Befragung von 2000 Personen Bonn bekommt einen neuen Mietspiegel

BONN · Ohne einen Mietspiegel funktioniert die vom Bundestag beschlossene Mietpreisbremse nicht. "Und da sind wir in Bonn gut aufgestellt", sagt Mirco Theiner, Geschäftsführer des Mieterbunds Bonn/Rhein-Sieg/Ahr.

Seit 1995 wird der Mietspiegel in Bonn erhoben, seit fast zehn Jahren gilt er auch als qualifiziert. Qualifiziert ist ein Mietspiegel dann, wenn er repräsentativ ist und nach wissenschaftlichen Methoden erhoben wird. Zusätzlich muss er von Mieter- und Vermietervertretern anerkannt werden. In Bonn sind das der Mieterbund und die Vermietervereinigung Haus & Grund.

Alle vier Jahre sind Mitarbeiter der Stadt unterwegs, um Bonner Haushalte nach ihrer Mietsituation zu befragen. "Dass es nicht wie in manchen Städten von privaten Unternehmen und am Telefon gemacht wird, ist ein entscheidender Vorteil. Bonn ist da privilegiert", sagt Theiner. An Ort und Stelle könnten die Mitarbeiter die Lage besser einschätzen und möglichst objektiv beurteilen. Vielen Mietern fehlten beispielsweise Informationen zur Wohnung, außerdem falle es ihnen schwer, eine Wertung abzugeben. Da der Aufwand für die Befragung groß ist, der Mietspiegel aber aktuell gehalten werden muss, gibt es alle zwei Jahre eine mathematische Fortschreibung, die anhand des Verbraucherindex errechnet wird. Auf dem Bonner Wohnungsmarkt halten sich bis auf einen alle Vermieter an die Regelungen.

Da die die letzte Datenerhebung 2011 war, werden in diesen Wochen wieder etwa 2000 Mieter befragt. "Die Fragebögen wurden seitdem verbessert, sie sind individueller und detaillierter", erläutert Theiner. Bisher wurde beispielsweise nur festgehalten, welchen Zustand ein Bodenbelag hat. Das sei zu subjektiv gewesen. Jetzt gibt es entsprechend Bonuspunkte, wenn hochwertiges Parkett oder Granitstein verlegt ist. Minuspunkte gibt es, falls etwas fehlt. In Mehrfamilienhäusern zum Beispiel dann, wenn keine Gegensprechanlage vorhanden ist. "Die gehört mittlerweile zum Standard", sagt Theiner. Auch die Lage spielt eine Rolle, in einer Karte sind die unterschiedlichen Mietniveaus eingezeichnet.

Im Rhein-Sieg-Kreis haben von 19 Kommunen nur die Städte Troisdorf und Sankt Augustin dieselben Standards beim Mietspiegel. In Siegburg ist die letzte Umfrage mehr als zehn Jahre her. "Die Situation ist also durchwachsen, obwohl ein genereller Mietspiegel dringend nötig wäre", schätzt Theiner den Wohnungsmarkt ein. Der Mieterbund plädiert deshalb für einen Mietspiegel, der für den gesamten Rhein-Sieg-Kreis gilt.

Dass der Wohnungsmarkt nicht sich selbst überlassen werden soll, hängt mit der hohen Nachfrage nach Wohnraum bei einem zu geringen Angebot zusammen. Wie knapp er ist, zeigt sich laut Theiner an neu vermieteten Wohnungen. Der Mietspiegel gilt nämlich nur dann, wenn das Mietverhältnis verlängert wird. Auch nach großen Sanierungen darf die Miete höher als die ortsübliche Vergleichsmiete steigen. In Bonn gibt es bei Neuverträgen teilweise Preissprünge von bis zu 50 Prozent. Bei den Befragungen werden auch nur diese Neuverträge berücksichtigt und solche, die erst in den vergangenen vier Jahren abgeschlossen wurden. Da aber viele Wohnungen berücksichtigt werden, ergibt sich ein guter Durchschnitt. Der neue Mietspiegel für Bonn soll Ende des Jahres vom Stadtrat verabschiedet werden.

Mietspiegel und Mietpreisbremse

Der Bundestag hat beschlossen, dass es künftig eine gesetzliche Mietpreisbremse gibt. Allerdings nicht bundesweit. Die Bundesländer wurden beauftragt, angespannte Wohnungsmärkte auszuweisen.

Um die Kappungsgrenze für den Mietpreis anzusetzen, sollen die örtliche Mietspiegel herangezogen werden. In Bonn lag die maximale Mieterhöhung im vergangenen Jahr bei 3,5 Prozent.

Vom qualifizierten Mietspiegel können Vermieter nur abweichen, wenn sie eine detaillierte Begründung abgeben und eine ortsübliche Vergleichsmiete als Richtwert heranziehen. Das soll den Markt für alle Parteien fair gestalten und Streitfälle vermeiden.

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