Prozessauftakt am Landgericht Nicht vorhandene Ware im Internet verkauft

Bonn · Mit fast vier Stunden Verspätung hat am Mittwoch vor dem Bonner Landgericht der Prozess gegen eine Bande begonnen, der professionelle Internetkriminalität vorgeworfen wird. Die vier Männer aus Bonn und Essen im Alter zwischen 23 und 37 Jahren müssen sich unter anderem wegen bandenmäßigen Betruges, Urkundenfälschung und Computerbetrugs vor der 2. Großen Strafkammer verantworten.

Doch der 37-Jährige aus Essen hatte ein ärztliches Attest vorgelegt - er sei angeblich krank und nicht verhandlungsfähig. Doch dieses allgemein gehaltene Attest wollten die Richter nicht akzeptieren. Nachdem der Arzt kontaktiert worden war und sich heraus gestellt hatte, dass der arbeitslose Mann keineswegs verhandlungsunfähig war, wurde der Angeklagte aus dem Ruhrgebiet telefonisch herbeizitiert.

Am Mittag erschien er schließlich vor Gericht. Daraufhin konnte Staatsanwalt Oliver Hefele die 524 Einzelfälle auflistende Anklageschrift verlesen. Gut eine Stunde brauchte Hefele, bis er das Geschehen zwischen Dezember 2008 und Februar 2010 zusammen gefasst hatte. Laut Anklage waren der 24 Jahre alte Bonner und der 33 Jahre alte Beschuldigte aus Essen Mitglieder in einem Internetforum, auf dem "das gesamte Spektrum krimineller Handlungen im Internet" zu finden ist. Die Hacker sollen zehn Anbieterkonten eines Internet-Auktionshauses geknackt haben. Zunächst sollen sie dann echte Ware über diese zuvor lange Zeit nicht benutzten Accounts verkauft haben, um gute Bewertungen zu erhalten.

Anschließend haben sie jedoch laut der Staatsanwaltschaft unter anderem Computerspiele, Designerkleidung, Nahrungsergänzungsmittel und Elektronikartikel angeboten, die es gar nicht gab. Der aufgelistete Schaden: mehr als 30 000 Euro. Dies soll jedoch lediglich die absolute Spitze des Eisbergs sein. Das Geld der Geprellten floss offenbar auf vier Bankkonten. Diese soll der 22 Jahre alte Mitangeklagte aus Bonn, der den 24-Jährigen anscheinend aus einer gemeinsamen Musikband kennt, eigens bei vier verschiedenen Banken eingerichtet haben. Zudem soll die Bande Telekom- Kundendaten missbraucht haben.

Inzwischen sitzen die beiden mutmaßlichen Haupttäter im Gefängnis. Sie sollen trotz des laufenden Verfahrens im Internet weiter kriminell unterwegs gewesen sein. Von den Verteidigern wurde am ersten Prozesstag angekündigt, dass die drei Hauptangeklagten zu den Vorwürfen Erklärungen abgeben werden.

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