Besuch von Erzbischof Woelki Der Kardinal bekennt sich zu Bonn

BONN · Die tiefe Verbundenheit zwischen der Domstadt und der Bundesstadt sowie zwischen dem Erzbistum und dem Stadtdekanat waren gestern Abend für mehrere hundert Menschen deutlich spürbar.

 Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch entzündet in Anwesenheit von Erzbischof Woelki (Mitte) die Votivkerze zu Ehren der Heiligen Adelheid.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch entzündet in Anwesenheit von Erzbischof Woelki (Mitte) die Votivkerze zu Ehren der Heiligen Adelheid.

Foto: Horst Müller

Als Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch in Anwesenheit von Kölns neuem Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki, die Votivkerze zu Ehren der Stadtpatronin, der Heiligen Adelheid, in der Vilicher Stiftskirche Sankt Peter entzündete, nahmen sich viele Gläubige an die Hand. Sie hörten den Worten des Erzbischofs und des Vilicher Pfarrers Michael Dörr gebannt zu. Sie sprachen von Miteinander, Glaube, Nächstenliebe und Vertrauen, von einer offenen Kirche, die allen Menschen Heimat bietet.

Es war der seit Wochen erwartete große Tag für die Bundesstadt und das Katholische Stadtdekanat Bonn. Zuerst kam der Kölner Erzbischof zu seinem Antrittsbesuch nach Bonn und trug sich im Alten Rathaus in das Goldene Buch der Stadt ein. Und anschließend zelebrierte der oberste Hirte des Erzbistums ein feierliches Pontifikalamt anlässlich des 1000. Todestags der Heiligen Adelheid in der Stiftskirche Sankt Peter in Vilich.

Die Patronatskirche hat 136 Stühle. Doch Menschen, die auf ihnen sitzen wollten, gab es mindestens dreimal so viele. Weil Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher damit gerechnet hatte, übertrug das Domradio die Messe in das benachbarte Adelheidisstift und übers Internet in die weite Welt.

Der Kardinal erinnerte in seiner Predigt ein ums andere Mal an die Tugenden Adelheids. Sie sei Visionärin, Sozialarbeiterin, Ordensfrau und Hafen für Schutzsuchende gewesen. "Sie war eine starke, kluge Frau, die ihren Mitmenschen Orientierung und Warmherzigkeit gespendet hat", erklärte Kardinal Woelki. Das alles läge zwar mehr als 1000 Jahre zurück, habe aber nichts an Aktualität verloren. "1000 Jahre sind vor dem Gesicht Gottes wie ein einziger Tag", verkündete der Erzbischof in seiner Predigt.

Woelki strahlte bei seiner Rede Ruhe und Gelassenheit aus. Selbst für das nicht enden wollende Klingeln eines Handys, brachte er Verständnis auf: "Adelheid war eine Frau, die viel Wert auf Bildung und Ausbildung gelegt hat. Sie hätte sicherlich auch ein Handy gehabt."

Zum Ausklang des Pontifikalamts, das vom Adelheidischor, dem Kirchenchor St. Josef, dem Collegium Cantandi und mehreren Solisten musikalisch aufgewertet wurde, zogen die Geistlichkeit und das Stadtoberhaupt an das Grab Adelheids. Woelki segnete die Stadt, die Menschen, die in ihr leben, und das Grab der Stadtpatronin.

Zuvor im Alten Rathaus fand der Erzbischof nur lobende Worte für Bonn: "Ich bin überwältigt, wie Bonn den Verlust der Bundeshauptstadt überwunden hat." Schon als Theologiestudent habe er Bonn als Stadt kennen und schätzen gelernt. Für ihn sei Bonn das Tor zur Welt gewesen. "Ich stelle mit Erstaunen fest, dass sich daran nichts geändert hat." Das "Haus der Geschichte" habe ihn mehrfach nach Bonn gelockt, weil dort eindrücklich und nachhaltig der Werdegang der Stadt ablesbar sei.

Stadtdekanat Bonn

Das Stadtdekanat Bonn ist Teil der Katholischen Kirche und eines der 16 Stadt- und Kreisdekanate im Erzbistum Köln, dessen Stadtdechant seit 1999 Monsignore Wilfried Schumacher ist. In den vier Dekanaten des Stadtdekanates leben 122.000 Katholiken. Stadtpatrone von Bonn sind die Märtyrer Cassius und Florentius und die Äbtissin Adelheid von Vilich. Seit September 2014 ist Rainer Maria Kardinal Woelki Erzbischof von Köln. Der 1956 in Köln geborene Theologe ist bekennender FC-Fan und ein Freund des Brauchtums Karneval.

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