Internationaler Frauentag Eingezwängt in patriarchalische Strukturen

BONN · Bei der Deutschen Welle arbeiten zahlreiche Journalistinnen aus aller Welt. Darunter auch viele Frauen aus Ländern, in denen die Rechte von Frauen teilweise stark beschnitten sind.

 Lateefa Ja'afar kam aus dem islamischen Teil Nigerias zur Deutschen Welle.

Lateefa Ja'afar kam aus dem islamischen Teil Nigerias zur Deutschen Welle.

Foto: Leif Kubik

Der GA nimmt den Weltfrauentag am kommenden Sonntag, 8. März, zum Anlass, zwei von ihnen vorzustellen: Lateefa Ja'afar von der Hausa-Redaktion und Manasi Gopalakrishnan von der Nachrichtenredaktion leben hier in Bonn und produzieren unter anderem Programme für ihre Heimatländer. Beide leben ein Stück weit "zwischen den Welten" und informieren die Frauen, aber natürlich auch die Männer in ihren Herkunftsländern aus einer anderen Perspektive.

Nach Bonn zu kommen, ist für eine Journalistin aus Nigeria mitunter gar nicht so einfach: Insbesondere, wenn man wie Lateefa Ja'afar aus dem islamisch geprägten Norden des Landes kommt. Ja'afar arbeitete in Kano, der größten Stadt der Region, bei Freedom Radio als Journalistin, als sie sich ganz kurzfristig entscheiden musste, ob sie zur Deutschen Welle nach Deutschland gehen wollte. "Bei uns entscheidet eine Frau nicht so einfach selber, was sie beruflich machen will oder wo sie arbeiten geht", erläutert die bescheiden wirkende 33-Jährige.

"Zumindest die Familie entscheidet immer mit, aber Männer, die noch in den patriarchalischen Strukturen verhaftet sind, verbieten ihren Frauen oder Töchtern unter dem Deckmantel religiöser Gründe auch oft ganz einfach, eine Schule oder Universität zu besuchen." Oder einen bestimmten Job anzunehmen: Im Grunde verdankt Ja'afar dieser Tatsache sogar ihre Stelle, denn zunächst gab es schon eine Kandidatin, die dann in letzter Minute wegen des Drucks der Familie wieder absagte.

Bei der Welle produziert die junge Frau, deren Familie inzwischen auch nach Bonn nachgekommen ist, heute zwei Radioprogramme: Ein Umwelt- und ein Frauenmagazin in der im Norden Nigerias und großen Teilen Nigers sowie weiteren Staaten wie Burkina Faso, Ghana oder Benin verbreiteten Sprache Hausa.

"Meine Liebesbeziehung zu Deutschland fing an, als ich 17 Jahre alt war", erzählt Manasi Gopalakrishnan lächelnd. "Eine Großtante hat mir viel von ihren Aufenthalten erzählt, ich mochte das, was ich hörte und begann deutsch zu lernen." Später studierte die 35-jährige Tamilin dann "German Studies" in der indischen Metropole Neu Delhi - heute arbeitet sie in der Nachrichtenredaktion der Welle.

Gopalakrishnans Familie stammt aus Chennay, dem früheren Madras, aufgewachsen ist die 35-jährige aber im Nordosten des Landes. Seit gut zehn Jahren arbeitet die junge Frau nun schon in Bonn; hat vor ihrem Wechsel zur Nachrichtenredaktion den Blog "Women Talk Online" mit aufgebaut. "Wir wollten Frauen in Südasien dazu bringen, sich über Frauenthemen in ihren Ländern auszutauschen und ihnen eine Plattform bieten, um zum Beispiel über häusliche Gewalt zu reden", erläutert sie das Projekt. "Die indischen Medien sind eigentlich sehr frei, aber wir können mit unserer Sicht aus Europa helfen, die Situation - insbesondere auch die der Frauen - aus einer anderen Perspektive zu betrachten."

Ein aktuelles Beispiel sei der Film "India's Daughter" der britischen Filmemacherin Leslee Udwin. Die Ausstrahlung der Dokumentation über die tödliche Massenvergewaltigung einer 23-jährigen Studentin in Neu Delhi wurde aus Sorge um die öffentliche Ordnung gerade von einem indischen Gericht verboten. "Zu dieser Diskussion können wir einiges aus der europäischen Perspektive beitragen", erklärt die indische Journalistin.

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