Professor Martin Exner KURZ GEFRAGT

Professor Martin Exner ist Spezialist für Krankenhauskeime. Er äußert sich zum Zehn-Punkte-Plan des Gesundheitsministers.

Wie dramatisch ist die Gefahr durch Keime in deutschen Krankenhäusern?

Martin Exner: 15 000 Todesfälle pro Jahr resultieren aus einer Infektion mit Krankenhauskeimen. Es gibt Schätzungen, die von noch höheren Zahlen ausgehen. Das Problem ist, dass die meisten dieser Erreger beginnen, hohe Antibiotika-Resistenzen auszubilden. Das bedeutet, dass wir in Zukunft möglicherweise nicht mehr ausreichend wirksame Antibiotika haben. Das ist nicht nur eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.

Was sagen Sie vor diesem Hintergrund zu dem Zehn-Punkte-Plan von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe?

Exner: Der Plan ist außerordentlich verdienstvoll. Es ist notwendig, dass sich die Politik auch weltweit darum kümmert. Das Problem ist nicht mehr nur medizinisch zu lösen.

Wo sehen Sie Schwachpunkte in dem Plan des Bundesgesundheitsministeriums?

Exner: Er weckt zu stark die Hoffnung, die Entwicklung neuer Antibiotika könne das Problem lösen. Diese Hoffnung teile ich nicht unbedingt. Stattdessen müssten auch die Hygienemaßnahmen in Krankenhäusern deutlich verstärkt werden. Und da sehe ich einige Punkte nicht ausreichend berücksichtigt - zum Beispiel die verbesserte Ausbildung der Ärzte in Sachen Hygiene, die an den Unis zeitlich absolut unzureichend ist.

Auch das Pflegepersonal muss deutlich aufgerüstet werden. Dazu muss aber der Beruf wieder attraktiver werden. Die Politik muss sehen, dass er vom Ansehen und der Bezahlung her verbessert wird.

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