Neuer Kräuterlikör von Dirk Verpoorten Der Geist aus dem Übersee-Koffer

Bonn · "Ich bin der Flasche treu geblieben", lacht Dirk Verpoorten und präsentiert stolz sein neuestes "Kind": den "HirschRudel". Doch bevor das Kind laufen konnte, mussten einige Hürden genommen werden.

 Dirk Verpoorten präsentiert sein neuestes Produkt.

Dirk Verpoorten präsentiert sein neuestes Produkt.

Foto: Max Malsch

Denn ein großer Kräuterlikörhersteller beanspruchte den Hirsch ausschließlich für sein Produkt. Damit konnte sich der Konkurrent vor Gericht allerdings nicht durchsetzen, Verpoorten durfte nach Monaten endlich seinen "HirschRudel"-Likör produzieren.

Jetzt stehen die ersten Flaschen in den Verkaufsregalen. 31 verschiedene Wildkräuter, dazu Vanille und Karamell, hat der Spirituosenhersteller dafür verarbeitet und in edle Flaschen per Hand in limitierter Kleinstmenge abgefüllt. Den Naturkorken ziert eine Zinnplatte mit eingeprägtem Hirsch. Abfülldatum, Flaschen- und Fassnummer sind auf dem Etikett vermerkt.

Dem neuen Likör liegt eine äußerst spannende Geschichte zugrunde. In einem alten Überseekoffer fand Verpoorten auf dem Dachboden ein Album seiner Großmutter Elly. 1900 in Berlin geboren, ging die junge Elly gerne in den Wald. Im Jahr 1907 entdeckte sie ein Rudel Feisthirsche, das am Rande einer Schneise Kräuter fraß. Fasziniert von den majestätischen Tieren, ging Elly regelmäßig zu der Stelle, sammelte dort Kräuter und presste sie in ein Album.

Längst erwachsen, setzte Elly Verpoorten Ende des Zweiten Weltkrieges für ein Familienfest einen Likör an. Dafür verwendete sie die Kräuter aus dem Poesiealbum ihrer Kindheit. Liebstöckelwurzel, Enzian, Baldrianwurzel, Tausendgüldenkraut, Angelikawurzel, Koriander, Ehrenpreiskraut waren nur einige der Zutaten, die Elly fein säuberlich notiert und gepresst hatte. Aufgesetzt in Alkohol traf sie mit ihrem eigenen Likör genau den Geschmack ihrer Gäste.

Verstaut in einem Reisekoffer und auf dem Speicher deponiert, geriet das Album nach dem Umzug nach Bonn in Vergessenheit. Erst zwei Generationen später entdeckte Enkel Dirk zufällig das kleine Buch. Fasziniert von den sorgfältigen Aufzeichnungen probierte er das Rezept seiner Großmutter aus und war ebenso begeistert wie die Festgesellschaft vor Jahrzehnten. "Das muss in Produktion", dachte sich der Unternehmer.

Gesagt, getan: Seit diesem Jahr gibt es in Deutschland einen Likör nach dem Rezept von Oma Elly. Derzeit werden jeweils 3000 Halb-Liter-Flaschen in einer Einheit produziert. Die Zutaten kauft Verpoorten ausschließlich in Deutschland. Sorgfältig behandelt, liegen die 31 Kräuter rund sechs Monate im Alkohol. Dann wird das Gemisch gefiltert und der Alkoholgehalt reduziert. "Alles von Hand", darauf legt der Likörhersteller Wert.

Derzeit ist "HirschRudel" über den Fachhandel erhältlich, doch Dirk Verpoorten steht bereits in Verhandlungen mit einigen Warenhäusern, die das Produkt in ihr Sortiment aufnehmen wollen. Und wie schmeckt "HirschRudel"? "Warm und angenehm in der Nase, entdeckt man Spuren von Kaffee, dunkler Schokolade, Anis, gerösteten Nüssen und Karamell", beschreibt der Spross der Eierlikör-Dynastie den Geschmack.

An seine Großmutter denkt Dirk Verpoorten allerdings nicht nur, wenn er einen Schluck seines Likörs trinkt. Oma Elly ist immer präsent. Denn der Koffer mit den Initialen "EV", in dem er das Poesiealbum fand, hat einen Ehrenplatz in seinem Büro in Oberkassel.

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