Lorenz Beckhardt: "Der Jude mit dem Hakenkreuz" Opa Fritz, der Kriegsheld

BONN · "Der Jude mit dem Hakenkreuz - Meine deutsche Familie" lautet der Titel eines Buchs, das Lorenz Salomon Beckhardt geschrieben hat.

 Autor Lorenz Beckhardt ist Wissenschaftsredakteur.

Autor Lorenz Beckhardt ist Wissenschaftsredakteur.

Foto: Schmidt

Der Jude mit dem Hakenkreuz ist sein Opa Fritz, und dieser hatte ein uraltes Symbol unter anderem für die Sonne und die Unendlichkeit, das Hakenkreuz, freiwillig als Glücksbringer auf seinem Kampfflieger im Ersten Weltkrieg - zu jener Zeit nicht ahnend, was dieses Hakenkreuz in der damaligen nahen Zukunft für seine Familie bedeuten würde.

Lorenz Beckhardt, in Wiesbaden geboren, in Bonn lebend, hat mit dem Buch eine Familiengeschichte geschrieben, die seinesgleichen sucht. Er hat nicht einfach chronologisch aufgezeichnet, wie sich die Familie Beckhardt über drei Generationen entwickelt hat, er hat nahezu einen Roman geschrieben, ein Buch, das man wie Belletristik lesen könnte, wenn der Inhalt nicht so ernst wäre.

Er wurde vom Verein "Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus" und von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft zur Präsentation seines Buches in das Haus der Geschichte eingeladen. Gut 100 Besucher waren der Einladung gefolgt.

Jetzt ist Lorenz Beckhardt kein Chronist, der seine Recherchen einfach aufschreibt. Er, inzwischen 54 Jahre alt, ist Vollblutjournalist. Bereits seit 1990 ist er für die ARD tätig. Nach der Tagesschau, dem Morgenmagazin und verschiedenen Auslandsaufenthalten ist er 2006 als Wissenschaftsredakteur zur Sendung "Quarks & Co" gekommen.

Er wird katholisch getauft und erfährt erst mit 18 Jahren, dass er jüdischer Abstammung ist; er beginnt, das Leben seiner Vorfahren zu erforschen. Vom Opa Fritz, dem Kriegshelden, über seinen Vater Kurt, der mit den Kindertransporten nach England kam, bis hin zur Rückkehr von Fritz und Kurt nach Wiesbaden-Sonnenberg im Jahr 1950. Hier beginnen Demütigungen durch Nachbarn und der Streit um die Rückerstattung des Eigentums. "Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass lebende Juden im Nachkriegsdeutschland nicht erwartet wurden", sagte Lorenz Beckhardt zu jener Situation.

Bereits 2007 zeigte der WDR seinen Film "Der Jude mit dem Hakenkreuz" (zu sehen auf Youtube), 2014 erschien das Buch. Lorenz Beckhardt, dessen Eltern bei der von Astrid Mehmel moderierten Lesung anwesend waren, wusste auch zu erzählen, dass in seiner Familie wenig über die Vergangenheit oder über Gefühle gesprochen wurde. "Sie können stolz auf ihren Sohn sein", sagte Mehmel abschließend zu den Eltern von Lorenz Beckhardt und meinte damit, wie sie betonte, "die Einzigartigkeit" des Buchs.

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