Verein sammelt Spenden für den Wiederaufbau Neue Hoffnung für das Bonner Bundesbüdchen

BONN · Konrad Adenauer kaufte sich hier seine Tageszeitung, Herbert Wehner war Stammgast, und Gerhard Schröder kam auf eine Bratwurst vorbei - jetzt rückt die Rückkehr des "Bundesbüdchens" in das ehemalige Regierungsviertel näher.

Gestern gründete sich im Schatten des WCCB-Hotels der Förderverein "Historischer Verkaufpavillon Görresstraße". Sein Ziel: der Wiederaufbau des legendären Kiosks, der zu Bonner Hauptstadtzeiten Treffpunkt von Spitzenpolitikern war, sowie die Pflege und Förderung des Denkmals. 14 Gründungsmitglieder versammelten sich im Imbiss von Jürgen Rausch, der zugleich Besitzer des Bundesbüdchens ist. Dazu zählten unter anderem Ruth Berktold, Architektin des World Conference Centers Bonn (WCCB) und die CDU-Bundestagsabgeordnete Claudia Lücking-Michel. "Es ist ein Meilenstein für mich", sagte Rausch. "Ich war sehr aufgeregt vor dem heutigen Tag. Aber jetzt weiß ich, es geht wieder weiter."

Zum ersten Vorsitzenden des Vereins wählte die Gründungsversammlung Rechtsanwalt Peter Storsberg. "Wir hoffen, dass es uns im Laufe des nächsten Jahres gelingt, das Denkmal des Verkaufspavillons wieder im Regierungsviertel aufzubauen," sagte Storsberg. Mitglieder und Sponsoren sollen dazu beitragen, die notwendige Summe von bis zu 300 000 Euro für die Sanierung und den Aufbau des Häuschens aufzubringen.

2006 musste das Bundesbüdchen im Zuge der Bauarbeiten für das WCCB weichen. Der größte Bauskandal der jüngeren Stadtgeschichte markierte das vorläufige Ende der Ära "Bundesbüdchen". Vertraglich wurde zwar festgehalten, dass es nach Abschluss der Bauarbeiten wieder aufgestellt werden sollte. Dann jedoch kam der Investor Man-Ki Kim, der öffentliche Skandal, der Baustopp. Seit nunmehr neun Jahren lagert der Pavillon des Bundesbüdchens auf dem Hof einer Spedition in Bornheim. Ein Imbiss, einige Meter vom ursprünglichen Standort des Geschäfts, sollte Rausch in der Zwischenzeit einen finanziellen Ausgleich einbringen. "Die letzten Jahre waren schon existenzbedrohend", sagt Rausch mit Blick zurück. "Ab jetzt blicke ich nur noch nach vorne."

Wenn genügend Spenden zusammenkommen, soll das Bundesbüdchen voraussichtlich am Standort des jetzigen Imbisses von Jürgen Rausch aufgebaut werden. Zumindest wurde eine Bauvoranfrage dafür bereits genehmigt. "Es kämen bei entsprechenden Angeboten aber durchaus auch andere Standorte im alten Regierungsviertel in Betracht", so Storsberg.

"Das Bundesbüdchen ist für mich ein Teil des historischen Regierungsviertels. Wie für andere Denkmäler aus der Hauptstadtzeit gilt auch hier: Man darf seine Spuren nicht vergessen", sagte Lücking-Michel. Jürgen Rauschs Mutter Christel startete 1949 das Geschäft. 1984 erbte Sohn Jürgen Rausch den Laden und seine prominenten Kunden. Bundesweit endgültig bekannt wurde der Pavillon durch Friedrich Nowottny. Der WDR-Mann hatte in der Show "Wetten, dass...?" eine Wette verloren und verkaufte dort als "Bestrafung" 1981 Essen.

Weitere Vorstandsmitglieder neben Peter Storsberg und Ruth Berktold sind Ronald Reichert (stellvertretende Vorsitzende), Claudia Liessem (Schatzmeisterin) und Johanna Hartmann (Schriftführerin).

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