11. Absolventenfeier der Universität Bonn Hitzestau unter dem Talar

BONN · Hoch "Annelie" hatte kein Erbarmen. Auch nicht mit Michael Hoch. Tropisch-heiße Sommerschwüle und kein Lüftchen ging. "Gefühlt sind es unter dem Talar mindestens 50 Grad", sagte der neue Rektor der Uni, als er erstmals zur Absolventenfeier in das Festzelt im Hofgarten einzog.

 Hoch fliegen die Barette der Absolventen vor der Uni, darunter auch der rote Hut von Uni Rektor Michael Hoch (Mitte).

Hoch fliegen die Barette der Absolventen vor der Uni, darunter auch der rote Hut von Uni Rektor Michael Hoch (Mitte).

Foto: Barbara Frommann

Zwar trug er den goldbestickten Radmantel in einer etwas luftigeren Sommerversion. Trotzdem: Darunter kam er kräftig ins Schwitzen. So, wie die 1073 Absolventen, die in ihrem schwarzen Talar, mit Barett auf dem Kopf und in den Farben ihrer Fakultät beim Bonner Universitätsfest ihre Urkunden bekamen.

Fächer waren das Accessoire des Tages. Rot, gelb oder naturfarben, mit asiatischer Zeichnung, schnell aus einem Blatt Papier gefaltet oder ganz elegant mit Federn bestückt. Wer kein entsprechendes Exemplar hatte, wedelte sich mit dem Programmheft ein wenig Abkühlung zu. Viele Eltern und Großeltern waren dem Rat der Organisatoren gefolgt, trugen Hüte und hatten sich mit ausreichend Wasser eingedeckt. Denn die Temperaturen im Zelt kletterten bei den insgesamt 4700 Besuchern schnell in Richtung 40 Grad.

Annemarie Geyer, Koordinatorin vom Malteser Hilfsdienst an diesem Tag, hatte ob der Wettervorhersage bereits mehr Helfer in die City geschickt. Anstelle der ursprünglich geplanten zwei Sanitäter waren vier im Einsatz. Dennoch brauchten sie nicht einzugreifen - lediglich drei Studentinnen benötigten Hilfe: Sie alle hatten sich in ihren High Heels schmerzhafte Blasen gelaufen, die mit einem Pflaster behandelt wurden.

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An den Getränkeständen hatte man sich ebenfalls auf das Wetter eingestellt. "Wir haben doppelt soviel Wasser disponiert wie in den vergangenen Jahren",sagte Andreas Jolig, der für das Catering sorgte. Zwei Kühlwagen standen bereit, damit die Getränke stets auf drei Grad heruntergekühlt waren.

Wie schon in den Jahren zuvor haben wieder wesentlich mehr Studentinnen einen Abschluss gemacht. 780 Frauen und nur 293 Männer bekamen diesmal ihre Urkunden. "Sie verfügen über eine tolle Ausbildung an einer Universität, die zu den 100 besten der Welt zählt. Blicken Sie optimistisch in die Zukunft. Sie haben jetzt die Chance, kreativ und innovativ zu wirken, unsere Gesellschaft mitzugestalten und zukunftsweisende Veränderungen auf den Weg zu bringen. Also: Mit Mut in die Zukunft", forderte Rektor Hoch die jungen Akademiker auf.

Bis zu diesem Zeitpunkt war Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch noch froh, dass er im leichten Sommeranzug gekommen war und keine schwere Robe trug wie die Dekane. Doch diese Freude hielt nicht lange. "Sie haben nicht nur an der Bonner Uni studiert, sondern sie haben uns in der Vergangenheit immer unterstützt. Dafür wollen wir uns bedanken und Sie in die Gemeinschaft aufnehmen", sagte der Rektor, legte dem Oberbürgermeister einen Talar um die Schultern und setzt ihm das Barett auf. Dafür hatte Hoch, der aus der Region Bodensee stammt, eigens einen rheinischen Satz gelernt, den er sich auf einem Spickzettel notiert hatte: "Donn d'r Kiddel ahn und verzell de Lück jett üver et Levve", räumte Hoch das Rednerpult und überließ es Nimptsch. Der revanchierte sich sogleich: "Sie sind aufgenommen in der Akademie für bönnsche Sprache."

In seiner Rede erinnerte Nimptsch daran, dass der 4. Juli nicht nur für die Absolventen des Studienjahrs 2014/2015 ein besonderer Tag ist, sondern dass an diesem Datum schon mehrfach Geschichte geschrieben wurde: Das Patent für PVC wurde 1913 an diesem Tag angemeldet, die Bayern entschieden 2010 in einem Volksentscheid über das Nichtraucherschutzgesetzt, in Amerika wurde die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben. Aber ein ganz besonderes Ereignis wird noch nach 61 Jahren in einem Atemzug genannt: Das Wunder von Bern. "Am 4. Juli 1954 wurde Deutschland Fußballweltmeister. Fleiß, Mannschaftsgeist und Disziplin gelten auch heute noch als Werte beziehungsweise Tugenden, mit denen auseinanderzusetzen sich lohnt", fordert Nimptsch die Absolventen auf. "Es ist Ihr 4. Juli. Machen Sie etwas aus diesem Tag."

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