Veranstaltungsreihe "Erzählcafé Emel Zeynelabidin hält das Kopftuch für ein Symbol der Abgrenzung

BONN · In der Veranstaltungsreihe "Erzählcafé - Unsere Geschichten" fand gestern ein Gespräch mit Emel Zeynelabidin statt. Thema des Gastes war "Kopftuch - ja oder nein?".

Emel Zeynelabidin setzt sich seit zehn Jahren als "Unverhüllte" für eine selbstbestimmte Religiosität ein. Der Glaube an einen liebenden Gott sei ihr wichtig, sagte sie.

Vorausgegangen war ihrer Entscheidung, das Kopftuch abzulegen, eine intensive Auseinandersetzung mit ihrem Glauben und seinen religiösen Quellen. In der heutigen Zeit hält Zeynelabidin das Kopftuch für ein Symbol der Abgrenzung, das die Kommunikation zwischen den Menschen in einem nicht-muslimischen Land behindere. Die Veranstaltung wurde nur von interessierten deutsche Bürgern besucht, was Zeynelabidin ein wenig bedauerte.

Die 1960 in der Türkei geborene Muslimin hatte sich 2005 dazu entschlossen, ihr Kopftuch abzulegen und vermachte es sogar dem Haus der Geschichte. Es ist in der Ausstellung "Immer bunter. Einwanderungsland Deutschland" ausgestellt. "Ohne Kopftuch enthüllt, war ich damals zunächst erstaunt, dass mir nichts geschah" erzählte sie. "Das Kopftuch hat im Prinzip zwei Funktionen. Einmal als Schutz gegen Männerblicke und diente in der Vergangenheit als Unterscheidungsmerkmal zu den Sklavinnen. Das Thema Kopftuch kommt auch nur zweimal im Koran vor", sagte sie. "Heute bin ich eine zufriedene Frau." 30 Jahre lang hatte sie sich verhüllt.

Die Liebe war es dann, die ihr die Kraft gab, sich auf einen neuen unbekannten Weg zu begeben und es abzulegen. Zunächst lebte ihre Familie in der Nähe von Hannover. Ihr Vater, ein Arzt wollte in Deutschland seinen Facharzt machen. Die Beziehung zum Vater war eng und so heiratete Zeynelabidin den Mann, den der Vater favorisierte. Nach 25 Jahren dann die Scheidung, es blieben sechs Kinder und Freundschaft. "Als ich das Kopftuch ablegte, trennten sich die Menschen in dem sozialen Umfeld von mir. Ich bin damals aus meiner Gemeinde ausgeschlossen worden. Ich war langjährige Vorsitzende des islamischen Frauenvereins in Berlin." Zeynelabidin lebte 30 Jahre in Berlin, heute ist ihr Zuhause in Marburg.

"Anhand der Debatte um das Kopftuch wird Politik gemacht", sagte sie. "So denke ich, das gesetzliche ,Ja' zum Kopftuchtragen war falsch", sagte Zeynelabidin. Frauen, die sich verhüllen sollten es tun, aber Politik und Religion herauslassen. 2007 erhielt sie bereits den Lutherpreis für ihr unerschrockenes Wort.

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