Interview mit Fee Hemmerich "Familie kann sich sofort an uns wenden"

BONN · Am Dienstag ist bundesweiter "Tag der Kinderhospizarbeit". Mit Fee Hemmrich, einer der beiden Koordinatorinnen des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes Bonn, sprach Ebba Hagenberg-Miliu.

 "Wir schauen, welche Familien mit welchen Ehrenamtlichen zusammenpassen": Koordinatorin Fee Hemmrich.

"Wir schauen, welche Familien mit welchen Ehrenamtlichen zusammenpassen": Koordinatorin Fee Hemmrich.

Foto: Max Malsch

Sie leisten ambulanten und nicht stationären Hospizdienst?
Fee Hemmrich: Ja, wir begleiten kostenfrei Familien, die ein Kind haben, das lebensverkürzend erkrankt ist. Und zwar ab der Diagnosestellung. Im Leben, im Sterben und über den Tod hinaus. Wenn also eine Familie erfährt, dass ihr Kind eine zum Tod führende Erkrankung hat, dann kann sie sich sofort an den Hospizdienst wenden.

Und was leisten Sie dann?
Hemmrich: Wir ermitteln in einem persönlichen Gespräch mit den Eltern deren Bedarf. Dieser kann sehr vielseitig sein. So gibt es Familien, die sich einmal wöchentlich für drei Stunden Unterstützung für ihr erkranktes Kind wünschen. Aber auch die Geschwister werden auf Wunsch begleitet, um so die Eltern in ihrem Alltag zu entlasten. Darüber hinaus sind die Angebote im Dienst eng an die Bedürfnisse und Wünsche der Familie angelehnt, so ist ein regelmäßiges Mütterfrühstück entstanden, das zum Austausch der Betroffenen dient, oder Fortbildungsabende zu unterschiedlichen Themen.

Für diese Arbeit bilden Sie Ehrenamtliche aus...
Hemmrich: Ja, wir bieten von April bis zum Sommer den nächsten Befähigungskurs, der über 80 Stunden läuft und mit zehn Stunden Aufbaukurs fortgeführt wird. Themen wie Krankheit, Nähe und Distanz, Geschwisterbegleitung, Tod und Sterben, Trauer und Kommunikation stehen im Mittelpunkt. Dabei lernen sich die Ehrenamtlichen auch schon einmal kennen. Und wir beiden Koordinatorinnen überlegen dann mit ihnen, ob und was für eine Mitarbeit für sie vorstellbar ist.

Gibt es für den Kurs Voraussetzungen?
Hemmrich: Nein, außer dem Interesse eigentlich keine. Wir haben inzwischen drei Gruppen in Bonn geschult. Nach dem Kurs schauen wir, welche Familien mit welchen Ehrenamtlichen zusammenpassen. Man muss sich ja oft auf eine lange Begleitung einlassen.

Sie begleiten Ihre Ehrenamtlichen dann aber auch?
Hemmrich: Ja, natürlich. Am Anfang telefonieren wir mit ihnen und den Familien intensiv. Aber auch im weiteren Verlauf ist jederzeit eine Koordinatorin über Handy erreichbar. Zudem tauschen wir uns alle bei den monatlichen Treffen aus. Und alle drei Monate kommt eine Supervisorin hinzu.

Springen Ihnen Ehrenamtliche auch mal ab?
Hemmrich: Ja, wenn sich familiäre oder berufliche Dinge verändern. Und diesen Dienst kann nur derjenige machen, der davon auch für sich selbst ganz viel mitnimmt, der vielleicht auch jahrelang gerne für eine Familie da ist.

Und was ist der Unterschied zwischen Hospizbegleitung eines Erwachsenen oder eines Kindes?
Hemmrich: Bei Erwachsenen geht es meist darum: Der Mensch wird in sehr absehbarer Zeit sterben. Der Tod steht natürlich auch beim Kinder- und Jugendhospiz immer im Raum. Wir begleiten aber wirklich sehr viel mehr im Leben.

Zur Person

Fee Hemmrich ist ausgebildete Ärztin. Die 51-Jährige hat in der Erwachsenenbildung und Geburtsvorbereitung gearbeitet und ist jetzt eine der zwei Koordinatorinnen des Kinder- und Hospizvereins Bonn.

Hospizdienst

Der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Bonn begleitet und unterstützt lebensverkürzend erkrankte Kinder und Jugendliche und ihre Familien. Heute zum "Tag der Kinderhospizarbeit" werden mit Kindern einer Förderschule, die als Schmetterlinge verkleidet sind, Schmetterlingskekse in Bonn verteilt.

Informationsabende für den neuen Ehrenamtlichenkurs beginnen am Mittwoch und Donnerstag, 18./19. Februar, jeweils um 19 Uhr an der Reuterstraße 161. Weitere Infos und Anmeldung unter Tel. 02 28/ 92 39 90 90 oder nach einer E-Mail an bonn@deutscher-kinderhospizverein.de

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