Bonner suchen Hilfe Schuldnerberatung in neuen Räumen

BONN · "Wer Schulden hat, hat nicht automatisch Schuld", lautet das Credo der zentralen Schuldnerberatung Bonn. Die Insolvenzberatungsstelle, in der Caritas, Diakonie und Stadt zusammenarbeiten, hat ihre neuen Räume an der Noeggerathstraße 49 bezogen. Zur Einweihung segnete Pfarrer Peter Adolfs die Räume und überreichte eine gläsernes Kreuz. "Der Regenbogen darauf soll für die Hoffnung stehen, die die Beratung den Menschen gibt", sagte er.

 Einweihung der neuen Räume: Eckart Wüster (von links), Jean-Pierre Schneider, Ulrich Hamacher, Jürgen Nimptsch, Maria Leucker, Heidi Klose und Peter Adolf.

Einweihung der neuen Räume: Eckart Wüster (von links), Jean-Pierre Schneider, Ulrich Hamacher, Jürgen Nimptsch, Maria Leucker, Heidi Klose und Peter Adolf.

Foto: Nicolas Ottersbach

Immer mehr Bonner suchen dort Hilfe. 2013 waren es mehr als 1300 Menschen in der Akutberatung und damit 15,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 967 Personen erhielten eine Intensivberatung. Das Durchschnittsalter lag bei 41 Jahren, jede Person ist im Schnitt mit rund 31 000 Euro verschuldet und hat zwölf Gläubiger. Stark zugenommen hat die Zahl junger Menschen, die ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können. Sie machen mittlerweile knapp zehn Prozent aller Klienten aus. Handyschulden, die Finanzierung der ersten eigenen Wohnung und Arbeitslosigkeit sind laut Jahresbericht der Schuldnerberatung die Gründe dafür. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch lobte die stetige Auswertung der eigenen Leistungen. "Daran kann man den Erfolg messen."

"Wichtig ist, dass man nicht lange warten muss. Denn wenn der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, muss es schnell gehen", sagte Jean-Pierre Schneider von der Caritas. War es früher oft so, dass man Monate auf einen Termin habe warten müssen, sind es gerade einmal zwei bis vier Wochen in der Akutberatung. Die wöchentlichen persönlichen Sprechstunden ohne Terminvereinbarung, die es für Berufstätige auch nachmittags gibt, sind meist der erste Kontakt zu den Klienten. Danach geht es bei Bedarf in die Intensivberatung. Deren Ziel ist es, die gesamte Lebenssituation zu stabilisieren.

"Die Beratungen sind erfolgreich, wenn die Menschen dauerhaft in sicheren Verhältnissen leben", sagte Schneider. Der erste Schritt in einer Beratung, so erklärte Mitarbeiterin Christel Berg, sei der schwerste. "Viele haben Angst und versuchen zu verdrängen, was aber nur für mehr Probleme sorgt."

Ulrich Hamacher vom Diakonieverein forderte mehr Einsatz auf Bundesebene. "Momentan trägt die größte finanzielle Last die Stadt, obwohl es keine kommunale Aufgabe ist." Dabei sei die Schuldnerberatung mit ihrer 28-jährigen Geschichte schon wesentlich älter als die Hartz-Gesetze. Für ihn sei beispielsweise eine Deckelung der Zinsen von Dispokrediten und die Novellierung des Pfändungsschutzes sinnvoll. "Elf Prozent Zinsen gehen einfach nicht, weil die Hilflosigkeit in einer Notlage ausgenutzt wird", sagte er. Stolz war Hamacher auf die Errungenschaften der Schuldnerberatung: In nur 20 von etwa 4400 Fällen sei die Restschuld nicht erlassen worden. Dringend nötig sei Präventionsarbeit, für die aktuell kein Geld übrig bleibe.

Kontakt: per Telefon 0228/969660, per Mail an schuldnerberatung@cd-bonn.de und auf der Seite www.schuldnerberatung-bonn.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort