"Offene Gartenpforte 2015" Die einen mögen Buchs, die anderen Beton

BONN · Ihren Ursprung hat die offene Gartenpforte in England. Im Jahr 1927 wurde zum Andenken an Königin Alexandra der sogenannte "National Gardens Scheme Charitable Trust" gegründet. Die 1925 verstorbene Königin hatte sich stets für Arme und Kranke engagiert.

 Paradies in Oberholtorf: Christine Bartschat und Tochter Alexandra entdecken den Garten von Familie Lübbehausen.

Paradies in Oberholtorf: Christine Bartschat und Tochter Alexandra entdecken den Garten von Familie Lübbehausen.

Foto: Nicolas Ottersbach (Archiv)

Zu den "Offenen Gärten" zeigten dann Gartenbesitzer ihre attraktiven Privatgärten, um die Eintrittsgelder einem Hilfsfonds zukommen zu lassen. In Bonn gibt es die Aktion seit neun Jahren, allerdings mit freiem Eintritt und ohne Spenden. Am Wochenende begann die diesjährige Saison, die noch drei weitere Termine hat.

Auf dem Gelände der Ermekeilkaserne waren nicht nur die vielen Pflanzen zu sehen, die durch das "Urban Gardening" aus mittlerweile 80 zu Beeten umgebauten Holzkisten sprießen. Gleichzeitig wurde ein Kursus zum Beete-Bau angeboten. "Zu Hause haben wir nur einen Balkon, der ist wegen einer brütenden Blaumeise im Moment aber nicht begehbar und ohnehin schon zu voll", sagten Janett Barbaresko und Roman Baum, die das erste Mal mitmachten.

Sie lernten zunächst, dass es zwei Kistentypen gibt: "Paul" ist luftiger, mit Folie ausgekleidet und nur aus wenigen Holzlatten zusammengezimmert. "Hugo" besteht dagegen aus ganzen Palettenteilen, was den Bau schneller macht. "Wirklich dicht wird so ein Beet aber nur durch die Folie, sonst rutscht die Erde immer unten raus", erklärte Kristian Golla, der die Neu-Gärtner anleitete. Gefüllt wurden die Beete zu einem Drittel mit Ästen, die am Boden als Kohlenstoffspeicher dienen.

Darauf schippten Barbaresko, Baum und Freundin Birthe Thormann jeweils dreimal in abwechselnden Schichten Mutterboden und Kompost. Später sollen dort Kohlrabi, Kopfsalat, Wirsing und Erdbeeren wachsen. "Es ist auch ein politisches Statement, die Natur in die Stadt zu holen und sich selbst mit Lebensmitteln zu versorgen", sagte Roman Baum.

Für Barbara und Johannes Bruns, die in Mehlem wohnen, wäre das zu viel Arbeit. "Wir sind viel unterwegs und haben keine Zeit dafür, deswegen wollen wir einen Garten für Faule und Bequeme", erklärte Johannes Bruns. Das sieht dann so aus, dass neben einfachem Rasen und wenigen Zierpflanzen der persönliche Rückzugsort mit Beton und Metall künstlerisch gestaltet ist.

Es gibt einen Wasserfall, eine Wand aus Bruchsteinen, Bodenstrahler und eine riesige Sitzecke, die das Ehepaar selbst aus Beton gegossen hat. Darin eingelassen sind Hochbeete, aus denen die Gärtner im Stehen Unkraut zupfen können. "Wir machen viel mit Beton, im Atelier meiner Frau im Keller gibt sie auch Kurse, in denen verschiedene Betonarten verarbeitet werden", sagte Bruns. Oft kommen Nachbarn und Freunde vorbei. Zur offenen Gartenpforte klingelten die ersten Besucher schon um 10 Uhr, obwohl es erst vier Stunden später losgehen sollte. "Es ist schön, wenn andere so ein Interesse haben", so Johannes Bruns. Sie ließen die Fremden in ihren Privatgarten, um zu zeigen, dass es Alternativen zu den meist aufwendig gepflegten Nutz- und Ziergärten gibt.

Wie aufwendig so ein Garten sein kann, erfuhren am Samstag mehr als 200 Besucher bei Frank Lübbehausen in Oberholtorf. Auf 1000 Quadratmetern hat er in den vergangenen acht Jahren mit seiner Frau Marion eine Mischung aus Kunst und Natur geschaffen. "Ich bin jeden Tag etwa zwei Stunden dabei", sagte der Künstler. Das sei für ihn allerdings nicht wie Arbeit, sondern vielmehr Entspannung und Selbstverwirklichung. "Als Künstler muss ich darauf warten, dass sich jemand mit meiner Kunst auseinandersetzt", so Lübbehausen. "Hier kann ich einfach machen und meine Ergebnisse sehen."

Die waren unter anderem ein mehrere Meter hohes Hochbeet, das nur mit Hilfe einer Leiter bepflanzt werden konnte. Der Garten, den die Dorfgemeinschaft früher in mehrere Parzellen aufgeteilt hatte, dann aber nicht mehr pflegen konnte, stand sogar schon Modell für die Bundesgartenschau in Koblenz. "Eine Werbeagentur hatte angefragt, ob sie hier die Aufnahmen für die Prospekte machen könnte", so Marion Lübbehausen. Alexandra und Christine Bartschat ließen sich von den Ideen Frank Lübbehausens, der gleichzeitig mit seinem Freund Joachim Wagner zu einer Vernissage lud, inspirieren. "Das mit den Einfassungen aus Buchsbaum hat uns gut gefallen, das probieren wir auch aus", so die Besucher,

0 Die nächsten Termine der offenen Gartenpforten in Bonn sind am 13./14. Juni, 11./12. Juli und 12./13. September. Mehr zum Programm unter www.offene-gartenpforte.de.

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