Kommentar Bedrohliche Szenen

Blüht dieser Stadt so etwas jetzt öfter? Das dürfte angesichts der unversöhnlichen Front, an der sich die politischen Geister scheiden, die Frage sein, welche seit gestern viele Bonner bewegt.

Man spüre, dass das gesellschaftliche Klima in Deutschland rauer wird, hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière angesichts der Protestmärsche gesagt. In welchem Maße diese Feststellung fortan auch auf seine Geburtsstadt zutreffen wird, kann angesichts der Szenen des gestrigen Abends kaum eingeschätzt werden. Die Situationen, denen sich mancher unbeteiligter Passant auf dem Heimweg gegenübersah, wirkten zuweilen beängstigend.

Das gilt für diejenigen, die unter der Flagge der "Toleranz" das Demonstrationsrecht anderer im Wortsinne blockieren. Und es gilt für die, welche offenkundig voller Genugtuung registrieren, dass ihre verbalen Drohgebärden endlich einmal ein Echo finden, während sie zugleich beanspruchen, die Vertreter der Verängstigten zu sein. Auch Berührungsängste zu extremen Positionen scheinen auf beiden Seiten nicht voll ausgeprägt, sodass man sich fragen muss: Was passiert eigentlich, wenn die Polizeikette einmal nicht mehr hält?

Durch Tabuisieren oder gegenseitiges Niederbrüllen sind noch keine Probleme und Ängste beseitigt worden. Sie unmissverständlich und couragiert zur Sprache zu bringen, ist geradezu die Pflicht all jener, denen Menschenrechte, Demokratie und Freiheit am Herzen liegen. Wer sich von der Politik nicht ernst genommen fühlt, sucht nach Alternativen womöglich bei den Extremen. Auch in Bonn - der "Salafistenhochburg" - sollten die Volksvertreter rasch glaubwürdige und demokratische Wege finden, das zu verhindern.

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