Raumstation ISS In klaren Nächten mit bloßem Auge zur ISS schauen

Bonn · In nur fünf Minuten rast die Internationale Raumstation ISS von Westen nach Osten über den Bonner Nachthimmel. Jetzt im Juni ist sie wieder mit dem bloßen Auge zu erkennen

Ihre Solarkollektoren, die fast so groß wie ein Fußballfeld sind, lassen sie als einen der hellsten Punkte erstrahlen. Weil die ISS die Erde mit knapp 28 000 Stundenkilometern umkreist, taucht sie alle anderthalb Stunden auf. 90 Minuten, die passionierte wie beiläufige Sternegucker am Samstagabend auf der Poppelsdorfer Allee gerne warteten.

Die Hobbyastronomen Nico Schmidt und Christian Hüben vom Köln-Bonner Astrotreff hatten dort ihre Teleskope aufgebaut. Und kaum standen das wuchtige Spiegelteleskop und das eher zierlich wirkende Linsenfernrohr, kamen die ersten neugierigen Fragen. "Was beobachten Sie denn hier?", fragten Claus Wolff und Maria Bennemann. Die Chance für Hüben und Schmidt, die beiden für die Astronomie zu begeistern. "Eigentlich die ISS, aber dort neben dem Mond kann man sogar den Mars sehen. Wollen Sie mal durchgucken?", fragte Schmidt. Sofort waren die beiden vom sogenannten "Astro-Virus" infiziert.

Christian Hüben holte ihn sich vor rund 15 Jahren in der Astronomie-AG seiner Schule. "Damals gab es ja noch keine Computer oder Teleskope für jedermann, das war alles viel zu teuer", sagte er. Dann holte er sein Smartphone aus der Tasche und hielt es in Richtung Himmel.

"Und die Leute wissen viel mehr darüber, auch weil es solche Apps hier gibt." Auf dem Touchscreen kann er sich durch den Orbit navigieren, bekommt Sternbilder und Planeten angezeigt. Auch die ISS mit dem deutschen Astronauten Alexander Gerst an Bord ist in Echtzeit eingezeichnet. Gerade hatte sie den sichtbaren Bereich verlassen und ist am Horizont versunken.

Für die vielen Neugierigen, die mittlerweile auf der Wiese standen, galt es nun anderthalb Stunden zu überbrücken. Teleskope, die Objekte bis zu 250-fach vergrößern können, sind dafür gut geeignet. Schmidt peilte den Mars an, der sich gerade oberhalb des Halbmondes befand. Weil die Planeten ständig in Bewegung sind, muss das Teleskop auch stets nachgeführt werden.

Der neunjährige Malte Bachmann hatte das schon nach wenigen Versuchen drauf. "Man darf immer nur ganz wenig drehen", sagte er. Jeder Millimeter ist auf die riesige Entfernung und bei der Vergrößerung entscheidend. Schmidts Teleskop mit Dobson-Montierung ist besonders einfach zu handhaben. Es steht auf einer horizontal drehbaren Platte, an einer Aufhängung kann die Höhe eingestellt werden.

Christian Hüben hatte währenddessen seinen Standort auf den Fußweg verlegt, um durch eine Lücke zwischen den Alleebäumen blicken zu können. Dort war der Saturn als Lichtpunkt zu sehen. Mit dem Teleskop lassen sich sogar die Ringe des Planeten erkennen, der 764 mal größer ist als die Erde.

Steckt Schmidt ein Okular auf, das mehr als 100-fach vergrößert, sieht man sogar die einzelnen Ringe. "Das ist wirklich der Wahnsinn", sagte Julian, der mit seiner Freundin Caro auf einem Spaziergang angehalten hatte. Eine Frau fragte, ob die Bilder echt seien. "Das ist der Weltraum live", sagte Schmidt.

Dann schaute er auf die Uhr: 23.15 Uhr. "In drei Minuten taucht die ISS auf", rief er in die Runde. Gespanntes Warten, alle suchten den westlichen Nachthimmel ab. Durch das Teleskop zu schauen, würde nicht so gut funktionieren, erklärte Schmidt. "Die ISS ist einfach zu schnell, mit der Hand kann man das fast nicht nachführen." Plötzlich herrschte für fünf Minuten Stille, bis der kleine Lichtpunkt hinter den Alleebäumen wieder verschwand. Nur ein älterer Herr war unzufrieden. Viel zu kurz sei die ISS zu sehen gewesen, klagte er.

Internet-Tipps:

Hobbyastronomen und Laien lädt der Köln-Bonner Astrotreff immer wieder zu Sternenbeobachtungen ein. Termine und Veranstaltungen, die auch in der Volkssternwarte an der Poppelsdorfer Allee sind, gibt es auf www.bonnstern.wordpress.com. Nico Schmidt bloggt über aktuelle Ereignisse auf www.zauberdersterne.de.

Auch in den kommenden Tagen ist die ISS in klaren Nächten als heller und schneller Punkt am Nachthimmel etwa alle anderthalb Stunden für fünf Minuten mit bloßem Auge zu sehen. Noch besser geht es mit einem Fernglas. Ein Teleskop vergrößert so stark, dass man es schwer nachführen kann. Wann und wie lange die Raumstation auftaucht, ist auf der Internetseite der NASA und auf <a href="http://heavens-above.com">www.heavens-above.com zu erfahren. Für das iPhone gibt es die kostenlose App "GoISSWatch", für Android-Geräte DLR_next vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum.

Die Uni Bonn sendet einen Livestream der ISS in HD.

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