Gehälter in Bonn Bonner Chefs verdienen mehr als der OB

BONN · Wie viel verdienen die Chefs kommunaler Unternehmen in Bonn? Um das herauszufinden, reicht in diesem Jahr ein Blick in den Beteiligungsbericht, den die Stadt auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Erstmals werden darin alle Chef-Gehälter öffentlich gemacht.

 140 064 Euro verdient Ashok Sridharan, Oberbürgermeister und Verwaltungschef.

140 064 Euro verdient Ashok Sridharan, Oberbürgermeister und Verwaltungschef.

Foto: RADIN BABRI

2014 hatten noch die Bezüge von Michael Kleine-Hartlage, in Personalunion Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Vebowag und der Betreibergesellschaft Bonn CC, gefehlt. Mit Verweis auf den Datenschutz hatte er der Veröffentlichung seines Gehalts im Bericht nicht zugestimmt. Kritik daran gab es vor allem von der Linken-Ratsfraktion. Seine Bezüge könnten aber bereits seit 2010 in den Geschäftsberichten der Unternehmen eingesehen werden, erklärt Kleine-Hartlage dem General-Anzeiger auf Nachfrage.

Der Blick in den jüngsten Bericht zeigt nun: Viele Geschäftsführer und Vorstände städtischer Tochtergesellschaften verdienen deutlich mehr als der Bonner Oberbürgermeister, der monatlich ein Grundgehalt (B 10) von 11.672 Euro Brutto und damit 140.064 Euro im Jahr erhält. Allerdings ist der Beteiligungsbericht nicht aktuell, ihm liegen die Daten von 2013 zugrunde.

Gehälter beim Theater

Die Unterschiede zeigen sich etwa beim Theater: In der Spielzeit 2012/13 erhielt Generalintendant Klaus Weise üppige 364.200 Euro. Sein Nachfolger Bernhard Helmich musste in der Spielzeit 2013/14 hingegen mit 180.000 Euro auskommen.

Das verdienen die SWB-Chefs

Bei den Stadtwerken führte Peter Weckenbrock, Geschäftsführer der SWB-Tochter Energie und Wasser (EnW), die Gehaltsliste im Jahr 2013 mit rund 276.380 Euro an, gefolgt von den drei Konzerngeschäftsführern Heinz-Jürgen Reining (rund 252.840 Euro), Marco Westphal (etwa 224.325) und Frank Preißmann (rund 265.000). Hinzu kamen noch rund 594.700 Euro für die Altersvorsorge der vier Geschäftsführer.

Inzwischen fallen ihre Verträge zum Teil weniger üppig aus. Denn der Stadtrat hat die Chef-Gehälter im vergangenen Jahr gedeckelt und die Altersvorsorge strenger geregelt. Das gilt für alle neuen Verträge bei Firmen und Gesellschaften, an denen die Kommune die Mehrheit hält. In diesem Jahr erhält Peter Weckenbrock als Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke und der SWB Energie und Wasser 276.000 Euro.

Jeweils 230.000 Euro bekommen seine Mitgeschäftsführer, Arbeitsdirektor Marco Westphal und Heinz Jürgen Reining. Wie hoch der Aufwand für die Altersvorsorge 2015 sein wird, steht noch nicht fest. 2014 wurden für Weckenbrock, Reining und Westphal rund 332.450 Euro zurückgelegt.

Knapp 4000 Euro weniger bei Bonnorange

Kaum verändert hat sich das Gehalt von Michael Kleine-Hartlage: Er verdiente 54.000 Euro als Vorstand der Bonn CC, bei der Vebowag kam er 2014 auf rund 201.800 Euro (2013 rund 201.600). Seine Altersvorsorge muss er aus diesen Bezügen selbst aufbringen. Der inzwischen ausgeschiedene Vorstand von "Bonnorange", Olaf Schmidt, erhielt 152.100 Euro im Jahr 2014 und damit knapp 4000 Euro weniger als im Vorjahr. Dass der Bericht nun alle Chef-Gehälter enthält, schreibt sich vor allem die Linken-Fraktion im Stadtrat auf die Fahne. Die Hartnäckigkeit der Fraktion habe sich ausgezahlt, stellte Fraktionschef Michael Faber fest. Es bleibe aber noch einiges zu tun.

Festvergütung für Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Köln/Bonn

"Wenn ich mir die Gehälter der Sparkassen-Chefs anschaue, die ja nicht gerade üppige Ausschüttungen an die Bonner Stadtkasse machen, dann sind die für mich zu hoch", kritisiert Michael Faber. Laut Jahresbericht 2014 erhält der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Köln/Bonn, Artur Grzesiek, eine Festvergütung von 590.600 Euro. Hinzu kamen 137.500 Euro Ergebniszulage sowie sonstige Vergütungen in Höhe von 16.500 Euro.

Auch die Ratsfraktionen von CDU, SPD und Grünen begrüßen die Veröffentlichung aller Chef-Gehälter. "Die volle Transparenz ist notwendig", sagt der CDU-Fraktionschef Klaus-Peter Gilles. "Der Beteiligungsbericht geht in die richtige Richtung." Das sieht Peter Finger ganz genauso. "Wir haben uns immer für diese Transparenz eingesetzt", sagt der Grünen-Fraktionschef. Aus seiner Sicht könnte der Bericht aber noch weiter gehen und nicht nur Unternehmenszahlen beinhalten, sondern auch eine Strategie für die Beteiligung.

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