Bonner Universität während des Ersten Weltkriegs "Kampf durch Wort und Schrift"

BONN · Dass Unirektor Jürgen Fohrmann seine Amtskette trägt, hat einen guten Grund: In der Euphorie zu Beginn des Ersten Weltkriegs erwirkte die Universität einen Senatsbeschluss, die Amtskette unter dem Motto "Gold zu Eisen" zugunsten der Kriegskasse einschmelzen zu lassen.

 Eröffneten die Ausstellung: (v.l.) Thomas Becker, Jürgen Fohrmann, Florian Weck, Torsten Klockenbring und Jörg Bradenahl.

Eröffneten die Ausstellung: (v.l.) Thomas Becker, Jürgen Fohrmann, Florian Weck, Torsten Klockenbring und Jörg Bradenahl.

Foto: Leif Kubik

Dieses Schicksal blieb der Insignie dann aber doch erspart: Zum Glück stellte sich bei einer genaueren Prüfung heraus, dass das gute Stück im Herzen aus Silber gefertigt und außen nur vergoldet war. So konnte Fohrmann gestern Abend die Kette, die die Universität 1853 aus den Händen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV erhielt, bei der Eröffnung der Ausstellung "Kampf durch Wort und Schrift" im Universitätsmuseum tragen. 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs zeigt die Schau, wie die Bonner Universität im Krieg gearbeitet hat und ihre Angehörigen am Kriegsgeschehen beteiligt waren.

"Eine Wand aus rohem schmutzigen Holz dient als Hort von Metaphern, sei es Not, Bedrängnis, Schützengraben, Sarg oder auch Kartoffelkeller, Baracke, Ruine", erklärt Jörg Bradenahl, der mit seinem Kollegen Torsten Klockenbring die Ausstellung gestaltet hat, das Konzept. Dieses "Bühnenbild" soll dem hellen Raum des Museums die Heiterkeit nehmen und den Besucher derart auf die Exponate einstimmen.

Dabei handelt es sich zum Einen um unzählige Fundstücke, die im Universitätsarchiv schlummerten und die die beiden Kuratoren, Museumsleiter Thomas Becker und der Student Florian Weck, ans Licht geholt haben. "Da wo die Exponate fehlten, habe ich versucht, die Situation zu illustrieren", erläutert Klockenbring weiter. Seine Grafik eines Lazarettzuges, die auch in einer Animation wiederzufinden ist, veranschaulicht zum Beispiel ein historisch belegtes Ereignis, ohne den Eindruck zu erwecken, die Situation müsse sich zwingend exakt genauso zugetragen haben.

Am 1. August 1914 zogen viele Bonner Studenten und Professoren begeistert in den Krieg. Andere gingen mit gemischten Gefühlen und bangen Erwartungen. Einige Professoren blieben an der Universität und hielten Vorlesung - zur Erbauung der Heimatfront und zur Stärkung der Moral. "Die nicht eingezogenen Professoren fühlten sich in vielen Fällen zurückgesetzt und waren bemüht, ihren patriotischen Beitrag zum Krieg auch an der ?Heimatfront' zu leisten; sie taten dies durch Reden und Schreiben", erläuterte Becker in seiner Eingangsrede.

Zugleich gab es eine enge Verbindung der Universität zur Stadt und ihrer Bevölkerung insgesamt. Zahlreiche Räume wurden im Hauptgebäude der städtischen Verwaltung bereitgestellt, beispielsweise dem Lebensmittelamt. Auch wurde eine öffentliche Küche für Bürger und Studenten eingerichtet. Bis Ende Februar ist die Ausstellung im Universitätsmuseum, Regina-Pacis-Weg 1, zu sehen.

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