Frank Werner schafft Skulpturen aus Treibholz Der Rhein formt seine Kunstwerke

BONN · Mit Holz hat Frank Werner schon immer gerne gearbeitet. Aber als ihm der Rhein im August 2011 beim Spazierengehen ein Stück Treibholz vor die Füße spülte, war es um den 54-jährigen Kaufmann geschehen.

 Jede Menge getrocknetes Treibholz bewahrt Frank Werner in seiner Werkstatt auf. Das Exemplar, das er in der Hand hält, nennt er "Kräuterhexe", weil es ihn genau daran erinnert.

Jede Menge getrocknetes Treibholz bewahrt Frank Werner in seiner Werkstatt auf. Das Exemplar, das er in der Hand hält, nennt er "Kräuterhexe", weil es ihn genau daran erinnert.

Foto: Horst Müller

"Dieses Stück Holz wurde auf einer langen Reise bis nach Bonn vom Element Wasser bearbeitet und geformt", sagt er. "Die Fluten hatten die weichen Teile des Holzes herausgespült und gaben einen besonderen, einen unvergleichlichen Blick auf die Struktur frei."

Werner war fasziniert. Diese Einzigartigkeit, die Kraft der Elemente. Diese Formen. Und er begann Treibholz zu sammeln und daraus Kunstwerke zu schaffen. Das beschränkt sich meist darauf, das Holz zunächst wochenlang zu trocknen, dann zu schleifen, zu ölen und zu überlegen, wie man es am besten aufstellt. "Das Aufstellen ist manchmal das Schwierigste", sagt er. Was er nicht macht, ist das Holz bildhauerisch zu bearbeiten.

Trotzdem: Wenn er jedes Stück Treibholz durch seine Hände gleiten lässt, es dreht und kippt, beginnen manche Exponate irgendwann zu leben - bekommen quasi Gesichter. Er nennt sie dann "Kräuterhexe" oder "Anubis". Andere Exponate bekommen Namen wie "Seelenfänger", "Herzwurzel" (weil ein kleiner Stein in Herzform eingewachsen ist"), "Säge", "Wolkenkratzer" oder "Skogmann", was so viel wie Waldmensch bedeutet. Ein Exponat mit einem auffälligen Loch in der Mitte nennt er "Hole in One"

Manche Holzplanken sind so zerklüftet, dass sie hochkant aufgestellt so aussehen wie Gebirge. Frank Werner lässt kleine Figuren an ihnen hochklettern, was diesen Eindruck verstärkt: "Das mit den Figuren ist meiner Frau eingefallen", sagt er. Generell sei es so, dass man nur ein Stück Treibholz brauche und eine Idee. Mehrere Stücke hat er übrigens auch schon zu Lampen verarbeitet. Zu manchen Holzstücken falle ihm nachts ein, wie er sie nutzen kann, bei anderen kommt keine Idee. Dann legt er sie wieder weg und schaut sie später noch einmal an.

Mit seinem Hobby, das er an einer mehr als 100 Jahre alten Werkbank ausübt, hat Frank Werner auch bei seinen Freunden viel Begeisterung ausgelöst. Die lassen sich Namen für die Exponate einfallen, die er auf seiner Internetseite zeigt. "Als sie Ende 2014 ans Netz ging, hatte ich in den ersten vier Wochen 2900 Klicks", sagt der Holzkünstler. "Da war ich doch sehr überrascht, denn damit hatte ich nicht gerechnet." Insgesamt hat er bisher 60 Exponate geschaffen, "aber ich bin wild entschlossen, noch mehr zu machen". Ein Regal in einem Möbelhaus könne jeder kaufen, aber solche Stücke aus Treibgute seien Unikate, die niemand sonst habe. "Und das ist es, was mir so einen Spaß daran macht.

Inzwischen wird Frank Werner sogar gefragt, ob er seine Kunststücke verkauft. "Das tue ich zwar nicht gerne, aber ich habe hier bei mir zu Hause einfach nicht mehr genügend Platz zum Lagern." Insofern kann man die Kunstwerke auch für relativ kleines Geld erwerben. Und wo wird der Sammler am häufigsten fündig? Meist läuft er den Rhein von Niederkassel bis nach Unkel ab. Manchmal fünf Stunden lang, was schon anstrengend sei. "Ein sehr guter Ort, um Treibholz zu finden, ist Oberkassel", verrät er. Dort gebe es ein seichtes Ufer, wo nach Hochwasser immer etwas liegen bleibe.

Infos unter www.rheinholz-bonn.de

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