Restaurant in der Bonner City Baby schrie - Eltern mussten Lokal verlassen

BONN · Aufregung in einem Bonner Restaurant: Eine 36-Jährige wurde mit ihrer vier Monate alten Tochter des Lokals verwiesen, nachdem sich Gäste über den "Babylärm" beschwert hatten.

Der letzte Bissen des Stück Kuchens wäre Susana V. wohl im Halse stecken geblieben, hätte sie gewusst, was gleich passiert.

Mit einer langjährigen Freundin hatte sich die 36-jährige Grafikdesignerin aus Bad Honnef in einem Restaurant in der Bonner City verabredet. Seit vier Monaten Mutter einer Tochter, hatte sie sich auf dieses unbeschwerte Wiedersehen sehr gefreut. Die Stimmung war gut, die beiden Frauen redeten, lachten und hatten ihren Spaß.

Kurze Zeit später kam Susanas Mann mit der kleinen Mila auf dem Arm herein. Die Kleine hatte ganz offensichtlich großen Hunger. "Ich habe sie wirklich sehr diskret gestillt und mich zurückgezogen", erzählt die 36-Jährige. Mila trank, quengelte, trank erneut. So ganz zufrieden war sie wohl noch nicht. "Ich bin dann mit ihr zur Toilette gegangen, um niemanden zu stören", so die junge Mutter. Dort habe sie ihre Tochter dann beruhigen können.

Doch es dauerte nicht lange, da wurde sie höflich, aber bestimmt gebeten, das Lokal zu verlassen. "Andere Gäste hatten sich wegen des Babylärms belästigt gefühlt", empört sie sich. "Man konnte mir allerdings nicht sagen, wer es war. Denn ich hätte gerne mit den Betroffenen geredet", so Susana V..

Anders hat Sania Kombaz, Geschäftsführerin des betroffenen Lokals, die Situation erlebt. "Das Baby hat fast 20 Minuten geschrien. Die ersten Gäste hätten deshalb bereits die Rechnung verlangt. "Man kann uns wirklich nicht nachsagen, dass wir kinderfeindlich sind", verteidigt sie sich. Der Eingangsbereich sei erweitert worden, damit auch Kinderwagen problemlos hereinkommen, es gebe einen Wickelraum, und aus einer Spielekiste könnten sich die kleinen Gäste bedienen.

"Aber", so betont sie, "als Inhaberin habe ich auch die Aufgabe, unternehmerisch zu denken." Sie müsse dafür sorgen, dass alle Gäste den Aufenthalt genießen können. "Die Freiheit des Einzelnen hört nun einmal dort auf, wo die Freiheit anderer eingeschränkt wird", sagt sie. Von einem Rauswurf will sie nichts wissen. Man habe das junge Paar nur darauf aufmerksam gemacht, dass das Babygeschrei andere stört. "Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Im Gegenteil."

"Kinderlärm und Gastronomie, das ist immer ein heikles Thema", weiß Christoph Becker, Geschäftsführer der Dehoga Mittelrhein. Nicht erst seit der Aktion eines Düsseldorfer Gastwirts, der Kinder aus einem Teil seines Hauses ausgesperrt hatte, ist die Öffentlichkeit sensibilisiert.

"Wir können keine allgemein gültige Empfehlung geben, wie sich ein Wirt in einem solchen Fall verhalten soll", so Becker. Er habe aber Verständnis dafür, dass ein Gastronom einschreitet, wenn sich Gäste gestört fühlen. "Oft genügt aber auch ein Gespräch mit den Eltern", so Becker. Für Susana V. war die Situation nicht nur sehr unangenehm, sondern auch demütigend. "Es war das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe. Damit hätte ich nie gerechnet."

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