"Die blockierte Stadt - Folge 9" Der Cityring: Für manche Zukunftsideen wären Einschnitte nötig

BONN · Es gibt sicher idealere Verkehrserschließungen, als auf einem Cityring in eine Richtung um eine Innenstadt herumzufahren. Die Bonner hatten 40 Jahre Zeit, sich daran zu gewöhnen. Inzwischen hat jeder seine Lieblingsstrecke, um halbwegs staufrei von der Adenauerallee in die Weststadt oder vom Bonner Norden in die Marktgarage zu kommen.

Teil der Diskussion über die Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes samt Busbahnhof ist auch, sich mittelfristig vom Cityring, der am 15. September 1973 eingeweiht wurde, zu verabschieden.

Das Ziel: Die Bonner Innenstadt soll gut erreichbar sein. Zugleich soll der Durchgangsverkehr reduziert werden. Nur so lassen sich Pläne, wie zum Beispiel mehr Platz für Radfahrer vor dem Bahnhof zu schaffen, überhaupt umsetzen. Weniger Verkehr hieße auch, dass Plätze entlang des Cityrings aufgewertet und neu gestaltet werden können. Das käme, so die Sicht der Planer, letztlich der gesamten Innenstadt zugute.

Was bisher geschah: Bei allen Innenstadt-Projekten vom Viktoriakarree bis zur Südüberbauung geht es auch um das Thema Verkehr. Konkrete Vorschläge, was mit dem Cityring passieren soll, gibt es im Masterplan Innere Stadt und bei den Plänen für die Neugestaltung des Busbahnhofs (siehe vorherige Folge dieser Serie). Der Rat hat zu beidem bereits grundlegende Beschlüsse gefasst. Städtebaufördermittel im Rahmen des Programms Aktive Stadtzentren sind beantragt. Im Masterplan heißt es: "Der Cityring erweist sich in Teilen als neuralgischer Punkt für die attraktive und leistungsstarke Weiterentwicklung der Innenstadt."

Wie geht es weiter: Fährt man einmal um den Cityring herum, ergeben sich verschiedene Fragen und Probleme. Der Cityring ist wichtiger Teil des Bonner Straßennetzes und kann deshalb nicht isoliert betrachtet werden. Jedes "Was wäre wenn?"-Szenario durchzuspielen, wäre hier zu umfangreich. Deshalb die wichtigsten Punkte:

Belderberg: Der Cityring trennt die Innenstadt vom Rheinufer. Die Verfasser des Masterplans Innere Stadt formulieren die wichtige Aufgabe, die Verknüpfungen so zu gestalten, dass Fußgänger und Radfahrer "barrierefrei und orientierungssicher" den Rhein erreichen. Fördermittel sind beantragt.

Viktoriakarree: Ein wichtiger Punkt in dem Projekt ist die künftige Verkehrserschließung. Politik und Verwaltung würden gerne Marktgarage, Uni-Tiefgarage und eine unter dem Viktoriakarree zu bauende neue Tiefgarage miteinander verbinden und die Zufahrt am Hofgarten bündeln. So könnten die heutigen Rampen an der Stockenstraße und am Bischofsplatz entfallen. Dies wäre ein wichtiger Baustein für den Abschied vom Cityring.

Zwischen Rathaus und Uni: Zukunftsmusik des Masterplans ist, den Autoverkehr ganz aus Rathausgasse und Am Hof herauszuhalten. So könnte der Bischofsplatz neben dem Alten Rathaus umgestaltet werden, und die Universität im Schloss wäre besser mit der Innenstadt verbunden. Problem: Busse und Lieferverkehr müssten weiter durchfahren.

Wesselstraße: Bei den Plänen für den neuen Busbahnhof ist vorgesehen, den Verkehr aus der Wesselstraße nach links zu leiten. Er soll auf Höhe des Kaiserplatzes außen um den neuen Busbahnhof herumgeführt werden. Autos dürften nicht mehr von der Kaiserstraße zum Busbahnhof fahren. Das Koblenzer Tor der Uni würde dann zum Nadelöhr: Es wäre die einzige Möglichkeit, um von der Adenauerallee aus durch die Innenstadt zu fahren.

Bahnhofsvorplatz: Weil die Südüberbauung zu nah am Bahnhof steht, ist zu wenig Platz für eine optimale Lösung. Ziel ist, einen Radweg zu schaffen, eine Autospur fiele weg.

Rabinstraße: Bisher führt die Rabinstraße als Einbahnstraße stadtauswärts. Idee der Verkehrsplaner ist, sie in beide Richtungen zu öffnen, damit sie zu einer Zufahrtstraße für alle, die aus Norden kommen, wird. An der Rabinstraße soll auch ein neues Parkhaus gebaut werden.

Neuer Kreisverkehr: Unverzichtbar ist nach Meinung der Verkehrsplaner ein neuer Knotenpunkt zwischen Rabinstraße, Thomastraße und Altem Friedhof. Vom Kreisverkehr aus könnte eine Rampe an den Bahngleisen entlang auf die Viktoriabrücke führen, um die Bornheimer Straße zu entlasten.

Am Stadthaus: Das Umfeld des Stadthauses muss attraktiver werden und der Übergang zwischen Altstadt und Innenstadt verbessert werden, sagt der Masterplan.

Wo es hakt: Geht es nach dem Masterplan, sollte ein Citybogen den Cityring ersetzen. Die Idee der Planer ist, dass der Innenstadt-Verkehr direkt zu den verschiedenen Parkhäusern geleitet wird, statt einmal um die Innenstadt herum. Das wäre ein völlig neues Verkehrskonzept, dass vor allem die Geschäftsleute sehr kritisch sehen. Laut Einzelhandelsausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie Einzelhandelsverband hat sich der Cityring bewährt.

Die Diskussion über die Zukunft des Cityrings hängt außerdem von vielen Einzelprojekten ab. Beispiel: Wenn es keine Tiefgarage unter dem Viktoriakarree und damit keine neue Zufahrt zur Marktgarage gibt, kann man die Stockenstraße nicht sperren.

Die GA-Prognose: Erst mal wird alles bleiben, wie es ist. Zu viel ist zurzeit noch in der Schwebe. Doch spätestens, wenn am Bahnhof und auf dem Viktoriakarree gebaut wird, bieten neue Parkhäuser die Gelegenheit, Verkehr anders in die Innenstadt zu lenken. Der neue Kreisverkehr am Alten Friedhof und der Umbau der Rabinstraße werden unweigerlich kommen.

Fraglich ist, ob der Cityring tatsächlich für Autofahrer unterbrochen wird. Niemand wird zwischen Rathaus und Uni im Straßencafé sitzen können, da auf jeden Fall die Busse durch müssen.

Was halten Sie von der Debatte um den Cityring? Diskutieren Sie mit oder schreiben Sie an den General-Anzeiger, 53 100 Bonn, Stichwort Leserbriefe. Auf unserer Internetseite finden Sie auch die bisherigen Serienteile.

Nächste Folge: Das Kulturkonzept.

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