Bonner Finanzhaushalt Festspielhaus: Was die Stadt zahlt

BONN · Knapp 1,7 Milliarden Euro Schulden drücken Bonn. Seit die Stadtverwaltung ihr Sparkonzept präsentiert hat, erhält die Debatte um die Kosten des Beethoven-Festspielhauses neue Dynamik.

Kritiker sprechen von einem "Prestigeobjekt". Zwar müssen die Baukosten für das Gebäude privat finanziert werden. Doch auch die Kommune soll Millionensummen für das Projekt beisteuern.

Mietzahlungen:

"Sowohl das Beethovenfest als auch das Beethoven Orchester werden aller Voraussicht nach im Festspielhaus höhere Mieten zahlen müssen als bisher in der Beethovenhalle", erklärt Stadtsprecherin Monika Hörig. Die beiden städtischen Institutionen nutzen die Halle intensiv. Nach GA-Informationen werden dafür zusammen rund 360.000 Euro im Jahr fällig. Im Festspielhaus sollen es nach aktueller Planung maximal 160.000 Euro mehr sein. Projektkenner betonen aber, dass auch in der Beethovenhalle nach der geplanten Sanierung die Miete steigen werde. Die Stadt schweigt zu konkreten Summen.

Bisher fließt das Geld von der linken in die rechte Tasche der Kommune: Sowohl das Orchester als auch die Internationale Beethovenfeste Bonn GmbH und die Bonn Conference Center Management GmbH (BonnCC), die WCCB und Beethovenhalle betreibt, gehören zum städtischen "Gesamtkonzern". Anders beim Festspielhaus: Die dortige Miete geht an die künftige Betriebsstiftung, an der Bonn keine Mehrheit halten wird (siehe "Betriebskosten").

Höhere Mieten bedeuten gegebenenfalls höheren Zuschussbedarf: Das Orchester erhält laut Stadt 7,15 Millionen im Jahr (mit Personalkosten). Das Beethovenfest bekommt 1,6 Millionen Euro; ein weiterer Mietzuschuss für die Beethovenhalle von 59 500 Euro wird 2015 letztmalig gezahlt. Wenn beide Institutionen das Festspielhaus bespielen, verliert die Stadttochter BonnCC einerseits zwei Mieter für die Beethovenhalle. Andererseits ist BonnCC-Chef Michael Kleine-Hartlage optimistisch, lukrativere Ersatzveranstaltungen an Land ziehen zu können.

Das Baugrundstück:

Nach Angaben der Stadtverwaltung fallen öffentliche Kosten bis zu 8,45 Millionen Euro für die Baureifmachung des Geländes südlich der Beethovenhalle an, unter anderem für den Abriss des Bunkers und des Studentenwohnheims. Je nach Architektenentwurf könnten die Kosten auch niedriger sein: Falls die Theaterstraße nicht überbaut würde, müssten zum Beispiel die Versorgungsleitungen unter der Straße nicht verlagert werden (zwei Millionen Euro). Die Stadt deckelt ihren Kostenanteil laut Ratsbeschluss auf 4,4 Millionen Euro. Der Rest soll beim Land NRW als Fördermittel beantragt werden. Einen Bescheid gibt es noch nicht.

Studentenwohnheim:

Die Stadt entschädigt das Studentenwerk mit 656.000 Euro, weil der Erbbaurechtsvertrag für das marode Gebäude noch bis 2060 läuft. Außerdem überlässt sie ihm eine Grünfläche von 800 Quadratmetern am Wohnheim Römerlager.

Betriebskosten:

Eigentümerin des Festspielhauses wird eine Betriebsstiftung, für die der Bund 39 Millionen, der Rhein-Sieg-Kreis drei und die Sparkasse Köln-Bonn fünf Millionen Euro bereitstellen. Die Stadtverwaltung schlägt vor, zwanzig Jahre lang 500.000 Euro jährlich ins Stiftungskapital zu zahlen, insgesamt zehn Millionen Euro.

Im Gegensatz zu einem jährlichen Zuschuss würde dieses Geld nicht verbraucht, sondern bliebe als Investition erhalten. Im hypothetischen Fall einer Auflösung der Stiftung bekäme die Stadt die zehn Millionen Euro zurück. Finanzieren kann sie die Zahlungen aber nur über einen Kredit; es fallen also jährlich Zins und Tilgung an. Neben den Einzahlungen und den Mieten sei keine weitere städtische Beteiligung an den Betriebskosten vorgesehen, so Stadtsprecherin Hörig.

Auch vom Land NRW wird eine millionenschwere Zahlung in die Betriebsstiftung erwartet. Bleiben die Zinsen so niedrig wie derzeit, reichen die Kapitalerträge aber nicht, um die Festspielhaus-Defizite zu decken. Die Lücke beträgt laut einem Businessplan, der noch nicht veröffentlicht worden ist, nach GA-Informationen rund zwei Millionen Euro im Jahr. Den Großteil will offenbar die Telekom übernehmen.

Der Bonner Stadtrat hat seinen Grundsatzbeschluss zum Festspielhaus unter einem wichtigen Vorbehalt gefasst: Das Stadtgeld darf nur fließen, wenn es trotzdem gelingt, einen genehmigungsfähigen Doppelhaushalt 2015/2016 zu beschließen. Das heißt: Ohne Zustimmung der Bezirksregierung Köln, die das aus Sicht der Stadtverwaltung unvermeidbare Haushaltssicherungskonzept prüft, wird es nicht gehen.

Sanierung der Beethovenhalle könnte billiger werden

Die Beethovenhalle soll für rund 30 Millionen Euro saniert werden, mit Krediten allein durch die Stadt finanziert. Wenn die Deutsche Post DHL und andere Sponsoren das Festspielhaus errichten, wäre die Beethovenhalle nicht mehr Hauptaustragungsort für das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 und müsste nicht als hochwertiger Konzertsaal hergerichtet werden: Die Stadt könnte den Sanierungs- und Umbauaufwand reduzieren. Die Arbeiten ließen sich sogar aufschieben, bis das Festspielhaus steht. Damit wäre es auch überflüssig, das World Conference Center (WCCB) während der Beethovenhallensanierung als Ausweichquartier zu nutzen. Die Stadtverwaltung schlägt dem Rat deshalb vor, mit der Anschaffung der nötigen Technik fürs WCCB (1,5 Millionen Euro) bis Anfang 2015 zu warten. Dann soll endgültig über die Realisierung des Festspielhauses entschieden werden.

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