Kommentar Neuregelung mit Pferdefuß

Man muss nicht soweit gehen wie ein paar Kritiker, die zum Start der finanziellen Neuregelungen in integrativen Kindertagesstätten schimpfen: "Alle reden von Inklusion, der LVR will sie abschaffen." Zumal sogar betroffene Eltern Verständnis für die kommende Aufbürdung von Kosten zeigen: Damit werde man gleichbehandelt wie Familien mit nicht behinderten Kindern.

Die nun fälligen Beiträge sind für die meisten auch nicht der Stein des Anstoßes. Obwohl letztlich zu befürchten ist, dass, wer Kosten sparen will, ab sofort auch leicht behinderte Kinder in heilpädagogische Kindergärten schicken wird. Die bleiben nämlich auch weiterhin beitragsfrei. Der Inklusion in Bonn wäre damit jedoch ein Bärendienst erwiesen.

In der Auseinandersetzung geht es aber letztlich um das Gesamtpaket: Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) wird für ein behindertes Kind nun 5000 statt bislang 2800 Euro pro Jahr an die Kita zahlen. Er will, wie er sagt, die Aufnahme von betroffenen Kindern in allen Kindertagesstätten möglich machen. Er will die Eingliederung von Behinderten in der Gesellschaft vorantreiben.

Der Pferdefuß dabei: Die kostenaufwendigen Kita-Therapeuten sollen ab August 2015 nicht mehr vom LVR, sondern nur noch von den Krankenkassen finanziert werden. Mit denen sei aber belang noch gar keine Vereinbarung getroffen, kritisieren die Wohlfahrtsverbände. Die Rahmenbedingungen für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf würden sich somit stetig verschlechtern. Therapie werde es dann nur noch auf Rezept geben.

An dieser Stelle muss also unbedingt weiter verhandelt werden. Damit die betroffenen Kinder nicht zu den Leidtragenden der Neuerungen werden. Damit sie weiterhin in ihren Tagesstätten einen sicheren Einstieg ins Leben schaffen.

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