Betrugsversuch Kurier vereitelte Enkeltrick

BONN · Als Kurier fragt Wadim Grau nicht, was er transportiert. "Ich nehme die Pakete entgegen, liefere sie diskret aus und schreibe eine Rechnung", sagt er. Doch bei einem Auftrag kürzlich wurde er stutzig und schaltete die Polizei ein. Und verhinderte damit den Erfolg eines Enkeltricks, der eine Bonner Seniorin fast 11.000 Euro gekostet hätte.

 Mit seinem Misstrauen lag Wadim Grau genau richtig.

Mit seinem Misstrauen lag Wadim Grau genau richtig.

Foto: Nicolas Ottersbach

Wadim Grau ist selbstständiger Kurier, fährt allerdings nur selten selber. "Ich habe ein Unternehmen und vermittle die Transporte", sagt er. An jenem Tag sprang er selber ein, weil für die Strecke von Bonn nach Köln kein Fahrer frei war. Ein "Herr Weber", der sich in akzentfreiem Deutsch als Notar vorstellte, hatte ihn telefonisch beauftragt. Und es sollte "sehr schnell" gehen. Grau bekam nur Start- und Zieladresse, wie üblich in dem Gewerbe, sagt er. Doch als er das Paket abholte, wurde ihm mulmig.

Das Navigationsgerät führte ihn in eine Wohnsiedlung nach Endenich. Zu diesem Zeitpunkt hatte "Herr Weber" erneut angerufen, um wieder zu betonen, dass er "es eilig habe". Am Ziel öffnete eine ältere Dame die Tür - in der Hand eine mit Gummibändern verzurrte Plastiktüte. Die drückte sie Grau ohne Worte in die Hand. "Ich fühlte sofort, dass da Bargeld drin war", beschreibt er die Situation.

Sofort sei ihm in den Kopf geschossen: Hier könnte es um einen Enkeltrick gehen. "Im Fernsehen sieht man darüber ja ständig etwas. Mir kam das Ganze wie in einem Film vor, weil ich nie gedacht hätte, dass es wirklich so funktioniert." Er verabschiedete sich von der Frau und setzte sich in sein Auto.

Prompt klingelte sein Handy, "Herr Weber" war wieder dran und fragte nach seiner Lieferung. Grau sagte ihm, dass er wegen des dichten Verkehrs etwas länger brauche. Dann rief Wadim Grau die Bonner Polizei an. "Man sagte mir, dass man die Angelegenheit erst prüfen müsse. Bis dahin solle ich mich langsam auf den Weg machen und erreichbar bleiben." Das tat er.

Wenige Minuten später rief mit unterdrückter Nummer eine Frau an, die sich als Polizistin ausgab. Sie sagte ihm, dass die Beamten nun bei der älteren Dame seien und es sich um einen "falschen Alarm" gehandelt habe. Der Notar müsse nur noch kurz eine Bestätigung der Transaktion an die Polizei faxen. Und der Kurier solle seine Lieferung am vereinbarten Treffpunkt abgeben.

"Ob die Polizistin echt war, wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht", sagt Grau. Er verließ sich wieder auf sein Bauchgefühl - und lag erneut richtig. Denn auch der Anruf kam von den Trickbetrügern, und wenig später rief "Notar Weber" aufgebracht an. "Er schrie in den Hörer und machte Druck, weil er eine Bestätigung habe faxen müssen", so Grau.

Selbst als ihn dann die echte Polizei anrief, blieb Grau misstrauisch. Er sollte auf dem Weg nach Köln einen Beamten in Zivil mitnehmen, um mit weiteren Kollegen den oder die Betrüger bei der Geldübergabe festzunehmen. "Ich stellte mich darauf ein, überfallen zu werden und überlegte mir einen Fluchtplan", sagt Grau.

Den brauchte er jedoch nicht. Und am Treffpunkt war niemand, der das Paket in Empfang nahm. Den Zivilpolizisten aber gab Grau es auch nicht. "Ich bestand darauf, zur Wache zu fahren, was auch kein Problem war." Wenige Tage später bekam die Seniorin ihr Geld wieder. Die Ermittlungen der Polizei laufen noch.

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