließen? Die Sportverwaltung sagt Nein und beruft sich darauf, dass trotz der Einschnitte die Qualität am Ende steigen soll.

"Wir können nicht mehr kleckern, sondern kommen um Struktureingriffe mit dem Ziel der Verbesserung des Bestands nicht vorbei", sagt Sportdezernent Martin Schumacher angesichts des Schuldenbergs von 1,66 Milliarden Euro. Und gibt zu den Bädern die Devise aus: "Wir werden kleiner, aber feiner."

In einer Serie wird der GA in den nächsten Wochen die Sparvorschläge der Verwaltung beleuchten. Heute die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Bädern:

Wie soll das funktionieren, "kleiner, aber feiner"?

Die fünf verbleibenden Bäder will die Stadt aufwerten, indem sie das Frankenbad für 16 Millionen Euro und das Hardtbergbad für 14 Millionen Euro saniert. Hintergrund der Schließungspläne ist auch die Einschätzung, dass die Bäder alt, unmodern, unwirtschaftlich und zum Teil auch unattraktiv sind.

Was bedeutet die Schließung von vier Bädern (Ennertbad, Melbbad, "Friesi" und Kurfürstenbad) für die Wasserfläche?

Sie würde von 16 000 auf 10 000 Quadratmeter sinken, das Gros beträfe die Freibäder. Die Stadt hält das aber für vertretbar, weil Bonn doppelt so viel Wasserfläche habe wie nötig und diese nicht ausgelastet bzw. attraktiv genug sei. So sind die Freibäder lediglich 90 Tage im Jahr geöffnet, davon sei in der Hälfte der Zeit auch noch der Besuch schlecht wegen der vielen Regentage in Deutschland.

Wie viel Geld würde die Stadt durch die Schließung der vier Bäder sparen?

Pro Jahr 1,3 Millionen Euro an Betriebskosten, ohne Abschreibungen und mögliche Verkaufserlöse. Mit der Aufgabe der "Beueler Bütt" wären es 1,8 bis 1,9 Millionen Euro, hat die Stadt ausgerechnet.

Wie stellt sich die Stadt eine ideale Bäderstruktur vor?

Zwei Freibäder im Norden und Süden sowie zwei Kombibäder (also Hallen-/Freibad) im Westen und Osten sowie das Frankenbad als reines Schul- und Vereinsschwimmbad würden den Bedarf gut abdecken, glaubt die Stadt. Ideal sei, wenn ein Privatinvestor auf dem Areal der Jugendverkehrsschule in der Beueler Rheinaue ein zweites Kombibad mit Sauna und Wellness bauen würde Dann würde die Stadt auch die "Beueler Bütt" schließen und das Frankenbad zum reinen Schul- und Vereinsschwimmbad machen wollen.

Warum will die Stadt vier Standorte schließen und nicht nur zwei oder sogar sechs?

Das hat eben jene topografischen Gründe, hinzu kommt die Berechnung, wie viele Wasserflächen die Stadt braucht. Um das zu ermitteln, wurde auch auf Ergebnisse eines Bädergutachtens von 2012 zurückgegriffen.

Was bedeuten die Pläne für das Schulschwimmen?

Nur in Bad Godesberg im Zweifel längere Wege für die Kinder. Insgesamt glaubt man, die Unterrichtskapazitäten auf die restlichen Hallenbäder verteilen zu können. Hinzu kommt: Die fünf Lehrschwimmbecken in Schulen bleiben erhalten und sollen stärker genutzt werden. Dazu müsse die Terminplanung besser werden.

Was ist mit dem Argument, die Kinder können schon heute nicht mehr richtig schwimmen?

Dieser Umstand liegt laut Stadt nicht an der Zahl der Bäder, sondern am Fehlen von Kursen und Schwimmunterricht in Schulen. Sportamtsleiter Martin Herkt: "Das Schwimmen lernt man im Hallenbad, nicht in einem Freibad."

Wer entscheidet, ob die vier Bäder wirklich schließen?

Das macht der Stadtrat, dem die Verwaltung schon am 13. November eine entsprechende Beschlussvorlage vorlegen will - im Zuge der Einbringung des Doppelhaushalts 2015/2016.

Wann würden die Schließungen frühestens greifen?

Schnell. Die drei Freibäder könnten schon im Sommer 2015 nicht mehr öffnen, das Kurfürstenbad würde am 31. Mai 2015 endgültig zumachen. Voraussetzung ist eine Mehrheit im Rat.

Wie sieht die derzeit geltende Beschlusslage aus?

Völlig anders. Am 18. Juli 2013 fiel der einstimmige Ratsbeschluss, alle Freibäder zu erhalten. Außerdem sollte das Kurfürstenbad in Godesberg vermarktet werden, um es ebenfalls auf Dauer zu erhalten.

Wie ging der Vermarktungsversuch aus?

Negativ. Man hat niemanden gefunden, der das Kurfürstenbad übernehmen will, so Sportamtsleiter Martin Herkt. Auch eine Übernahme durch Vereine führe nicht zu einer substanziellen Entlastung des städtischen Etats. Wenn der Rat den Schließungsplänen zustimmt, würde er sich um 180 Grad drehen. Allerdings gehören im Vergleich zur damaligen Mehrheitsmeinung seit der Kommunalwahl im Mai viele neue Ratsmitglieder und Gruppierungen dem höchsten Gremium der Stadt an. Außerdem hat sich die Finanzlage weiter verschlechtert.

Was ist mit der Jugendverkehrsschule geplant?

Das Gelände in der Beueler Rheinaue soll Investoren angeboten werden, um dort ein nagelneues privates Bad zu bauen. Dafür muss noch Baurecht im Landschaftsschutzgebiet geschaffen werden. Schumachers Überlegung: "Wenn sich bis Ende 2015 kein Investor findet, entfällt der Neubau, und die "Beueler Bütt" bleibt erhalten."

Wie geht die Stadt mit dem Vorwurf um, das ehrenamtliche Engagement der Fördervereine mit Füßen zu treten?

Die Verwaltung würdigt ausdrücklich ihr ehrenamtliches Engagement, das diese über zwei Jahrzehnte für das "Friesi" und das Melbbad aufgebracht haben. Allerdings lasse die Haushaltslage keine andere Entscheidung zu.

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