Bonner Leitungsnetz wird erweitert Fernwärme für Auerberg und Tannenbusch

BONN · Momentan ist das Bonner Fernwärmenetz 85 Kilometer lang, bis 2019 soll es um weitere acht wachsen. Was zunächst nicht nach viel klingt, ist mit viel Aufwand verbunden. Die Rohre müssen mit Hilfe von Baggern und Kränen tief unter die Erde verlegt werden.

 Weil im Innern der Rohre bis zu 21 bar Druck herrschen...

Weil im Innern der Rohre bis zu 21 bar Druck herrschen...

Foto: Volker Lannert

Die erste Erweiterung geht direkt unter dem Rheindorfer Bach her und ist das Verbindungsstück zum Bonner Norden. Dort setzen Bauarbeiter für die Stadtwerke die Leitungen ein, die später die Stadtteile Auerberg und Tannenbusch versorgen sollen.

"Es laufen immer zwei Rohre nebeneinander", erklärt Michael Hahn, der bei den Stadtwerken Bonn (SWB) für den Sektor Fernwärme zuständig ist. Auf der einen Seiten fließt das bis zu 135 Grad Celsius heiße Wasser in die Haushalte, auf der anderen kommt es abgekühlt mit 50 bis 60 Grad Celsius zurück. Weil im Innern bis zu 21 bar Druck herrschen, sieben Mal mehr als in einem Autoreifen, sind die Rohre aus schwerem Stahl.

Damit sie nicht durch das Wasser rosten, wird das Nass speziell behandelt und entsalzt, ehe es hineingepumpt wird. Durch eine dicke Isolierung und einen Mantel aus Kunststoff wird verhindert, dass die Rohre die Wärme in das Erdreich abgeben. "Auf einen Kilometer Strecke verlieren wir etwa 0,2 Grad", sagt Hahn.

Früher war das noch anders. In den Anfangsjahren der Bonner Fernwärme, die erstmals 1953 genutzt wurde, floss noch 175 Grad Celsius heißes Wasser. Die Isolierungen waren schlecht, allein durch den Transport ging viel Energie verloren. "Zudem war das Heizkraftwerk noch nicht so effizient wie heute", sagt Fernwärme-Projektleiter Robert Landen.

Das wurde zuletzt von 2010 bis 2013 mit einer neuen Gas- und Dampfturbinenanlage ausgebaut und nutzt die Kraft-Wärmekopplung. Wärme, die bei der Stromproduktion entsteht, geht nicht einfach verloren, sondern wird für die Wärmeversorgung verwendet.

Freie Kapazitäten im Heizkraftwerk

Zusätzlich wird auch die Energie aus der Müllverwertungsanlage, in der tonnenweise Bonner Müll verbrannt wird, eingespeist. Ausgelastet ist das Heizkraftwerk in der Karlstraße noch nicht. Es leistet 180 Megawatt thermische Energie, der Bonner Verbrauch lag im vergangenen Winter laut Stadtwerken bei 145 Megawatt. Zu Spitzenzeiten kann das zweite, kleinere Heizkraftwerk im Süden hinzugeschaltet werden.

"Fernwärme ist die günstige Methode, Wärme nachhaltig und aus eigenen klimaschonenden Quellen zu schöpfen", sagt SWB-Geschäftsführer Peter Weckenbrock. Sie komme als fertige Wärme ins Haus. Zwar sei der Kilowattstundenpreis mit etwa sieben Cent teurer als der von Erdgas, allerdings würden im Gegenzug keine Kosten durch Heizkessel, Öltank oder Pelletlager, Schornstein und Abgaskontrollen entstehen, weil sie komplett entfielen.

Weil der Primärenergiefaktor für die Bonner Fernwärme neu berechnet worden und mit dem Wert "0" attestiert worden ist, gilt sie für den Gesetzgeber im Gegensatz zu Öl (1,1) als besonders klimaschonend und mit erneuerbaren Energien gleichgestellt.

Das funktioniert, weil der Energieträger in den Heizkraftwerken primär für die Stromerzeugung genutzt wird und die Wärme nur ein Abfallprodukt ist. Für Bauherren bedeutet das, dass sie günstiger planen und bauen können. Sie dürfen nach den Energieeoinsparverordnung zum Beispiel ein neues Haus weniger dämmen, wenn sie Fernwärme nutzen.

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