Rundgang durch die Villa Sonntag Bald strahlt das Schmuckstück wieder

BONN · Seit etwa fünf Jahren steht die Villa Sonntag an der Meckenheimer Allee 148 leer. Das soll sich bald ändern. Die komplette Sanierung erfolgt in enger Abstimmung mit den Denkmalschützern.

Rundgang durch die Villa Sonntag: Bald strahlt das Schmuckstück wieder
Foto: Horst Müller

"Dies ist die schönste, größte und typischste klassizistische Villa, mit der wir es in Bonn bisher zu tun hatten." Karl-Heinz Schommer geht staunend durch das prächtige Anwesen an der Meckenheimer Allee 148, das seit etwa fünf Jahren leer steht. Der Bonner Architekt und seine Tochter, Projektarchitektin Laura Schommer-Wolstein, kümmern sich um die nun anstehende Sanierung des Schmuckstücks.

Um zur Türschwelle zu gelangen, geht es durch einen riesigen Vorgarten, der für sich schon einem Einfamilienhaus Platz bieten würde. Sogar einen kleinen Teich mit Springbrunnen gab es dort einmal. Die Einfassung ist noch vorhanden. Überhaupt ist so vieles hier eine unverwässerte Reise zurück ins Jahr 1844, in dem die Villa entstand. In einer Ecke ist ein altes Waschbecken von damals zu sehen, auf der Terrasse eine Markise mit Räderwerk. Die nostalgische Elektroinstallation verleitet ebenso zum Staunen wie der in die Wand hineingesetzte Einbauschrank mit seinen Gardinchen an den Glastüren, von dem das Bonner Denkmalamt auf Anhieb sagte: "Der muss erhalten bleiben." Später wird dieser Raum ein Bad werden.

Gardinchen an den Glastüren des Einbauschranks

Die komplette Sanierung erfolgt in enger Abstimmung mit den Denkmalschützern. Der Bonner Unternehmensberater Tobias Manig investiert mit seiner Firma "BeletageBonn" rund 1,5 Millionen Euro in den Umbau und will die vier Wohnungen später vermieten. Noch im Mai rechnet er mit der Baugenehmigung, dann soll es auch schon losgehen. "In einem Jahr wollen wir fertig sein", sagt der 44-Jährige, dem es die Bonner Baudenkmäler angetan haben und der laut Schommer mit viel Verstand an das Projekt herangehe.

Namensgeber der Villa ist das Ehepaar Sonntag, das dort gewohnt hat. Die promovierte Kunsthistorikerin Olga Sonntag, die Ende Mai 2010 im Alter von 86 Jahren starb, galt als kompetente Kämpferin für das historische Bonn und den Erhalt seiner Denkmäler. Wenn mancher sie auch gern als "ewig Gestrige" bezeichnete. Stadthaus und Südüberbauung am Hauptbahnhof hielt sie für städtebauliche Todsünden, war gegen den Post Tower. Sie sah sich als Bewahrerin gewachsener Strukturen, war aber auch aufgeschlossen für die Moderne, etwa für die Museumsmeile.

So sehr sich Olga Sonntag für die baulichen Schätze dieser Stadt auch einsetzte, war es ihr wohl nicht möglich, etwas gegen den Zahn der Zeit zu unternehmen, der an dem Denkmal nagte, in dem sie wohnte. Von oben ist über Jahre die Feuchtigkeit ins Gebälk der Villa eingedrungen, so dass die mittlere Etage lange nicht betreten werden durfte. Ein Flügel wird über alle Geschosse hinweg mit Balken abgestützt. "Der gesamte Dachstuhl muss erneuert werden", sagt Schommer. Dabei würden die Gauben und die Beschieferung beibehalten, so der 62-Jährige.

Doch auch wenn nun das Fundament an manchen Stellen wegen einiger Risse, die hinter den abgelösten Tapeten zum Vorschein gekommen sind, untersucht werden muss: Viele andere gut erhaltene Dinge lassen das Herz der Denkmalschützer und Architekten umso höher schlagen. Mit ausgebreiteten Armen stellt sich Schommer in den mittleren von drei hintereinanderliegenden Räumen. Da sich von dort aus in den vorderen und hinteren, mittlerweile vom Wildwuchs befreiten Garten schauen lässt, ist alles von Licht durchflutet. Einzige Trenner in den hohen Räumen sind die 170 Jahre alten, zum Teil verglasten Schiebetüren, die sich auch heute noch auf den in den Boden eingelassenen Metallschienen hin- und herbewegen lassen.

Ganz typisch für die damalige Zeit ist auch der gemauerte Gewölbekeller mit seiner Kohlerutsche. Zuletzt lief dort unten eine alte Ölheizung, die nun durch eine Gasheizung ausgetauscht wird. "Ich es habe es noch nie gesehen, dass nichts verändert wurde", sagt Schommer zur vorgefundenen Architektur. Das Besondere am Grundriss: In der Mitte gibt es auf allen Etagen eine rechteckige Verteilerdiele, von der aus die Räume sternförmig in alle Richtungen abgehen. Wie damals üblich, befinden sich die prächtigsten Stuckelemente in den unteren Repräsentationsetagen und werden nach oben hin schlichter.

"Das Spannende ist, den neuen Anbau so zu gestalten, dass dem Altbau nicht die Schau gestohlen wird", sagt Laura Schommer-Wolstein. Der Neubau solle sich allerdings selbstbewusst präsentieren. Der jetzige Riegel rechts der Villa, in dem die Sonntags ein Hobbyatelier untergebracht hatten, ist nicht typisch für das Denkmal. Der 30-Jährigen wird sicher etwas einfallen, das gut zum Stil der alten Villa passt.

Die Villa Sonntag

Wer nicht genau hinschaut, kann das klassizistische Haus an der Meckenheimer Allee 148 leicht übersehen. Das liegt wohl an dem großzügigen Vorgarten mit der stattlichen Buche in seiner Mitte. Die Villa Sonntag wurde bereits 1844/45 als frei stehendes Gebäude errichtet. Die Meckenheimer Allee entwickelte sich aus der barocken Wegeverbindung von Bonn nach Poppelsdorf, heißt es aus dem Denkmalamt der Stadt. Dort ging die Bebauung anfangs recht zögerlich vonstatten, während das Viertel rund um die heutige Thomas-Mann-Straße schon um 1865 fast komplett bebaut war.

So gehörte die Villa Sonntag zu den ersten Gebäuden an diesem Straßenabschnitt, der heute zur Weststadt gehört - ein repräsentativer Bau des gehobenen Bürgertums mit parkartigem Gärten vorne und hinten. Das Grundstück ist etwa 2000 Quadratmeter groß. Die Villa umfasst 450 Quadratmeter Wohnfläche und einen nicht geschützten Anbau.

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