Terrormiliz Bonner sollen als Dschihadisten an der Waffe gedient haben

BONN · Fünf Bonner müssen sich bald vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt verantworten. Dort müssen sie für ihre mutmaßliche Mitgliedschaft bei der Terrormiliz Al-Shabaab verantworten.

 Al-Shabaab-Kämpfer bei militärischen Übungen in Somalia: Auch fünf Männer aus Bonn sollen in den Reihen der Terrormiliz gedient haben, lautet die Anklage der Generalbundesanwaltschaft.

Al-Shabaab-Kämpfer bei militärischen Übungen in Somalia: Auch fünf Männer aus Bonn sollen in den Reihen der Terrormiliz gedient haben, lautet die Anklage der Generalbundesanwaltschaft.

Foto: AP

Als die Handschellen Anfang September vorigen Jahres am Frankfurter Flughafen klickten, waren die mutmaßlichen Dschihadisten Abdullah W. (28) und Abdulsalam W. (24) sowie Steven N. (26) aus Bonn nicht allein.

Bei ihrer Rückkehr aus Somalia wurden die drei Männer Medienberichten zufolge von Ehefrauen, Kindern und der Mutter der beiden Brüder Abdullah und Abdulsalam begleitet.

Es hieß, sie seien aus dem Bürgerkriegsland Somalia, wo die Terrormiliz Al-Shabaab seit 2006 mit Waffengewalt einen islamischen Gottesstaat errichten will, zurückgekehrt, weil die Lage ihnen dort zu brenzlig geworden sei. Al-Shabaab steht schon seit längerem militärisch unter Druck der somalischen Regierung und ihrer internationalen Verbündeten.

Ob die drei Bonner tatsächlich kampfmüde waren, könnte ein bald beginnender Prozess vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt erhellen. Denn dort müssen sich die Männer wegen ihrer mutmaßlichen Mitgliedschaft bei Al-Shabaab verantworten, wie die Generalbundesanwaltschaft Karlsruhe mitteilte.

Des Kampfes müde scheinen zwei weitere Bonner, Abdiwahid W. (23), mutmaßlich ein Bruder der oben Genannten, und Mounir T. (31), nicht gewesen zu sein. Sie sollen nach ihrer Abreise aus Somalia im September 2014 versucht haben, von dort aus in den Dschihad nach Syrien weiterzureisen. In der Levante wollten sie sich der Terrormiliz "Islamischer Staat" anschließen, wirft ihnen die Generalbundesanwaltschaft (GBA) vor.

Alle fünf Bonner sollen 2012 den Entschluss gefasst haben, in den Dschihad nach Somalia zu ziehen. Schon 2011 hatte der GA aus einem internen Bericht des Landeskriminalamtes zitiert, wonach es in Bonn eine Gruppe namens "Deutsche Schabab" gebe. Deren Mitglieder sollen sich regelmäßig spätabends in einer kleinen Bonner Moschee getroffen und dort mit einem geistigen Anführer über die Teilnahme am globalen Dschihad gesprochen haben.

Steven N. und Abdullah W. reisten daraufhin im Frühjahr 2012 nach Somalia, so die Generalbundesanwaltschaft. Abdullahs Brüder und Mounir T. folgten den beiden im Herbst desselben Jahres. Islamistische Terrormilizen wie die des "Islamischen Staates" und die von Al-Shabaab sind berüchtigt dafür, dass sie neue Kämpfer auf Herz und Nieren prüfen - zu groß ist nämlich die Gefahr, dass Spione eingeschleust werden.

Demzufolge wurden die Bonner zunächst in einem "Clearinghouse" auf ihre Zuverlässigkeit überprüft. Anschließend, so die Anklage der GBA, durchliefen die fünf Männer im Alter zwischen 23 und 31 Jahren eine mehrmonatige Ausbildung an der Waffe in einem Trainingslager - mit dem Ziel, in den Reihen von Al-Shabaab zu kämpfen. Dazu wurden sie - davon geht die GBA aus - für mehrere Monate auf verschiedenen Verteidigungsposten eingesetzt.

Ein sechster Bonner, der sich bald ebenfalls vor dem Oberlandesgericht zu verantworten hat, ist Omar D. Er ist sozusagen ein alter Bekannter der Sicherheitsbehörden. Seit Jahren haben sie ihn auf dem Schirm, 2008 machte der damals 23-Jährige Schlagzeilen, weil er bei dem Versuch, in den Dschihad nach Pakistan zu reisen, von Polizisten am Köln-Bonner Flughafen festgenommen wurde. Strafrechtlich belangt wurde er aber bislang nicht. Anders als die fünf mutmaßlichen Dschihadisten sitzt er auch nicht in Untersuchungshaft.

Von Al-Shabaab als Spion verdächtigt und eingesperrt

Die GBA wirft Omar D. vor, im April 2013 nach Somalia ausgereist zu sein, um sich Al-Shabaab anzuschließen. Dort angekommen, traf er Abdiwahid W. und Mounir T., die ihre Kampfausbildung gerade beendet hatten, heißt es in der Anklage.

Mutmaßlich berieten sie ihn in Sachen Dschihad, woraufhin sich Omar D. in das "Clearinghouse" der Terrormiliz begab - mit einem für ihn unerwünschten Ausgang: Verantwortliche von Al-Shabaab sollen ihn für einen Spion gehalten und ihn deshalb eingesperrt haben.

Nach seiner Freilassung verließ er mutmaßlich desillusioniert Somalia, wurde in Kenia verhaftet und nach Deutschland abgeschoben.

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