Bonner Wirte klagen Probleme mit dem Rauchverbot

BONN · "Die Situation ist katastrophal. Das Rauchverbot hat sich noch viel schlimmer dargestellt, als ich jemals gedacht hätte", sagt Jürgen Harder, Chef des Brückenforums. Vor gut einem Jahr war er Mitinitiator der Demonstration gegen das Rauchverbot. Das Gesetz kam trotzdem und mit ihm ganz neue Herausforderungen für die Gastronomie der Altstadt.

Vor allem haben die Konflikte mit den Nachbarn stark zugenommen: "Das Problem mit dem Rauchverbot sind für mich nicht Gewinneinbußen. Die Leute kommen trotzdem, aber sie gehen zum Rauchen vor die Tür. Und dann kommt das Ordnungsamt - das ist das Problem", sagt Willi Hennes, Wirt der Multikultikneipe "Café Duck". Die Anwohner stört dabei nicht nur der Krach, sondern auch der Qualm, der nun nach oben in die Wohnungen zieht: "Das Problem hat sich einfach verschoben", sagt Bettina Früh, eine Anwohnerin aus der Heerstraße. "Früher haben die Kneipenbesucher den Qualm abbekommen - jetzt sind es die, die zu Hause bleiben."

Die Wirte geben dabei offen zu, dass es für sie unmöglich ist, die Schar der draußen stehenden Gäste zu überblicken: "Ich musste extra einen Türsteher einstellen, um dafür zu sorgen, dass die Gäste zum Rauchen wirklich rausgehen, draußen nicht zu laut sind und ihre Getränke nicht mit hinausnehmen", sagt Tobias Epping, Wirt der Kneipe "Die Wache".

Trotzdem bleibe es sehr schwierig, alles im Blick und im Griff zu behalten. Für ihn fallen zudem deutliche Gewinneinbußen an: "Zunächst muss ich ein Extragehalt für den Türsteher zahlen. Zudem kommen die Leute viel später als früher. Zum Glück hatten wir ja einen milden Winter, aber wenn es mal so kalt ist, dass niemand zum Rauchen vor die Tür gehen will, werden die Kneipen das noch mal ganz anders zu spüren bekommen", ist Epping überzeugt.

Ein Stimmungsbild vor den Kneipen zeigt: Die jüngeren Besucher sind eher bereit, das Verbot anzunehmen. Viele finden es eher angenehm, dass nach dem Ausgehen nicht mehr alles nach Rauch stinkt. Für die ältere Generation und besonders die, die sich zum Kartenspielen treffen, ist es dagegen unannehmbar, wenn Raucher ständig rauslaufen müssen.

Schließen musste wegen des Rauchverbots bisher zwar noch keine Kneipe in der Altstadt. Doch die Probleme der Wirte lassen sich auch nicht kleinreden, so Harder. Und so bleiben er sowie alte und neue Mitstreiter aktiv, bilden Netzwerke und wollen versuchen, das Nichtrauchergesetz wieder zu kippen.

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