BOGIDA-Kundgebung in Bonn Beide Lager wollen friedlich demonstrieren

BONN · Der BOGIDA-Kundgebung steht am Montag auf dem Kaiserplatz das Bündnis "Bonn stellt sich quer" gegenüber. Der Bonner Bürger Bund und die AfD halten Abstand.

"Bonn stellt sich quer gegen Islam- und Fremdenfeindlichkeit" - so lautet das Motto einer Demonstration, zu der die Bonner Polizei für Montag ab 18 Uhr rund 800 Teilnehmer nahe dem Kaiserplatz erwartet. Initiator ist das Bündnis "Bonn stellt sich quer", Anlass für ihre Mobilisierung ist eine Kundgebung der Protestbewegung "Pegida". Die demonstriert "gegen Islamisten, Salafisten und für eine konsequente Anwendung des geltenden Asylrechts" unter dem lokalen Etikett "Bogida" mit etwa 500 Teilnehmern ebenfalls am Kaiserplatz.

Pegida steht für "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" und hat in den vergangenen Wochen in einem Dutzend deutscher Städte für Zulauf, Gegendemonstrationen und intensive Kontroversen gesorgt. Die mit weitem Abstand größte Teilnehmerzahl wurde bislang in Dresden erreicht, wo vor einer Woche rund 10.000 Pegida-Teilnehmer sowie 9.000 Gegner auf die Straße gingen. Vertreter der etablierten Parteien äußerten sich zu den Massenveranstaltungen überwiegend besorgt und ablehnend.

Manche, etwa Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), mahnten auch Verständnis für die Teilnehmer an. Unter denen mischen sich Sorge vor einer Ausbreitung des Islam mit allgemeiner Systemkritik. Auch befinden sich zwischen den vielen nicht organisierten teilnehmenden Bürgern auch Mitglieder populistischer oder radikaler Parteien. Das dürfte mutmaßlich auch auf die Veranstaltung heute in Bonn zutreffen.

Die Bonner Ausgabe von Pegida heißt Bogida. "Wir distanzieren uns von jeglicher Gewalt und sind weder links noch rechts", heißt es in einem Aufruf. Es handele sich um eine zivile, überparteiliche Veranstaltung, erklärt Urheberin Melanie Dittmer. Als Jugendliche hatte die heute 36-Jährige einst zeitweilig einer NPD-Jugendorganisation angehört, worüber sie ebenso freimütig spricht wie über ihr jüngst erworbenes Amt als Beisitzerin im Bundesvorstand der rechtspopulistischen Partei Pro NRW.

Die Parteiarbeit und Pegida würden strikt getrennt, sagt sie. In aktuellen Pressemitteilungen von Pro NRW liest sich das anders: Darin schreibt man sich selbst die Initiative für die ersten Kundgebungen im Rheinland, zu - und sieht sich gar als "Wegbereiter" für die gesamte Pegida-Bewegung.

Bestätigt sehen dürften sich damit wiederum all jene, welche die Protestmärsche hinter deren "bürgerlicher Maske" als "Sammlungsbewegung von Islam- und Fremdenfeinden" ansehen. "Wir wollen diesem neuen Versuch von Rassisten und Neonazis, in unserer Stadt aufzumarschieren, gemeinsam, friedlich und entschlossen entgegentreten", sagt Susanne Rohde, Sprecherin von Bonn stellt sich quer.

Ähnlich drückt es eine von mehreren Fraktionen eingebrachte Resolution aus, die ohne Debatte und Widerspruch den Stadtrat passierte. Unterstützt wird diese Haltung von den Bonner Bundestagsabgeordneten Katja Dörner (Grüne), Ulrich Kelber (SPD) und Claudia Lücking-Michel (CDU), vom Bonner DGB und der Evangelischen Kirche, von Piraten, Grünen, Linkspartei sowie von weiteren linken Gruppen wie der "Antifaschistischen Aktion".

Abstand zu beiden Lagern halten derweil die Vorstände des Bonner Bürger Bundes (BBB) und des Stadtverbandes der Alternative für Deutschland (AfD): "Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit gilt auch für Personen, die gegen die vermeintliche Islamisierung demonstrieren wollen. Die lange Tabuisierung bestimmter schwieriger Themen hat leider dazu geführt, dass sich viele Bürger nicht mehr ernst genommen fühlen", sagt Bonns BBB-Vorsitzender Johannes Schott. Als "besorgniserregend" bezeichnet er es, dass bei der Gegendemonstration mutmaßlich auch Personen aus dem linksextremen Spektrum beteiligt sein werden.

Schott: "Ich erwarte, dass sich die Initiative 'Bonn stellt sich quer' entschieden von Linksextremisten und Salafisten distanziert". Ähnlich sieht es der Bonner AfD-Pressesprecher Michael Faßbender, der außerdem mit Blick auf beide Seiten sagt: "Mit Schlagworten löst man keine Probleme. Politiker haben die Aufgabe, die Sorgen der Bürger anzuhören und ernst zu nehmen, alles andere wäre respektlos. Nicht zuletzt die Ignoranz der Altparteien war ja ein Anlass zur Gründung der AfD". Vertreter der AfD-Bundesspitze hatten zuletzt Verständnis für Pegida geäußert.

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