"Handbuch gegen Krebs" Große Fortschritte bei der Therapie

BONN · Für die meisten Menschen, die erfahren, dass sie an Krebs erkrankt sind, bricht erst mal eine Welt zusammen. "Man ist völlig außer sich, wenn man diese Diagnose erhält", sagt Fritz Pleitgen.

 Gesprächsthema Krebs: Fritz Pleitgen, Präsident der Deutschen Krebshilfe, Buchautorin Sarah Majorczyk und der Mediziner Michael Hallek im Metropol-Kuppelsaal.

Gesprächsthema Krebs: Fritz Pleitgen, Präsident der Deutschen Krebshilfe, Buchautorin Sarah Majorczyk und der Mediziner Michael Hallek im Metropol-Kuppelsaal.

Foto: Horst Müller

Als Präsident der Deutschen Krebshilfe kennt er sich damit nur allzu gut aus. "Es ist wichtig, dass man wieder Boden unter die Füße bekommt." Dabei könne "Das Handbuch gegen Krebs", das am Mittwochabend im Kuppelsaal von Thalia vorgestellt wurde, eine erste Orientierung sein.

Dieses Buch hat die Journalistin Sarah Majorczyk in Zusammenarbeit mit 60 Krebs-Experten von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe geschrieben. Es erläutert Grundlegendes zum Verständnis dieser Krankheit, lässt betroffene Prominente wie Schauspieler Michael Lesch und Politiker Manfred Stolpe zu Wort kommen und gibt einen Überblick über Diagnosen, Stadien und Therapiemöglichkeiten der 35 am häufigsten auftretenden Krebsarten.

Ein Experte ist Michael Hallek, Direktor des Onkologischen Spitzenzentrums CIO Köln/Bonn, der ebenfalls zur Buchvorstellung gekommen war. Er sprach sich dafür aus, dass Erkrankte Zweitmeinungen einholen. "Es gibt keinen Arzt, der das gesamte Wissen der Krebsmedizin im Kopf hat." Auch müsse ein Vertrauensverhältnis zum behandelnden Onkologen aufgebaut werden.

Er riet, man solle tunlichst nicht alleine zu diesem Gespräch gehen: Der Patient behalte kurz nach der Diagnose in der Regel nur 20 bis 30 Prozent dessen, was gesagt wird - eine weitere Person könne diese Informationsmenge wenigstens verdoppeln.

Die Ärzte sollten sich beim ersten Gespräch Zeit nehmen. Die Fakten einfühlsam und verständlich zu vermitteln, sei nicht leicht: "Das erste Gespräch zu führen ist eine große Kunst und wird überhaupt nicht ausgebildet." Für Pleitgen war wichtig, dass der "emanzipierte Patient" Fragen stellt und über seine Erkrankung mit anderen spricht.

Neben vielen anderen Themen ging es auch um Vorsorgeuntersuchungen. Die Ergebnisse vieler Methoden, die bislang als zuverlässig erachtet wurden, etwa Hautuntersuchungen und Mammografie, würden heute als nicht mehr so sicher angesehen, so Hallek. "Die Darmkrebsvorsorge ist die klare Ausnahme." Ab dem 50. Lebensjahr sei das empfehlenswert. Das Krebsrisiko steige bei älteren Menschen, bei denen die Fähigkeit des Körpers, Zellen zu reparieren, nachlasse: "Krebs ist eine Alterskrankheit."

In der Krebsforschung gebe es große Fortschritte, sagte Hallek. Diese ermöglichten es inzwischen vielen Patienten, mit ihrer Krankheit zu leben. Medikamente, Hormontherapien und andere Methoden könnten eine Chronifizierung bewirken: "Die Lebensdauer mit Krebs ist verlängert, ohne dass der Krebs weg ist." Und das bei guter Lebensqualität. Das sei "absolut motivierend" für ihn, weiter an der Krankheit zu forschen.

"Das Handbuch gegen Krebs. Neues Wissen. Neue Hoffnung. Neue Therapien" ist im Verlag Zabert Sandmann erschienen ( ISBN 978-3-89883-448-3) und kostet 19,95 Euro.

Diagnose Krebs: Erste Informationen für Betroffene

Krebspatienten, die ganz frisch ihre Diagnose erhalten haben, können sich auf www.infonetz-krebs.de über weitere Schritte erkundigen. Das Angebot der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft wurde 2014 eingerichtet. Unter der kostenfreien Hotline 0800/80 70 88 77 können sich Betroffene in jedem Stadium ihrer Erkrankung jeweils montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr Rat einholen. Das Team besteht aus Ärzten, Psychoonkologen und Fachkräften aus dem pflegerischen, sozialen und kommunikativen Bereich.

Die Beratungsthemen umfassen die Bereiche Behandlung, Soziale Absicherung, Krebsprävention und -früherkennung sowie Leben mit dem Krebs. Das Team ist auch per E-Mail an krebshilfe@infonetz-krebs.de zu kontaktieren.

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