Hallenbäder in Bonn Die Öffnungszeiten gehen baden

BONN · Die Bonner Hallenbäder werden ab September nur noch ab 16.30 Uhr für Vereine und Bürger geöffnet sein. Frühschwimmen soll es von 6.30 bis 8 Uhr abwechselnd in einem der vier Bäder geben.

"Das wird für Chaos und Ärger sorgen", sagte Michael Nickels vom Stadtsportbund (SSB). Beschlossen hat das schon im Mai der Stadtrat mit der Mehrheit von CDU, SPD, Grünen und FDP - die Nachricht ging aber offenbar in der Haushaltsdebatte unter.

Selbst CDU-Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger war am Dienstag auf GA-Anfrage zunächst überrascht. Auch andere Ratsfraktionen hatten die neuen Öffnungszeiten nicht auf dem Schirm. SPD und Grüne argumentierten später, dass ohne diese Neuregelung Bäder hätten geschlossen werden müssen.

Die Stadtverwaltung wollte eigentlich vier Bäder aufgeben. Doch auf Druck des Rates musste sie Alternativvorschläge machen. In der Ratssitzung wurde die Stellungnahme der Verwaltung, wie man das "Bäderangebot am tatsächlichen Bedarf ausrichten" könne, dann zum Beschlussvorschlag erhoben. So sollen 273.000 Euro eingespart werden.

"Nicht gelungen, andere Lösungen zu finden"

41.000 Euro zusätzlich bringt die derzeitige Regelung, das Frühschwimmen während der Freibadsaison lediglich im Friesdorfer Bad anzubieten. Laut Stadtverwaltung gibt es dafür keine Alternative. Dem Leiter des Sport- und BäderamtesMartin Herkt, der zuletzt mit dem SSB vergeblich nach Alternativen suchte, fehlen vier Mitarbeiter, die wegen der Haushaltskonsolidierung auch nicht nachbesetzt werden. Eine Fachkraft ist zudem in Elternzeit. "Es ist leider nicht gelungen, andere Lösungen zu finden", sagte Nickels.

Bei den Vereinen ruft die Situation Unmut hervor. "Es kommt uns so vor, als sei unsere Mithilfe nicht gewünscht", sagte Maike Schramm von den Schwimm- und Sportfreunden Bonn (SSF), die das Bad im Sportpark Nord betreiben. Man habe sogar Personal angeboten, das Schichten hätte übernehmen können.

"Das will man aber bei der Stadt nicht, und wir wissen nicht, warum", sagte Schramm. Dabei ist davon auszugehen, dass die neue Regelung den SSF Zulauf bescheren wird. Dort gibt es nämlich nach wie vor von Dienstag bis Freitag das Frühschwimmen, allerdings nur für Vereinsmitglieder.

"Das ist schlecht"

Peter Kofer vom Allgemeinen Turnverein (ATV) Bonn überraschte am Dienstag die Botschaft von den eingeschränkten Öffnungszeiten ab September. "Das ist schlecht", sagte er. Die Schwimmkurse für Kinder beginnen beim ATV schon um 15.30 Uhr im Frankenbad und müssen komplett umgestellt werden.

Auch das Montagsschwimmen ist nach den neuen Öffnungszeiten nicht mehr möglich. "Wir haben seit Jahrzehnten diese Kurse, alles ist eingespielt", sagte Kofer. Allen voran die Freizeiteinteilung der Übungsleiter. Im schlimmsten Fall würden Schwimmkurse ausfallen. "So wie ich das jetzt überblicken kann, geht das zu Lasten der Kinder und Jugendlichen." Wie man vorgehen will, wird bei der nächsten Vorstandssitzung beraten.

Davon, dass das Sport- und Bäderamt zu wenig auf Lösungsansätze von Vereinen eingehe und unflexibel sei, berichtete Jürgen Gebel, Vorsitzender des Melbbad-Fördervereins. Das zentrale Problem, das auch der Stadtsportbund benennt, sei dabei die bestehende Fachkräfteregelung, von der die Stadt nicht abweicht. So müssen immer zwei Fachkräfte für die Betriebssicherheit des Bades sorgen.

"Da geht es aber nicht um die Beckenaufsicht, sondern um das Technische wie Pumpen und Reinigung", sagte Gebel. Es gebe dafür keine feste Regelung, sondern lediglich eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. "Andere Kommunen handhaben das anders und brauchen nur eine Fachkraft", so Nickels. Auf diesen Vorschlag habe sich das Sport- und Bäderamt aber aus Sicherheitsgründen nicht einlassen wollen.

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